In Sorge

Höttges: Gutes Netz & National Roaming schließen sich aus

Eigentlich wollte der Telekom CEO Tim Höttges zur 5G-Diskussion nichts mehr sagen, aber ihn treibt die Sorge um, das zu hohe politische Forderungen am Ende den Netzausbau gefährden.
Vom Conference-Call der Deutschen Telekom berichtet

Tim Höttges macht sich Sorgen, dass der Wunsch nach besserem Ausbau, genau das Gegenteil bewirken könnte. Tim Höttges macht sich Sorgen, dass der Wunsch nach besserem Ausbau, genau das Gegenteil bewirken könnte.
Foto: Picture Alliance / dpa
Bei der Vorstellungen der Quartalszahlen heute Morgen ging der Telekom-CEO Tim Höttges noch mal deutlich auf die Diskussion um die kommende Mobilfunkgeneration 5G ein. Die Telekom stecke insgesamt 9,1 Milliarden Euro Investitionen in die Infrastruktur. Für die schnelle und erfolgreiche Einführung von 5G habe sein Unternehmen ein Acht-Punkte-Programm vorgelegt: Bis 2025 sollen bundesweit 99 Prozent der Bevölkerung und 90 Prozent der Fläche mit 5G versorgt sein. Bis 2021 will die Deutsche Telekom weitere 20 Milliarden Euro in Deutschland investieren.

Glasfaser ist Voraussetzung

Tim Höttges macht sich Sorgen, dass der Wunsch nach besserem Ausbau, genau das Gegenteil bewirken könnte. Tim Höttges macht sich Sorgen, dass der Wunsch nach besserem Ausbau, genau das Gegenteil bewirken könnte.
Foto: Picture Alliance / dpa
Damit Industrie, Unternehmen und Bürger das leistungsstärkste 5G-Netz bekommen können, setze die Telekom auf Kooperationen mit dem Wettbewerb. Das Glasfasernetz der Telekom, wo inzwischen der 500.000ste Kilometer verlegt worden sei, bilde die Grundlage für Hochleistung im Festnetz und im Mobilfunk. Deutschlandweit soll die Zahl der Mobilfunk-Standorte der Telekom auf insgesamt 36.000 bis 2021 erhöht werden. "Mit diesem Ausbau schließen wir Lücken im Mobilfunk und erhöhen die Bandbreiten. Bundesweit können heute rund 97,6 Prozent der Bevölkerung unser LTE-Netz nutzen. Bis 2019 wird dieser Anteil auf 98 Prozent wachsen."

Sorgen um politisches Wetteifern

Großes Kopfzerbrechen bereitet Höttges das aktuelle "politische Wetteifern um den Ausbau". Die Bundesnetzagentur werde als Behörde klar "politisch instrumentalisiert". Höttges mache sich große Sorgen, ob die Netzbetreiber diese Anforderungen überhaupt noch leisten könnten. Ganz klar betonte Höttges, dass eine hohe Netzqualität und die gleichzeitige Verpflichtung zu "national Roaming" sich gegenseitig ausschließen würden. Dafür gäbe es klare Beweise in den USA, in Kanada oder in Frankreich. Dort kam der Netzausbau quasi zum Erliegen, weil jeder Anbieter sich auf das "nationale Roaming" zu regulierten Preisen verlässt, womit der Anreiz zum Ausbau weißer Flecken weg fällt. Wer in diese Richtung weiter gehe, riskiere die digitale Zukunft.

Telekom an der europäischen Spitze bei Netzqualität

Was die aktuelle Netzqualität in Deutschland angehe, habe die Netzwerk-App "Open Signal" schon Ende Oktober festgestellt, dass es drei Netze mit unterschiedlicher Abdeckung und Übertragungsraten bei 4G gäbe. Dabei liefere die Deutsche Telekom im Schnitt die höchsten Werte und gehöre somit zur europäischen Spitze. Die Telekom habe "als einziger Anbieter" Aussagen getroffen, wie 5G für Privat- und Geschäftskunden umgesetzt werden solle. Der 5-Punkte-Plan der Telekom liefere klare Aussagen Ziele, Investitionen und Netzabdeckung. Dabei sei die Telekom "offen für Kooperation mit anderen Netzbetreibern" und wolle den 5G-Ausbau mit anderen Branchen und Verwaltungen abstimmen. Auf einer Anwender-Konferenz sollen gemeinsam mit der Industrie die technische Anforderung festgelegt werden.

Gemeinsames Papier von Industrie und Netzbetreibern

Der Bundesverband der Industrie (BDI), der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), der Verband der Maschinen- und Anlagenhersteller (VDMA) und der Branchenverband Bitkom hätten ein gemeinsames Positionspapier erarbeitet, wie sie den 5G-Rollout gestalten wollen. Darin seien die Interessen der Anwender und der Netzbetreiber klar formuliert. Es werde auch einen 5G-Ausbau für Unternehmen inklusive deren "industriellen Anforderungen" geben. Das gemeinsame Verbandspapier votiere gemeinsam gegen hohe Lizenzkosten, eine Service-Provider-Verpflichtung oder National Roaming, das beeinträchtige notwendige Investitionssicherheit.

Höttges stellte auch klar, dass für Anwendungen in der Fläche, beispielsweise für Präzisions­landwirtschaft, der 4G-Ausbau Priorität habe, "darauf kann dann 5G (später) aufsetzen". Die Forderung nach einer Flächendeckung von 5G nur mit Frequenzen bei 2 oder 3,6 GHz würde die volks­wirtschaft­lichen Ziele gefährden. Höttges bekannte sich zu 5G, was "für unsere Lebenswelt essentiell werden wird".

Großes Interesse an der Digitalisierung

Die Digitalisierung stoße auf größtes Interesse. Beim vollkommen ausverkauften "Digital"-Gipfel der Telekom in Köln, der gestern und heute stattfindet, seien "aus dem Stand" 7500 Kunden aufgetaucht, die sich bei Unternehmen der Branche, vom Startup bis zum Gerätehersteller (egal ob Endgeräte oder Infrastruktur) bis hin zum Weinbau 4.0 rund um die Digitalisierung austauschen wollten.

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