Editorial: 3G statt 5G
Warum dauert es so lange, bis Passagiere der Berliner U-Bahn mobiles Internet erhalten?
Bild: dpa
Die öffentliche Verkehrs-Infrastruktur in Berlin ist in den letzten
Jahren nicht gerade im Rekordtempo weiter ausgebaut worden: Über den
immer noch unfertigen Flughafen werden inzwischen weltweit Witze
gerissen. Es fehlen U-Bahn-Züge, die S-Bahn gilt als chronisch
unzuverlässig und die Straßenbahn fährt weiterhin fast ausschließlich
im Ostteil der Stadt.
Immerhin hat man sich nun bezüglich des Mobilfunk-Netzausbaus in der U-Bahn geeinigt: In den kommenden zwei Jahren sollen nun auch die 3G- und 4G-Netze von Telekom und Vodafone im Berliner Untergrund verfügbar werden. Denn telefonieren konnte man in der Berliner U-Bahn schon lange in allen drei (bzw. früher allen vier) GSM-Netzen, aber die für Datendienste wichtigen schnelleren 3G- und 4G-Netze hatte bisher dort nur Telefónica/o2 ausgebaut. Nun ziehen die anderen beiden Netzbetreiber nach und werden dazu quasi Untermieter von o2.
Wirklich gut ist der Netzausbau im Untergrund auch bei o2 bisher nicht: Insbesondere in den engen U-Bahn-Schächten der ersten Generation (U1 bis U5) bricht die Datenrate bei der Fahrt zwischen den Stationen massiv ein. Entsprechend stocken dann Videotelefonate oder brechen gar ganz ab. Auch Webseiten werden meist erst in der jeweils nächsten Station fertiggeladen.
Klar stellt sich die Frage, ob man unbedingt in der U-Bahn websurfen und videotelefonieren können muss. Andererseits war es schon immer üblich, in der U-Bahn Medien zu konsumieren: Früher las man die Zeitung, heutzutage nutzt man nun das Smartphone. Und vor dem 3G/4G-Ausbau von o2 war beim nach Kundenzahl größten Netzbetreiber Deutschlands die Netzqualität im Berliner Untergrund teils so schlecht, dass noch nicht einmal die mobile Fahrplanauskunft erreichbar war. Die ist angesichts der vielen Verspätungen und baustellenbedingten Fahrplanänderungen aber sehr wichtig.
Und was ist mit 5G?
Warum dauert es so lange, bis Passagiere der Berliner U-Bahn mobiles Internet erhalten?
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Künftig wird man also mit Smartphones aller Netzbetreiber die mobile
Fahrplanauskunft erreichen können.
Doch das neue 5G-Netz scheint bei den
Verhandlungen hingegen ausgeklammert worden zu sein. Das modernste Netz
muss also weiterhin draußen bleiben. Immerhin bleibt die Hoffnung,
dass die Beteiligten schon bald die nötigen Gespräche miteinander
beginnen, sodass hier im kommenden Jahrzehnt eine Einigung erzielt
werden kann, und mit dem Ausbau von 5G im Berliner Untergrund dann
begonnen werden kann, wenn der Rest der Welt bereits die 6G-Netze
startet.