o2o und Genion: Kunden klagen über falsche Rechnungen (Update)
Abrechnungs-Probleme bei Kunden von o2o und Genion
Bild: o2
In der zweiten Jahreshälfte 2019 wollte o2 zahlreiche Kunden in alten, insbesondere Grundgebühr-freien Genion- und o2o-Tarifen loswerden und kündigte diesen den Vertrag. Zahlreiche Kunden merkten dies aber erst mit der Abschaltung der SIM nebst zugehöriger Festnetznummer. o2 musste zurückrudern und zahlreichen Kunden über Wochen die abgeschalteten Verträge wieder aktivieren.
Nun steht Alt-Kunden in diesen beiden Tarifmodellen (Genion und o2o) erneut Ärger ins Haus. Wer seine SIM in ein Smartphone eingelegt hat, erhielt rund um den Jahreswechsel möglicherweise trotz abgeschaltetem mobilen Datennetz Rechnungen über pro MB abgerechnete Daten. Und wieder gibt o2 bei der Kommunikation in diesem Fall kein gutes Bild ab.
Mehrere Leser beschweren sich bei teltarif.de
Abrechnungs-Probleme bei Kunden von o2o und Genion
Bild: o2
In den vergangenen Wochen gingen gleich drei Beschwerden von Betroffenen bei teltarif.de ein. Seit 19. November 2019 bucht sich die o2o-SIM des ersten Lesers ins LTE-Netz ein. Die Datenübertragung wurde von ihm am Smartphone deaktiviert und der Datenzähler des mobilen Betriebssystems steht auch auf 0 kB. Trotzdem seien ihm durch das alleinige Einbuchen ins LTE-Netz täglich Kosten in Höhe von 3,49 Euro entstanden. Telefónica beteuere aber ihm gegenüber zunächst, dass im System alles korrekt sei, konnte aber gleichzeitig keinerlei Beweise für die Übertragung von Daten liefern.
Ein zweiter Leser erzählt, dass er davon ebenso betroffen ist. Er merkt an, dass er selbst Netzwerktechniker im Tochterunternehmen eines Telekommunikationskonzerns ist und beispielsweise auch mit dem Support von Smartphones Erfahrung habe. Er geht davon aus, dass in diesem Fall vielleicht wieder das "Geisterroaming" zugeschlagen hat: Dieses Mal allerdings nicht bei der LTE-Einwahl für VoLTE im Ausland, sondern beim Netzwechsel von UMTS auf LTE oder umgekehrt innerhalb Deutschlands.
Beim Geisterroaming sandte das Smartphone für die Signalisierung von VoLTE kostenpflichtig Daten, obwohl mobile Daten und Daten-Roaming abgeschaltet waren, was schon vor Jahren zu falschen Rechnungen führte. Da man aber bisher keine wirklichen Informationen von o2 erhalte, könne er die Möglichkeiten der technischen Ursache nicht weiter eingrenzen, schließt der zweite Leser.
Internet ausschließlich im WLAN genutzt
Der dritte Leser berichtet, dass er bei o2 einen alten Genion-Vertrag hat, bei dem er keine Grundgebühr zahlt. Er nutzt sein Smartphone nur zum Telefonieren oder mit WLAN. Die mobilen Datenverbindungen seien immer abgeschaltet, alle Apps seien dergestalt eingeschränkt, dass diese eventuelle Updates nur über WLAN machen dürfen. Außerdem müssten bei jedem Update die Apps vorher nachfragen.
Nun sei es vorgekommen, dass dieses Smartphone angeblich über mobile Daten im o2-Netz war. Der o2-Kundendienst habe immer behauptet, der Kunde müsse eine Verbindung gehabt haben. Da dies immer Rechnungen kleiner als 10 Euro gewesen seien, habe er das abgeschrieben. Seit Dezember gehe das Smartphone laut der letzten Rechnung aber angeblich täglich ins Netz - sogar mitten in der Nacht, wenn es zu Hause herumliegt und WLAN verfügbar ist. Die vom Smartphone gemessene mobile Datennutzung beträgt stets Null. Rückfragen und Diskussionen mit dem o2-Kundendienst ergaben zunächst, dass laut dem o2-Abrechnungssystem das Smartphone im Netz war und dass o2 somit recht habe mit seiner Rechnung.
Diskussionen im o2-Hilfe Forum
Ein Blick ins o2-Hilfe-Forum offenbart, dass unsere drei Leser nicht die einzigen sind, die von der Abrechnungspanne betroffen sind. Die Diskussion hat dort solche Ausmaße angenommen, dass o2 am Anfang des Forums allgemeine Abhandlungen dazu schreiben musste.
Zunächst hieß es, man sei noch auf Ursachenforschung, man suche nach einem Zusammenhang zwischen allen diesen Fällen und bis dahin sei jeder Fall "individuell und einzeln zu betrachten." Jeder Kunde müsse sich also einzeln mit seiner falschen Rechnung an den Kundenservice wenden, den Sachverhalt schildern und beweisen, dass die Abrechnung falsch ist.
Inzwischen gab es aber wohl eine Rückmeldung aus der Technikabteilung, Mitte Januar schrieb o2 dazu:
Wir haben eine Rückmeldung zur Überprüfung der Berechnung der Datenverbindung erhalten. Bei der Umstellung der o2o-Tarife auf ein anderes System kam es zu der Berechnung der Datenverbindungen. Seit dem 14.01.2020 findet bereits keine Berechnung mehr statt. Wir werden euch die Kosten für die berechneten Datenverbindungen in Form einer Guthabenbuchung zurückerstatten. Dies wird heute im Laufe des Tages erfolgen. Wir werden euch im jeweiligen Beitrag informieren, wenn die Guthabenbuchung eingerichtet wurde.
Betroffene sollten von sich aus reklamieren
Der neueste Hinweis im Forum klingt weiterhin danach, das o2 nur auf die Beschwerden eingeht, die auch tatsächlich dort im Forum gemeldet wurden. Eine Anfrage von teltarif.de bei o2 zu diesem Fall vom 22. Januar blieb bis heute inhaltlich unbeantwortet.
Es ist also wichtig, dass betroffene Kunden in o2o- und Genion-Verträgen aufmerksam ihre Rechnungen überprüfen und alle Auffälligkeiten, die seit etwa November aufgetreten sind, mit Hinweis auf diese Meldung und den Eintrag im o2-Hilfe-Forum an den Kundenservice von o2 melden und die ungerechtfertigt abgebuchten Beträge zurückfordern.
Update 30. Januar: Stellungnahme von Telefónica
Einen Tag nach Veröffentlichung unseres Berichts traf nun auch die angeforderte Stellungnahme von o2 ein. Ein Telefónica-Sprecher schreibt uns:
Eine fehlerhafte Systemeinstellung führte bei einigen o2o- bzw. o2-Genion-Kunden seit November letzten Jahres dazu, dass Internetnutzung[en] im Inland unbeabsichtigt abgerechnet wurden. Dies bedauern wir sehr. Es findet keine Berechnung mehr statt. Nach Analyse des technischen Fehlers haben wir umgehend gehandelt: Betroffene Kunden haben ab Mitte Januar ein 250 MB freies Datenvolumen. Betroffene Kunden erhalten eine Guthabenbuchung über die irrtümlich berechneten Datenverbindungen. Wir bitten sie, sich an unseren Kundenservice zu wenden. Der Fehler hat nichts mit VoLTE/Wifi-Calling zu tun, und damit ist der Begriff "Geisterroaming" hier nicht korrekt. Selbstverständlich arbeiten wir stetig daran, unsere Prozesse zu verbessern.Ende des Updates.
Den letzten Stand bei den ungerechtfertigten Vertrags-Deaktivierungen haben wir in dieser Meldung zusammengefasst.