Pre5G

5G: Flughafen Wien fliegt voraus

Noch ist 5G nicht ganz fertig, doch am Flughafen Wien gibt es bereits heute ein Netzwerk, das eine der wichtigsten Funktionalitäten des neuen Mobilfunk-Standards nutzt: das sogenannte Network Slicing.
Von Wolfgang Korne

Der Betrieb eines Flughafens ist eine hochkomplexe Sache: Bis zu 55 Prozesse laufen bei einer Flugzeug­abfertigung parallel ab, bis zu 60 Mitarbeiter arbeiten dabei zusammen. Diese Aufgaben müssen per Funk miteinander koordiniert werden. Am Flughafen Wien wurde dazu bisher ein WLAN-Netz eingesetzt, über das die notwendigen Daten zu Geräten und den Terminals der Mitarbeiter übertragen wurde. „Wir haben dazu mehr als 140 Access-Points im Einsatz“, sagt Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG. „Doch wir schaffen es immer noch nicht, damit auf dem Vorfeld eine lückenlose Versorgung sicherzustellen.“

5G statt WLAN

Mini-Antennen für das Funk-Netz mit 5G-Technik. 36 der neuen Mini-Antennen werden genügen, um über den gesamten Wiener Flughafen flächendeckend ein Funknetz zu spannen.
Wolfgang Korne
Weswegen der Flughafen nun auf ein neues Kommunikationsnetz umstellt, das schon mit 5G-Technik arbeitet. Dazu wurde zusammen mit Netzbetreiber A1 und Technologie-Partner Nokia ein Versuchsnetz mit zunächst sieben Mikrozellen aufgebaut, das im Laufe der letzten Monate getestet wurde. Dieses Netz arbeitet vollkommen autonom und nimmt bereits eine Eigenschaft der kommenden 5G-Netze vorweg: das Network Slicing. Durch Network Slicing wird es in Zukunft nicht mehr nur ein großes Netz, sondern viele parallel betriebene Netze geben, die die gleiche Infrastruktur nutzen. Die einzelnen Teilnetze können dabei an die jeweiligen Bedürfnisse etwa von produzierendem Gewerbe oder auch für autonome Fahrzeuge angepasst werden, etwa in Bezug auf Kapazität und Antwortzeiten. Und natürlich lassen sich die Daten so auch individuell verschlüsseln. Trotz dieser Flexibilität lassen sich solche Campus-Netze aber auf Wunsch auch an öffentliche Netze anbinden, etwa um Übergaben zu ermöglichen.

Hoher Effektivitätszuwachs erwartet

Pre5G startet am Flughafen Wien Nokia Österreich-Chef Peter Wukowits, A1 CEO Marcus Grausam und Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG (v.l.n.r.) präsentieren schon heute Technik von morgen.
Wolfgang Korne
Nach dem erfolgreichen Testlauf dieses Jahr soll das Flughafen-Netz im kommenden Jahr in den Regelbetrieb gehen. Dann sollen insgesamt 36 neue „Pre5G“-Basisstationen das alte WLAN ablösen und sicherstellen, dass das gesamte Flughafengelände bis in die letzte Ecke mit Datenfunk versorgt ist. Ofner verspricht sich davon vor allem Effizienzsteigerungen. „Unsere Passagierzahlen steigen weiter, genauso wie unsere Kosten. Wir können da gar nicht anders, als die Automatisierung weiter vorantreiben, auch aus Umwelt­schutz­gründen.“

Dass Technik der Umwelt hilft, dafür hat der Flughafen Wien schon seine Beweise erbracht. Bereits heute spart der Flughafen, der in diesem Jahr mit rund 27 Mio. Passagieren rechnet, durch Optimierung der Prozesse 40 Prozent der CO2 –Emissionen und 20 Prozent des Stromverbrauchs. Durch die Vernetzung aller Stromverbrauchspunkte am Flughafen soll dieser Wert noch Mal um 20 Prozent gesenkt werden. 5G-Technik sorgt am Airport Wien für Effizienz bei der Abfertigung Am Flughafen Wien sorgt künftig 5G-Technik für mehr Effizienz bei der Passagier- und Flugzeugabfertigung.
Wolfgang Korne
Am Flughafen denkt man auch schon über neue Anwendungen nach: Driver-Less-Cars, die von einem Computersystem überwacht werden, sollen das Gepäck von und zu den Maschinen liefern. Externe Stromaggregate, die die Flugzeuge am Boden mit Strom versorgen, sollen ihre Betriebsdaten in eine Zentrale funken, damit sie gewartet werden können, bevor sie ausfallen. Auch das Tracking von allerlei Gerätschaften auf dem Vorfeld ist angedacht. Bei alldem wird Sicherheit ganz groß geschrieben. Damit Unbefugte keinen Zugriff auf die Kommunikation auf dem Flughafen haben, steht der zuständige Rechner für die Netzkontrolle ebenfalls auf dem Flughafengelände. Edge Computing heißt das Schlagwort. „Der User Traffic verlässt nie den Campus“ verspricht A1 CEO Marcus Grausam.

Die EU hat übrigens 17 Millionen Euro in ein europäisches, grenzüberschreitendes Projekt gesteckt, um neue Funktionen von 5G in der Praxis zu erproben.

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