Ratgeber

Nach Analog-Abschaltung: Alternativen zum UKW-Kabelradio

In vielen Kabelnetzen werden derzeit die analogen UKW-Hörfunkprogramme abgeschaltet. Alternativen sind aber verfügbar. Wir erklären, wie es für Radionutzer nun weitergeht und welche Möglichkeiten sie haben.
Von

Der DVB-C-Radio-Adapter TechniSat Cablestar 100 Der DVB-C-Radio-Adapter TechniSat Cablestar 100
Foto: TechniSat
Derzeit wird in den Kabelnetzen nicht nur das analoge Fernsehen abgeschaltet. Auch die analoge Radioverbreitung im UKW-Bereich endet bei mehreren Netzbetreibern und in einigen Bundesländern. Doch wie können Radiohörer ihr Lieblingsprogramm in Zukunft empfangen? Es gibt hierbei mehrere Möglichkeiten. Deren Vor- und Nachteile wollen wir in unserem Ratgeber beleuchten.

Möglichkeit 1: Analoger, terrestrischer UKW-Empfang

Der DVB-C-Radio-Adapter TechniSat Cablestar 100 Der DVB-C-Radio-Adapter TechniSat Cablestar 100
Foto: TechniSat
Wer bislang UKW-Kabelradio über seine HiFi-Anlage gehört hat, kann diese weiter nutzen. Hierfür ist es lediglich notwendig, das Koaxkabel an der Antennenbuchse des Radio-Tuners hinauszuziehen und eine Wurf- oder Zimmerantenne (ab 10 Euro im Handel) anzuschließen und somit den terrestrischen UKW-Empfang zu nutzen. Nachteil dieser Lösung: Über den Kabelanschluss sind oft Programme verfügbar, die terrestrisch auf UKW nicht oder nur schlecht zu empfangen sind. Das Programmangebot dieser Lösung wäre also geringer als beim bisherigen Kabel-UKW und der Empfang oft schlechter. Viele müssen ein Rauschen im Stereo-Bereich und andere Störungen in Kauf nehmen. Daher ist die analoge Antennenlösung nur dort empfehlenswert, wo es ein gutes Angebot auf UKW gibt, wenn man in der Nähe von Sendeanlagen wohnt oder freie Sicht zu UKW-Sendern hat. Etwa in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München.

Möglichkeit 2: Digitaler Radioempfang im Kabel

Schon seit vielen Jahren werden neben analogen UKW- auch digitale Radioprogramme im Kabel übertragen. Der entsprechende Standard heißt DVB-C. Vorteil: Im Vergleich zum analogen UKW-Empfang im Kabel sind über DVB-C weit mehr Sender in rauschfreier Qualität zu empfangen. Nachteil: Häufig fehlen noch die Ortssender und um den Ton auf die HiFi-Anlage zu bekommen, benötigen Kabelkunden einen Digital-Receiver oder Set-Top-Box. Da die meisten heute aufgrund des fest eingebauten Digitalreceivers die Kabelprogramme direkt über den Fernseher konsumieren, müssten sie auch über den Fernseher Radio hören. Eine nicht gerade stromsparende Maßnahme.

Aus diesem Grund bieten einige Kabelnetzbetreiber wie Vodafone eine eigene Lösung an, um ihren Kunden weiter Radioprogramme anzubieten. Hierfür soll der von Vistron hergestellte "VT855" sorgen. Dabei handelt es sich um einen DVB-C-Radio-Tuner zum Anschluss an die heimische HiFi-Anlage. Die Set-Top-Box, die knapp 60 Euro kostet, verfügt über eine 12-stellige alphanummerische Anzeige zur Darstellung des Sendernamens. Außerdem gibt es acht Stationstasten zum direkten Aufrufen der Lieblingssender.

Eine Alternative gibt es von TechniSat mit dem DVB-C-Radio-Adapter Cablestar 100. Mit dem Zustellgerät ist es ebenfalls möglich, digitales Radio auch ohne eingeschalteten Fernseher aus der Kabelbuchse zu empfangen und per Audio-Kabel an die bestehende HiFi-Anlage weiterzuleiten. Das Gerät kostet rund 50 Euro im Handel.

Möglichkeit 3: Digital-terrestrisches Radio DAB+

Das digital-terrestrische Radio DAB+ stellt eine Alternative zum Kabel dar und hat einige Vorteile: Es bietet in vielen Regionen Deutschlands bereits eine breitere Programmauswahl als über Kabel-UKW und das in klarer, digitaler Qualität. So sind in München über 50 Radioprogramme zu hören, im Rhein-Main-Gebiet sogar über 70. Allerdings gibt es auch noch Regionen, in denen das Angebot geringer ist und wichtige Programme fehlen - etwa die örtlichen Privatsender. Einige Regionen in Deutschland haben noch gar keinen DAB+-Empfang.

DAB+ ist im Vergleich zum Kabel flexibler einsetzbar, außerdem ist der Empfang kostenlos. Da weder ein Kabelanschluss noch ein Internetzugang benötigt wird, fallen außer der Hardware keine Zusatzgebühren an. Wer bisher Radio auf seiner HiFi-Anlage über Kabel empfangen hat, kann sie auch mit DAB+ weiter nutzen. Hierfür bietet die Industrie preisgünstige Adapter ab rund 40 Euro, die einfach an den HiFi-Verstärker angeschlossen werden.

Wer dagegen keine neue Stereo-Anlage kaufen möchte, kann ein modernes Tischradio oder Soundsystem mit DAB+ erwerben, das überall einsetzbar ist – auch abseits der Anschlussbuchse für den Kabelempfang. Nachteil von DAB+ ist aber der oft nicht störungsfreie Empfang. In bisher unzureichend versorgten Gebieten kommt es zu lästigen Signal-Aussetzern.

Möglichkeit 4: WLAN-Internetradio

Wer zu Hause einen WLAN-Router und einen Internetzugang besitzt, kann sich auch ein WLAN-Internetradio oder einen entsprechenden Adapter für eine vorhandene HiFi-Anlage (ab 70 Euro im Handel) besorgen. Vorteil: Es gibt eine riesige Vielfalt von über 20 000 Radiostationen und zudem Podcasts und das alles ohne Extra-Kosten.

Wirklich fast jeder Sender weltweit ist dabei, auch die lokalen Antennenprogramme. Man ist mit WLAN-Radios außerdem flexibel und kabel-unabhängig. Nachteil: WLAN-Radios sind von einem Portalbetreiber abhängig. Geht dieser pleite oder kündigt der Hersteller die Verträge, was in der Realität bereits geschehen ist, kann das neue Gerät schnell zu Elektroschrott werden.

DAB+/Internetradio-Kombi-Adapter iAdapt 320 von Auna DAB+/Internetradio-Kombi-Adapter iAdapt 320 von Auna
Foto: Auna
Es gibt auch Kombi-Empfänger und -Adapter, die neben dem Zugang zu einem Internetradio-Portal auch terrestrisches Radio über UKW und DAB/DAB+ empfangen. Diese sind ab zirka 100 Euro im Handel erhältlich.

Möglichkeit 5: Bluetooth und Multiroom

Eine weitere Alternative zum bisherigen Radioempfang im Kabel sind Bluetooth-Lautsprecher oder Multiroom-Systeme. Hierbei dient das Smartphone oder Tablet als Internetradio-Empfänger und leitet das Programm per Bluetooth oder WLAN auf Drahtlos-Lautsprecher weiter. Mir einem Multiroom-System kann der Nutzer mehrere Räume mit Musik versorgen, auch mit unterschiedlichen Musikquellen. Vorteil: Der User ist beim Internetradio-Empfang nicht von einem einzigen Portalbetreiber abhängig wie bei stationären WLAN-Internetradio-Geräten. Nachteil: Der Einschaltvorgang dauert länger als bei herkömmlichen Radiogeräten. Außerdem müssen Smartphone oder Tablet als Steuergerät immer aufgeladen sein. Nach einigen Stunden Musikgenuss schreien sie nach der Steckdose.

Möglichkeit 6: Smart Speaker

Multiroom-Speaker Sonos One mit Alexa-Sprachsteuerung Multiroom-Speaker Sonos One mit Alexa-Sprachsteuerung
Foto: Sonos
In Zukunft immer bedeutender werden Smart Speaker. Gab es sie anfangs nur in Form von klangschwachen "Blechbüchsen", präsentieren viele Hersteller heute schon HiFi-Boxen mit Sprachsteuerung, die auf Amazons Alexa, Google Assistent (OK Google) und Co. zugreifen. Per Sprachbefehl, Beispiel "Alexa, spiele Antenne XY" öffnet sich eine Internetradio-Applikation und spielt die gewünschte Radiostation. Vorher müssen Kunden den entsprechenden Skill herunterladen. Vorteil ist in jedem Fall die komfortable Bedienung, etwa von der Couch aus oder während der Arbeit. Nachteil: Smart Speaker sind nicht jedermanns Fall und außerdem bedenklich, was den Datenschutz angeht, da alle Sprachbefehle aufgezeichnet und an die Server von Amazon, Google und Co. weitergereicht werden.

In einer weiteren Übersicht haben wir Ihnen fünf aktuelle Internet/DAB-Radios vorgestellt.

Mehr zum Thema Radio