Themenspecial Breitband-Internet Dabei

Telekom: Ab 2020 nur noch Glasfaser bis zum Haus

Anschaulich erläuterte Telekom Vorstand Tim Höttges bei der Hauptversammlung der Telekom in Bonn seine Netzstrategie
Von der Hauptversammlung der Telekom im Bonner World-Conference-Center berichtet

Anschaulich erläuterte Telekom Chef Tim Höttges seine Ausbaupläne für die Zukunft. Anschaulich erläuterte Telekom Chef Tim Höttges seine Ausbaupläne für die Zukunft.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Quasi symbolisch wurde während der Eröffnungsrede von Telekom-Chef Tim Höttges bei der Telekom-Hauptversammlung in einer TV-Live-Schaltung ein Mobilfunk-Sender in 86750 Megenheim im Donau-Ries-Kreis unweit von Nürnberg im Bundesland Bayern eingeschaltet.

Der Standort ist symptomatisch für den Netzausbau in Deutschland. Ursprünglich sollte der Sender mitten in der 900-Einwohner-Gemeinde aufgebaut werden, doch dagegen votierte eine örtliche Bürgerbewegung. Einem alternativen Standort „widersprachen die dort lebenden Bodenbrüter“. Schließlich meldet sich ein Landwirt, der dem Unternehmen sein Gelände vermietete und einem Standort in Ortsnähe mit einem 30 Meter hohen Mast zustimmte. Gesendet wird dort mit LTE 800, wie die Aktionäre erfuhren.

Lob für verständliche Erklärungen

Höttges erhielt viel Lob für seine einfach zu verstehende aber dennoch detaillierte Erläuterung der Technik, die er mit einem Kartentisch und einer in der Decke positionierten Kamera anschaulich erläuterte, das Bild wurde auf eine Riesenleinwand hinter der Bühne projiziert. So konnte Höttges den Unterschied zwischen 800/900 MHz und den aktuell versteigerten 3,6 GHz zeigen. Beispielweise würde der mühsam gefundene Standort gar nicht ausreichen, um den Ort auf 3,6 GHz überhaupt vernünftig zu versorgen. Anschaulich erklärte Höttges die Funktion von MIMO und Beamforming bei 5G. Anschaulich erläuterte Telekom Chef Tim Höttges seine Ausbaupläne für die Zukunft. Anschaulich erläuterte Telekom Chef Tim Höttges seine Ausbaupläne für die Zukunft.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de

Keine Angst vor Drillisch

Viele Fragen kreisten um den „vierten Anbieter“, die 1&1-Drillisch. „Einen Vier-Spieler-Markt hatten wir ja schon, mit E-Plus, wo hat es geendet? Es war am Ende wirtschaftlich nicht vertretbar.“ Höttges bezweifelt, dass United Internet vorhabe, ein flächendeckendes Netz auszubauen. Die Vorgaben der Netzagentur sähen auf 3,6 GHz nur 25 Prozent Abdeckung der Bevölkerung vor, ergo müsse United-Internet/Drillisch nur ein Prozent der Fläche ausbauen. Höttges erwartet nicht, dass ihm Drillisch im ländlichen Raum helfen wird.

Höttges betonte, er werde sich hüten, zur Strategie seines Unternehmens während der 5G-Auktion in Mainz etwas zu sagen, aber er findet, dass die Deutsche Telekom von Drillisch als Netzbetreiber nicht betroffen sei, „wir haben mit Drillisch keinen Wholesale Deal“. Die Telekom habe außerhalb der Ballungszentren die höchsten Marktanteile, ferner im Geschäftskundensegment, was wohl ein Beweis für das „beste Netz“ sei. Höttges vermutet, dass Telefónica es wohl „am ehesten spüren“ werde.

Höttges fragte rhetorisch „Was wäre dieses Land ohne die Deutsche Telekom? Wir investieren 5,4 Milliarden Euro pro Jahr, tragen die Hauptlast der Infrastruktur im ländlichen Bereich und liefern im Europavergleich Spitzenwerte.“ Aber Höttges stellte auch fest, dass es „naiv ist, zu glauben, die Deutsche Telekom würde mal eben alle Funklöcher Deutschlands ausbauen“, das könne sie nicht. Genau das erwarte aber die Politik.

Höttges warb dafür, mit lokalen Festnetzbetreibern oder bundesweiten Mobilfunkanbietern zusammen zu arbeiten, und kündigte das „Ende der Kupferzeit“ an. Bis Ende 2019 werden die letzten Ausbauten mit FTTC/VDSL fertig, dann werde ab 2020 nur noch Glasfaser bis zum Haus oder ins Haus gebaut.

Teilhabe ist "#Dabei"

Die Deutsche Telekom stehe für Teilen und Teilhabe. So die zentrale Botschaft von CEO Tim Höttges. Aufgabe und tieferer Sinn des Unternehmens sei es, beides zu ermöglichen. „Teilhaben an den Möglichkeiten des Internets. Teilhaben an den Chancen der Digitalisierung. Teilhaben an neuem Wohlstand. Kurz: Dabei sein. Dafür arbeiten wir.“ Dafür packe die Telekom Probleme an und sei nah an ihren Kunden. Sie stärke ihre Beteiligungen in verschiedenen Ländern und investiere massiv in die Zukunft.

Eine Voraussetzung für Teilhabe ist für die Telekom Vernetzung. Daher investierte das Unternehmen in den vergangenen Jahren vor allem in die Netze. Die Investitionen seit 2014 betragen insgesamt 46 Milliarden Euro, wovon 21 Milliarden Euro in Deutschland für Mobilfunk und Festnetz ausgegeben wurden. Darin sind noch keine Kosten für teures Funkspektrum enthalten. In Zukunft wird es noch mehr Kooperationen zwischen der Telekom und ihren Mitbewerbern geben, um Netze besser auszulasten und Kapazitäten zu bündeln. In Zukunft wird es noch mehr Kooperationen zwischen der Telekom und ihren Mitbewerbern geben, um Netze besser auszulasten und Kapazitäten zu bündeln.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de

Ausbaustrategie für Teilhabe

Dem eigenen Anspruch entsprechend ist auch die Ausbaustrategie der Telekom auf Teilhabe ausgelegt. „Wir brauchen Breitband für viele. Nicht für wenige. Genau so bauen wir unser Netz“, sagte Höttges. Beim Thema Teilhabe gelte: „Nur Masse ist auch klasse.“ Aktuell können rund 33 Millionen Haushalte einen glasfaserbasierten Internetanschluss von der Telekom erhalten (FTTC). Davon fast 20 Millionen Haushalte mit bis zu 250 MBit/s. Als Nächstes folgt der verstärkte Ausbau von Glasfaser bis zum Haus (FTTH).

Die Industrie insgesamt stehe aktuell vor einem großen Wandel, betonte Höttges. Im Mobilfunk beginne die 5G-Ära. Im Festnetz gewinne Glasfaser weiter an Bedeutung. „Neue Zeiten brauchen auch neue Antworten“, sagte Höttges. Kooperationen mit Wettbewerbern seien nun fester Teil der Ausbaustrategie. „Wer 40 Prozent Marktanteil hat, kann nicht 100 Prozent Netz bauen.“

Standorte zur Mitnutzung

Im Mobilfunk bietet die Telekom einen Großteil ihrer Antennenstandorte auch Wettbewerbern zur Mitnutzung an. „Wir bauen den Mast. Die anderen können dort ihre Antennen mit dranhängen. Gerade im ländlichen Raum, wo die Lücken noch groß sind.“ Offen zeigte sich Höttges zudem für Gespräche mit den Mobilfunk-Wettbewerbern über die Schließung weiterer weißer Flecken. Im Festnetz verwies er unter anderem auf die vor wenigen Tagen angekündigte Gründung des Joint-Ventures mit dem Anbieter EWE. Unter dem Namen Glasfaser NordWest sollen 1,5 Millionen Haushalte in Norddeutschland mit FTTH versorgt werden.

Zugleich warb Höttges für „faire und marktwirtschaftliche Lösungen“. Maximal investieren und maximal regulieren schlössen sich gegenseitig aus. Zudem müssten auch an anderer Stelle neue Antworten gefunden werden. So sei die Genehmigungszeit für Antennen-Standorte mit zwei Jahren oder mehr in Deutschland zu lang. Auch die Zugangsregulierung für neue Glasfasernetze sieht die Telekom kontraproduktiv, da sie Investitionen entwerte. Beim Thema 5G kritisierte Höttges, dass ein Viertel des zur Verfügung stehenden Frequenzspektrums gar nicht erst versteigert werde. „Es findet eine künstliche Verknappung öffentlicher Ressourcen statt. Das treibt womöglich den Preis in die Höhe. Am Ende fehlt das Geld für den Ausbau.“

Rabatte auch für langjährige Kunden

Die Telekom will die ungleiche Behandlung von neuen und langjährigen Kunden angehen: „Viele Kunden sind uns jahrelang treu. Aber sie bekommen nicht dieselben Angebote wie neue Kunden, nicht dieselben Rabatte. Wir ändern das. Schritt für Schritt. Bei unserem aktuellen Angebot sind alle dabei. Treue Kunden. Und neue Kunden.“

Insgesamt war das Geschäftsjahr 2018 für die Telekom ein „Rekordjahr“. Die Deutsche Telekom erzielte ein Umsatzplus von 0,9 Prozent auf 75,7 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA legte gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro zu. Beim Free Cashflow gab es ein Plus von 13,7 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro.

Tim Höttges verwies auf den mittelfristigen Ausblick des Konzerns, in dem weiteres Wachstum angepeilt wird. Auch die Dividende solle bis 2021 steigen. Maßstab dafür sei aber nicht wie bislang der Free Cashflow. „Der Gewinn des Unternehmens steht im Vordergrund. Die Ausschüttung orientiert sich darum am bereinigten Gewinn je Aktie. Der liegt aktuell bei 96 Cent. 2021 sollen es rund 1,20 Euro sein. 20 Prozent mehr.“ Bei einer erfolgreichen Übernahme von Sprint in den USA entstünden Anlaufkosten. Für diesen Fall sei die Dividende mit dem Minimalwert von 50 Cent je Aktie abgesichert.

Weiter Wachstum

Die Finanzplanung zeige, dass die Telekom weiterhin auf Wachstum setze, sagte Höttges. „Denn nur eine erfolgreiche Telekom sorgt auch erfolgreich für Teilhabe.“

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