Nur auf Knopfdruck?

Vodafone will größtes LTE-Funkloch Deutschlands schließen

Es ist nichts Neues: Deutsch­land hat viele Funk­löcher. Durch ein Macht­wort des Digital-Minis­ters Andreas Scheuer können die Mobil­funker jetzt in den Grenz­berei­chen zu unseren Nach­barn ohne viel Aufwand besser versorgen.
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Mobilfunk ist grenzenlos. Jetzt kann auch grenzüberschreitend versorgt und manches Funkloch gestopft werden. Mobilfunk ist grenzenlos. Jetzt kann auch grenzüberschreitend versorgt und manches Funkloch gestopft werden.
Foto: Vodafone Deutschland
Mit dem Slogan "Voda­fone schließt das größte LTE-Funk­loch Deutsch­lands" will das Düssel­dorfer Tele­kommu­nika­tions­unter­nehmen "mit einem Schlag" LTE auf eine zusätz­liche Fläche von 350 Quadrat­kilo­metern bringen.

Diese Fläche, so rechnet Voda­fone vor, sei deut­lich größer ist als beispiels­weise das Stadt­gebiet von München (310 Quadrat­kilo­meter). Rund 280.000 Menschen in den Grenz­gebieten zu Frank­reich, Belgien, den Nieder­landen, Luxem­burg, Polen, Tsche­chien, Schweiz, Däne­mark und Öster­reich sollen "ab sofort" Zugang zum schnellen Mobil­funk­netz erhalten.

Dafür hat Voda­fone "mit einem Schlag" 50 grenz­nahe LTE-Stationen akti­viert. Dieser Schlag soll 1,5 Millionen Menschen entlang der Grenzen größere LTE-Kapa­zitäten bringen, weil Voda­fone die Sende­leis­tung von mehr als 300 Mobil­funk­stationen erhöht habe. Bis zum Jahres­ende will Voda­fone nochmal 100.000 weitere Menschen an den Landes­grenzen ins LTE-Netz bringen.

Politik hat die Weichen gestellt

Mobilfunk ist grenzenlos. Jetzt kann auch grenzüberschreitend versorgt und manches Funkloch gestopft werden. Mobilfunk ist grenzenlos. Jetzt kann auch grenzüberschreitend versorgt und manches Funkloch gestopft werden.
Foto: Vodafone Deutschland
Grund­lage für diese große LTE-Akti­vierung ist der Beschluss des Bundes­minis­teriums für Verkehr und digi­tale Infra­struktur (BMVI) und der Bundes­netz­agentur, den Netz­ausbau in Grenz­regionen zu stärken. Die neue Gesetz­gebung erlaubt es Voda­fone (und seinen Mitbe­werbern Telekom und Telefónica), im Grenz­bereich ab sofort neue LTE-Stationen zu akti­vieren und die Leis­tung bereits bestehender Stationen zu erhöhen.

„Die Weichen sind gestellt. Wir können loslegen. Wir schließen das größte LTE-Funk­loch Deutsch­lands“, so ein stolzer Voda­fone CEO Hannes Amestreiter. „An vielen Stationen in Grenz­gebieten konnten wir schnelles Netz bislang nicht mit voller Leis­tung zu unseren Kunden bringen – obwohl die Technik bereit­stand. Gemeinsam mit der Politik haben wir dieses Problem jetzt gelöst. Unsere Technik-Experten haben sofort gehan­delt. Jetzt bringen wir 280.000 Menschen ans LTE-Netz – auch außer­halb der Groß­städte.“

Wieso es an der Grenze bislang oft hakte

Für viele Anwohner in Grenz­gebieten gab es oft nur lang­sames oder gar kein LTE, obwohl Mobil­funk­stationen verfügbar gewesen wären. Aus recht­lichen Gründen (es mussten soge­nannte "Schutz­abstände" zu den Nach­barstaaten beachtet werden) konnten diese Stationen gar nicht akti­viert oder nur mit geringer Leis­tung betrieben werden. Jetzt dürfen die Stationen punk­tuell auch ins Nach­barland hinein­strahlen, so wie heute schon auslän­dische Stationen zu uns herein­strahlen. Voda­fone hat dafür in den vergan­genen Tagen die tech­nischen Vorbe­reitungen getroffen und zahl­reiche LTE-Stationen dafür frei­geschaltet.

Nord­horn, Burg­hausen, Görlitz: Wo LTE jetzt mit voller Leis­tung funkt

Ein Vodafone-Funkmast aus anderer Perspektive an der A61, die in Richtung Holland führt. Ein Vodafone-Funkmast aus anderer Perspektive an der A61, die in Richtung Holland führt.
Foto: Vodafone
Von der bundes­weiten LTE-Akti­vierung profi­tieren 280.000 Menschen in Deutsch­land rechnet Voda­fone vor. Zum Beispiel in Görlitz und Frank­furt (Oder), an den Grenzen nach Polen gelegen. Genauso profi­tiert das für sein Jazz­festival berühmte Burg­hausen (in Bayern) im Grenz­gebiet zu Öster­reich. Auch im Drei­länder-Eck rund um Aachen (Nord­rhein-West­falen) werden den Anwoh­nern jetzt höhere Mobil­funk­kapa­zitäten geboten.

In Nord­horn (Graf­schaft Bent­heim) nahe der Nieder­ländi­schen Grenze kann Voda­fone LTE jetzt eben­falls mit voller Leis­tung senden. Allein hier stehe das Mobil­funk­netz jetzt für 12.000 weitere Menschen zur Verfü­gung. Bis zum Jahres­ende will Voda­fone in deut­schen Grenz­gebieten noch 90 weitere LTE-Stationen für 100.000 weitere Kunden empfangbar machen.

Keine Gesprächs­abbrüche mehr bei der Grenz­über­fahrt

Was die Telekom/T-Mobile schon länger im Programm hat, soll jetzt auch bei Voda­fone funk­tionieren. Erst­mals sei der „inter­natio­nale Handover“ möglich. Wo früher das Tele­fonat beim Über­queren der Landes­grenze beispiels­weise zu den Nieder­landen abge­brochen ist, sollen Kunden jetzt störungs­frei und ohne Unter­brechung durch­tele­fonieren können. Dafür haben Voda­fone-Experten die Mobil­funk­stationen in den Grenz­gebieten mit entspre­chender Tech­nologie moder­nisiert. An rund 80 Prozent der Grenz­gebiete zu den Nieder­landen sei das Tele­fonieren ohne Abbruch beim Grenz­über­gang bereits möglich. Auch an weiteren Landes­grenzen soll diese Tech­nologie in Zukunft noch akti­viert werden, verspricht Voda­fone.

Eine Einschät­zung

Jedes Funk­loch in Deutsch­land weniger ist ein wich­tiger Erfolgs­schritt auf dem Weg zu besserer Versor­gung. Während die Telekom medi­enwirksam fast jede Woche neue Stand­orte tief in einsamen Regionen frei­schaltet und auch Telefónica versucht, in einer mara­thon-ähnli­chen Aufhol­jagd beim Ausbau mitzu­halten, hört man von Voda­fone hier recht bislang recht wenig. Bran­chen­kenner berichten hinter vorge­haltener Hand über ein Nord-Süd-Miss­verhältnis. Demnach soll die Abde­ckung von Voda­fone in Nord­deutsch­land deut­lich besser als im Süden sein, falls man das über­haupt pauschal sagen könne. Szenen­beob­achter sind in letzter Zeit viele mobile Sende­stationen von Voda­fone aufge­fallen, die in kompakten LKW-Anhän­gern montiert, flexibel und temporär an Brenn­punkte diri­giert werden können, wo es noch kein oder nur schlechtes Netz gibt.

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