Hessen: 5G-Ausbau soll verbessert werden
Im Frankfurter Stadtteil Sossenheim steht ein 5G-Sender von Vodafone. Er soll noch ein paar Nachbarn bekommen, die dann auch mit 5G senden.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Die Mobilfunkanbieter wollen in diesem Jahr die Verfügbarkeit des Mobilfunks mit dem sehr schnellen 5G-Standard beispielsweise im Bundesland Hessen verbessern. Dazu planen die Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica für das Jahr 2020 einen Ausbau des zuletzt eher spärlichen Angebots, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur für das Bundesland Hessen ergab.
Bisher gibt es 5G für Kunden der Telekom in Teilen Frankfurts und Darmstadts. Vodafone betreibt sieben 5G-Mobilfunkstationen in Offenbach (bei Frankfurt), im Landkreis Kassel, in Darmstadt, Frankfurt-Sossenheim und Eschborn (bei Frankfurt).
Noch wenig 5G in Hessen
Im Frankfurter Stadtteil Sossenheim steht ein 5G-Sender von Vodafone. Er soll noch ein paar Nachbarn bekommen, die dann auch mit 5G senden.
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Dabei ist "5G" im Moment gar kein komplett neues Netz, sondern ein Zusatz zum vorhandenen Mobilfunk-Netz, erläuterte beispielsweise ein Vodafone-Sprecher. Vodafone will nach und nach seine insgesamt 2070 Mobilfunkstationen in Hessen mit 5G aufrüsten. Von Neubauten in Bereichen, wo es derzeit noch gar kein oder nur extrem schwaches Mobilfunknetz gibt, war in dem Statement nicht die Rede.
Dafür soll im laufenden Jahr davon auf jeden Fall die Stadt Frankfurt von 5G profitieren, kündigt Vodafone an. Konkurrent Telekom will seine Abdeckung in Darmstadt und Frankfurt ausbauen, außerdem soll in diesem Jahr 5G in der Landeshauptstadt Wiesbaden an den Start gehen.
Der dritte Netzbetreiber in Deutschland, die Telefónica Deutschland (Kernmarke o2) beginnt erst in diesem Jahr mit dem Aufbau eines 5G-Netzes - davon soll ebenfalls Frankfurt profitieren.
Über die Ausbaupläne des vierten Netzbetreibers 1&1-Drillisch gibt es weiterhin keinerlei Informationen. Vermutet wird ein Netzstart am Firmensitz in Montabaur (Rheinland-Pfalz) auf 2600 MHz, die notwendigen Frequenzen hat Drillisch vom Lizenzpartner o2 gemietet.
5G wird erst mit SA-Technik schnell
Im späteren Ausbau mit der SA-(Stand Alone)-Technologie soll 5G die Daten etwa 100 mal schneller transportieren als der Vorgänger 4G. Im Moment arbeitet 5G nur im NSA (Non Stand Alone) Modus, d.h. es kann nur mit Hilfe eines vor Ort bereits vorhandenen oder aufgebauten 4G-Basis-Netzes funktionieren.
Hessen hat Aufholbedarf
Dass in Hessen dringend etwas getan werden muss, sollte bekannt sein. So ergaben zufällige Testfahrten der teltarif.de-Redaktion in Südhessen (Odenwaldkreis) noch deutliche Funklöcher, wo beispielsweise ganze Ortschaften entweder gar nicht oder kaum mit Mobilfunk versorgt sind.
Während die Telekom in der letzten Zeit fühlbar neue Sender in Betrieb genommen oder bestehende um LTE-Technologie aufgerüstet hat, die sogar indoor versorgt (etwa in Erbach), leiden Kunden von Vodafone und o2 unter mangelhafter Netzversorgung, die maximal Sprach-Telefonie, aber kaum nutzbare Daten bietet.
Sender mitten im Wald
teltarif.de fand tief im Wald einen Vodafone-Sender, der diesen Wald und eine Handvoll Wanderer mit 4G versorgt, aufgrund der Entfernung und der Topographie die benachbarten Orte aber kaum erreicht. Dieser Standort (ein ehemaliger TV-Umsetzer) wird auch von der Bundesanstalt für Digitalfunk (BDBOS) genutzt und bot sich daher für eine Vodafone-Antenne an.
Großstadt mit Versorgungslücken
Alleine schon in Südhessen leidet die 2018 neu gegründete Stadt Oberzent (10 000 Einwohner), die flächenmäßig die drittgrößte Stadt Hessen bildet, je nach Ortsteil unter mangelhafter bis gar nicht vorhandener Mobilfunkversorgung. "Gar nicht" bedeutet, kein 2G, 3G oder 4G. Zu nennen wären hier die Ortsteile Finkenbach (nur Telekom versorgt mit LTE bis Ortsmitte einigermaßen, Vodafone und o2 bieten nur schwaches oder kein 2G), Hinterbach (absolutes Funkloch) oder Falken-Gesäß, Airlenbach (jeweils nur Telekom, andere Anbieter gar nicht).
Festnetz schon mit Glasfaser
Das Festnetz wurde im Auftrag und mit Fördermitteln des Odenwaldkreises schon vom hessischen Stromversorgunger ENTEGA mit Glasfaser (FTTC) erschlossen. Im Ortsteil Beerfelden konnte teltarif.de bei der Telekom 56 MBit/s im Downstream messen, Vodafone erreichte knapp 8 MBit/s und o2 blieb bei 1,5 MBit/s. Aufgrund von Leitungsproblemen (bei der Telekom) war in Beerfelden eine Zeitlang der 3G/UMTS-Sender von o2 gestört. Auch die Telekom will schlecht versorgte Ortsteile von Beerfelden noch weiter ausbauen.
Weitere Regionen im Bundesland können über ähnliche Erfahrungen berichten. Die Mitnahme eines Dual-SIM-Telefones mit "Zweitnetz" kann die Situation etwas entschärfen.
Eine Einschätzung
5G klingt toll, steht für Zukunft und Moderne. Die Bewohner der Orte, wo es bis heute nicht einmal 2G-Versorgung gibt, können darüber nur müde lächeln. Dabei würde die Mobilfunk-Grundversorgung dieser Orte die gleichzeitige Einführung von 2G bis 5G erlauben, weil dem Sendemast es quasi egal ist, welche Technologie er ausstrahlt, wenn eine niedrigere weitreichendere Frequenz gewählt wird. In diesen Orten dürfte die Freude über den Anschluss an die Jetztzeit den Bedenken überwiegen, von daher ließen sich die Projekte kurzfristig verwirklichen. Die Aktion "Wir jagen Funklöcher" der Telekom ist dafür ein Beispiel. Von Vodafone oder Telefónica sind solche Aktionen bislang nicht bekannt geworden.
Was wäre denn, wenn den Mobilfunkanbietern das Ausrollen neuer Technologien an bereits versorgten Standorten so lange untersagt würde, bis sie alle nicht versorgten Gebiete erreicht hätten?
Oder haben die Mobilfunkanbieter einfach den Mut, klar zu sagen: "Wir schaffen das nicht, weil es uns viel zu teuer und zu wenig rentabel ist"? Das wäre wenigstens ehrlich und würde dem Kunden klar signalisieren, was er "wert" ist.