Vodafone will größtes LTE-Funkloch Deutschlands schließen
Mobilfunk ist grenzenlos. Jetzt kann auch grenzüberschreitend versorgt und manches Funkloch gestopft werden.
Foto: Vodafone Deutschland
Mit dem Slogan "Vodafone schließt das größte LTE-Funkloch Deutschlands" will das Düsseldorfer Telekommunikationsunternehmen "mit einem Schlag" LTE auf eine zusätzliche Fläche von 350 Quadratkilometern bringen.
Diese Fläche, so rechnet Vodafone vor, sei deutlich größer ist als beispielsweise das Stadtgebiet von München (310 Quadratkilometer). Rund 280.000 Menschen in den Grenzgebieten zu Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Polen, Tschechien, Schweiz, Dänemark und Österreich sollen "ab sofort" Zugang zum schnellen Mobilfunknetz erhalten.
Dafür hat Vodafone "mit einem Schlag" 50 grenznahe LTE-Stationen aktiviert. Dieser Schlag soll 1,5 Millionen Menschen entlang der Grenzen größere LTE-Kapazitäten bringen, weil Vodafone die Sendeleistung von mehr als 300 Mobilfunkstationen erhöht habe. Bis zum Jahresende will Vodafone nochmal 100.000 weitere Menschen an den Landesgrenzen ins LTE-Netz bringen.
Politik hat die Weichen gestellt
Mobilfunk ist grenzenlos. Jetzt kann auch grenzüberschreitend versorgt und manches Funkloch gestopft werden.
Foto: Vodafone Deutschland
Grundlage für diese große LTE-Aktivierung ist der Beschluss des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Bundesnetzagentur, den Netzausbau in Grenzregionen zu stärken. Die neue Gesetzgebung erlaubt es Vodafone (und seinen Mitbewerbern Telekom und Telefónica), im Grenzbereich ab sofort neue LTE-Stationen zu aktivieren und die Leistung bereits bestehender Stationen zu erhöhen.
„Die Weichen sind gestellt. Wir können loslegen. Wir schließen das größte LTE-Funkloch Deutschlands“, so ein stolzer Vodafone CEO Hannes Amestreiter. „An vielen Stationen in Grenzgebieten konnten wir schnelles Netz bislang nicht mit voller Leistung zu unseren Kunden bringen – obwohl die Technik bereitstand. Gemeinsam mit der Politik haben wir dieses Problem jetzt gelöst. Unsere Technik-Experten haben sofort gehandelt. Jetzt bringen wir 280.000 Menschen ans LTE-Netz – auch außerhalb der Großstädte.“
Wieso es an der Grenze bislang oft hakte
Für viele Anwohner in Grenzgebieten gab es oft nur langsames oder gar kein LTE, obwohl Mobilfunkstationen verfügbar gewesen wären. Aus rechtlichen Gründen (es mussten sogenannte "Schutzabstände" zu den Nachbarstaaten beachtet werden) konnten diese Stationen gar nicht aktiviert oder nur mit geringer Leistung betrieben werden. Jetzt dürfen die Stationen punktuell auch ins Nachbarland hineinstrahlen, so wie heute schon ausländische Stationen zu uns hereinstrahlen. Vodafone hat dafür in den vergangenen Tagen die technischen Vorbereitungen getroffen und zahlreiche LTE-Stationen dafür freigeschaltet.
Nordhorn, Burghausen, Görlitz: Wo LTE jetzt mit voller Leistung funkt
Ein Vodafone-Funkmast aus anderer Perspektive an der A61, die in Richtung Holland führt.
Foto: Vodafone
Von der bundesweiten LTE-Aktivierung profitieren 280.000 Menschen in Deutschland rechnet Vodafone vor. Zum Beispiel in Görlitz und Frankfurt (Oder), an den Grenzen nach Polen gelegen. Genauso profitiert das für sein Jazzfestival berühmte Burghausen (in Bayern) im Grenzgebiet zu Österreich. Auch im Dreiländer-Eck rund um Aachen (Nordrhein-Westfalen) werden den Anwohnern jetzt höhere Mobilfunkkapazitäten geboten.
In Nordhorn (Grafschaft Bentheim) nahe der Niederländischen Grenze kann Vodafone LTE jetzt ebenfalls mit voller Leistung senden. Allein hier stehe das Mobilfunknetz jetzt für 12.000 weitere Menschen zur Verfügung. Bis zum Jahresende will Vodafone in deutschen Grenzgebieten noch 90 weitere LTE-Stationen für 100.000 weitere Kunden empfangbar machen.
Keine Gesprächsabbrüche mehr bei der Grenzüberfahrt
Was die Telekom/T-Mobile schon länger im Programm hat, soll jetzt auch bei Vodafone funktionieren. Erstmals sei der „internationale Handover“ möglich. Wo früher das Telefonat beim Überqueren der Landesgrenze beispielsweise zu den Niederlanden abgebrochen ist, sollen Kunden jetzt störungsfrei und ohne Unterbrechung durchtelefonieren können. Dafür haben Vodafone-Experten die Mobilfunkstationen in den Grenzgebieten mit entsprechender Technologie modernisiert. An rund 80 Prozent der Grenzgebiete zu den Niederlanden sei das Telefonieren ohne Abbruch beim Grenzübergang bereits möglich. Auch an weiteren Landesgrenzen soll diese Technologie in Zukunft noch aktiviert werden, verspricht Vodafone.
Eine Einschätzung
Jedes Funkloch in Deutschland weniger ist ein wichtiger Erfolgsschritt auf dem Weg zu besserer Versorgung. Während die Telekom medienwirksam fast jede Woche neue Standorte tief in einsamen Regionen freischaltet und auch Telefónica versucht, in einer marathon-ähnlichen Aufholjagd beim Ausbau mitzuhalten, hört man von Vodafone hier recht bislang recht wenig. Branchenkenner berichten hinter vorgehaltener Hand über ein Nord-Süd-Missverhältnis. Demnach soll die Abdeckung von Vodafone in Norddeutschland deutlich besser als im Süden sein, falls man das überhaupt pauschal sagen könne. Szenenbeobachter sind in letzter Zeit viele mobile Sendestationen von Vodafone aufgefallen, die in kompakten LKW-Anhängern montiert, flexibel und temporär an Brennpunkte dirigiert werden können, wo es noch kein oder nur schlechtes Netz gibt.