Roam or not?

BNetzA kritisiert Bundesministerien wegen Roaming-Plänen

Die Politik will unbedingt nationales oder regionales Roaming. Die Netzagentur warnt vor den Folgen.
Von mit Material von dpa

Im Ausland üblich: Netzauswahl beim Roaming. In Deutschland brächte es nur kurzfristig Vorteile: Nationales Roaming. Im Ausland üblich: Netzauswahl beim Roaming. In Deutschland brächte es nur kurzfristig Vorteile: Nationales Roaming.
Bild: Picture Alliance / dpa
Politik und Regu­lie­rungs­be­hörde liegen sich weiter in den Haaren. Bei der Einfüh­rung des schnellen mobilen Inter­nets 5G muss die Bundes­re­gie­rung Kritik von der Bundes­netz­agentur einste­cken.

Eindring­liche Warnung vor Klage­welle

Im Ausland üblich: Netzauswahl beim Roaming. In Deutschland brächte es nur kurzfristig Vorteile: Nationales Roaming. Im Ausland üblich: Netzauswahl beim Roaming. In Deutschland brächte es nur kurzfristig Vorteile: Nationales Roaming.
Bild: Picture Alliance / dpa
In einem Schreiben der Bundes­netz­agentur an die Minis­te­rien für Verkehr und Wirt­schaft wird davor gewarnt, das soge­nannte lokale Roaming schon bald im Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­setz zu veran­kern. Eine solche Ände­rung noch vor der 5G-Verstei­ge­rung im Früh­jahr 2019 würde "erheb­liche Rechts­un­si­cher­heiten verur­sa­chen und das Aukti­ons­ver­fahren gefährden", rekla­mieren die Autoren. Das Schreiben einer Fach­ab­tei­lung der Netz­agentur liegt der Deut­schen Presse-Agentur vor. Zuvor hatte die "Frank­furter Allge­meine Zeitung" bereits darüber berichtet.

Verhand­lungen statt Zwang

In ihren Verga­be­re­geln für die 5G-Frequenz­auk­tion hatte die Bundes­netz­agentur auf eine Roaming­pflicht verzichtet, statt­dessen setzt sie auf ein Verhand­lungs­gebot - die Firmen müssen also mitein­ander verhan­deln, eine Pflicht zur Eini­gung gibt es aber nicht.

Der Politik liegen frus­trierte Kunden in den Ohren, die auf ihrem Handy oft "Nur Notrufe" sehen, womit klar ist, dass ein "anderes Netz" empfangbar sein könnte. Die Idee, der Kunde könnte dieses "andere Netz" dann wenigs­tens "regional" nutzen, doch dadurch sinkt die Moti­va­tion selbst auszu­bauen, weil ein "anderes Netz" es ja schon richten könnte. Auch höhere Preise für bessere Netz­ab­de­ckung wären so kaum noch vermit­telbar.

Politik will schnelle Ergeb­nisse

Führende Bundes­po­li­tiker setzen trotzdem darauf, über die ohnehin anste­hende Ände­rung des Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­setzes doch noch eine Roaming­pflicht durch­zu­setzen, die aber nur lokal begrenzt sein soll.

Beim Roaming werden Handy­nutzer dort, wo ihr Vertrags­partner keine Antennen hat, mit anderen Netzen verbunden. Im EU-Ausland ist das schon lange üblich, im Inland für Inlands­kunden hingegen noch nicht.

Netzagentur erklärt Bedenken

In der Bonner Re­gulierungs­behörde heißt es nun, ein lokales Roaming wäre "technisch sehr aufwendig und damit schwer umsetzbar". So eine Pflicht würde zu erheblichen Unsicher­heiten führen, heißt es in dem Schreiben: „Mit Blick auf diese Unsicherheiten ist fraglich, ob und in welchem Umfang ein Netzbetreiber in den weiteren Netzausbau - insbesondere im ländlichen Raum - investieren wird, wenn er im Nachhinein Wett­bewerber auf sein Netz lassen muss.“

Damit machen die Autoren deutlich, dass die von der Politik beabsichtigte bessere Flächenabdeckung für Verbraucher ein "Rohrkrepierer" werden könnte - und die Abdeckung mancherorts noch schlechter sein könnte, weil dort kein einziger Netzbetreiber mehr Antennen baut und damit Funklöcher im ländlichen Raum blieben.

Alter­na­tive MORAN

Eine denk­bare Lösung wäre MORAN (Multi Operator Radio Access Node). Dabei strahlt eine Sende­sta­tion nicht nur die Kennungen von einem Netz sondern von mehreren oder allen Netzen aus. In Deutsch­land wären das 262-01 für Telekom, 262-02 für Voda­fone oder 262-03 für Telefónica (Netz­an­zeige z.T. "E-Plus"). Die bishe­rige Kennung 262-07 für Telefónica wird aufge­geben.

Bei MORAN müssen sich aber vorher alle Netz­be­treiber über die Kosten­ver­tei­lung einigen. In dünn besie­delten Regionen wäre das eine Lösung, in dichter besie­delten Berei­chen könnte es weiterhin inter­es­santer sein, für jedes Netz eigene Anlagen, viel­leicht am glei­chen Standort (Sende­mast) aufzu­bauen.

Übri­gens: teltarif.de-Redak­teur Henning Gajek hat die Hinter­gründe der Funk­lö­cher in der TV-Sendung Zur Sache Rhein­land-Pfalz (SWR-RP) [Link entfernt] erläu­tert.

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