Was ist eigentlich mit ...

Notrufsäulen an Autobahnen: Wer braucht sie im Handy-Zeitalter noch?

Inzwischen hat fast jeder Autofahrer ein Handy oder Smartphone bei sich. Da sind die orangefarbenen Notrufsäulen entlang der Autobahnen nicht mehr von Nöten, könnte man meinen. Dem ist jedoch nicht so.
Von Paulina Heinze

Autobahn-Notrufsäule Notrufsäule an der A11
Bild: GDV DL
Sie blitzen beim Vorbeifahren in kräftigem orange am Straßenrand hervor: Die Notrufsäulen - im Behördendeutsch auch "Autobahn­selbstwähl­anlagen", kurz AUSA genannt. Bei Pannen oder Unfällen sind die 16 847 Autobahn-Notruf­säulen für viele Autofahrer noch immer die erste Anlauf­stelle. Etwa alle zwei Kilometer ist in beide Fahrt­richtungen solch eine Säule hinter der Leitplanke zu finden. Die weißen Begren­zungs­pfähle entlang der Fahrbahn zeigen durch aufgezeichnete schwarze Pfeile an, in welcher Richtung sich die nächstgelegene Notrufsäule befindet. Betrieben werden die Säulen im Auftrag des Gesamt­verbandes der Deutschen Versicherer von der GDV Dienst­leistungs-GmbH in Hamburg.

Autobahn-Notrufsäule Notrufsäule an der A11
Bild: GDV DL
Im Zeitalter des Mobiltelefons könnte angenommen werden, dass die Bedeutung der Notrufsäulen rapide abnimmt. Die Bilanz der vergangenen Jahre kann dies nicht bestätigen. 2013 sind insgesamt 72 428 Pannen- und Notrufe eingegangen, dies ist ein Rückgang von 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hinzu kamen 45 414 Warn­meldungen zu gefährlichen Zwischen­fällen, wie etwa Böschungs­bränden, Falsch­fahrer oder Staus, so der GDV. BAB-Notrufsäulenranking 2013 BAB-Notrufsäulenranking 2013
Grafik: GDV DL, 2014
In der Notruf­zentrale wurde im vergangenen Jahr alle 7,5 Minuten ein Anruf von den Notruf­säulen entgegen­genommen. Und eine letzte Zahl: 78 Prozent aller Notrufsäulen entlang der deutschen Autobahnen wurden mindestens einmal in Anspruch genommen.

Nicht in jedem Fahrzeug befindet sich zwangsläufig ein Handy oder Smartphone. Und selbst wenn ein Telefon vorhanden ist, können ein leerer Akku oder schlechte Netz­versorgung den Fahrer im Stich lassen.

Hier landen die Notrufe von der Autobahn

Hamburger Notrufzentrale der Autoversicherer Hamburger Notrufzentrale der Autoversicherer
Bild: GDV DL
Alle Hilferufe, die über die Notrufsäulen rausgehen, landen in der Hamburger Notruf­zentrale der Autoversicherer. Dort arbeiten etwa 20 Mitarbeiter in einem Großraumbüro mit je zwei Monitoren und nehmen die Anrufe mit einem Headset entgegen.

Einige Notrufsäulen an den Autobahnen sind mit einer Klappe ausgerüstet, die für eine Verbindung angehoben werden muss. Bei einem anderen Modell hat der Hilfe­suchende die Wahl zwischen einer gelben und einer roten Taste. Bei einer Autopanne gilt es die gelbe Taste zu drücken. Der eingehende Hilferuf kann an den zuständigen Versicherer oder einen Abschleppdienst weitergeleitet werden. Bei einem Unfallnotruf ist die rote Taste der Notrufsäule zu bedienen. Der Anrufer wird dann mit der zuständigen Polizei- oder Rettungs­leitstelle verbunden - hierbei ist auch eine Konferenz­schaltung möglich. Da die Säulen geovermessen sind, wird der Standort des Melders direkt in dem Call-Center auf einem Bildschirm angezeigt. Dies erspart Zeit bei der Stand­ortangabe.

Vor einiger Zeit hat die "Sendung mit der Maus" für Kinder die Funktionsweise von Notrufsäulen sehr verständlich veranschaulicht - hier geht es zum Video [Link entfernt] .

Mobile Pannenhilfe: 0800 NOTFON D und PAKOO

Neben den stationären Notrufsäulen gibt es den kostenlosen Handy-Notruf 0800 NOTFON D der deutschen Autoversicherer. Der Notruf ist über die Rufnummer 0800 – 6683 663 erreichbar. Hierbei entspricht das im Namen enthaltene NOTFON D den Zahlen auf dem Handy-Tastenfeld, wodurch das Einprägen der Rufnummer erleichtert wird. Die Mitarbeiter in der Notruf­zentrale sind auch über den Handy-Notruf rund um die Uhr erreichbar und können bei Bedarf Ersatz­fahrzeuge beschaffen oder Abschlepp­dienste informieren.

PAKOO iPhone-App PAKOO iPhone-App
Bild: GDV DL
Smartphone-Nutzer mit einem Android- oder iOS-Modell können bei einer Fahrzeug-Panne die App PAKOO nutzen. Bei eingeschalteter Ortung übermittelt die Anwendung den Aufenthaltsort und übermittelt diesen direkt an die Notrufzentrale in Hamburg. Zudem kann über die App der telefonische Kontakt mit einem Service-Mitarbeiter der Zentrale hergestellt werden, der etwa den nächstgelegenen Pannenservice vermitteln oder einen Hilfeleister informieren kann. Der GDV weist darauf hin, dass es sich bei der App PAKOO um einen Pannen­koordinator handelt. Bei der Meldung von Verkehrs­unfällen, in lebens­gefährlichen Situationen oder wenn ein Fahrzeug andere Verkehrs­teilnehmer behindert, soll weiterhin die Polizei 110 verständigt werden.

Unter diesen Links kann die App PAKOO kostenlos heruntergeladen werden. Für das Betriebssystem Windows Phone von Microsoft ist die App derzeit noch nicht verfügbar.

Errichtung und Schwund

Um die Kommunikation zwischen der Autobahn­meistereien und dem Strecken­personal der Autobahnen zu erleichtern, wurden 1938 die ersten Notrufsäulen aufgestellt. Die Säulen dienten zwar hauptsächlich als Betriebs­telefone, konnten jedoch schon damals für Notrufe eingesetzt werden. Der vorrangige Einsatz als Notrufsäulen kam in den 1960er Jahren.

Die Notrufsäulen entlang der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen werden bereits Ende dieses Jahres der Vergangenheit angehören. Die Deutsche Telekom, der Betreiber dieser Säulen, kündigte an, alle Geräte zu demontieren und zu entsorgen. Grund sei, dass es für die analoge Technik keine Ersatzteile mehr gebe. Zudem würden Notrufe über Mobiltelefone getätigt werden. Die Notrufsäulen entlang der Autobahnen sind vom Abbau nicht betroffen.

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