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Telekom startet Jagd auf Funklöcher

Alle reden über Funk­löcher: Die Telekom sucht Gemeinden, die noch nicht mit LTE versorgt sind. Sie stellt ihnen kostenlos einen Sender hin. Bedin­gung: Gültiger Rats­beschluss und geneh­migungs­fähiger Standort
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Technik-Geschäftsführer schenkt 50 Gemeinden eine eigene LTE-Mobilfunkstation, wenn sie einen wasserdichten Beschluss fassen und einen Standort bereitstellen. Technik-Geschäftsführer schenkt 50 Gemeinden eine eigene LTE-Mobilfunkstation, wenn sie einen wasserdichten Beschluss fassen und einen Standort bereitstellen.
Screenshot: YouTube Telekomnetz / teltarif.de
Wie schon berichtet hat die Deut­sche Telekom einen Wett­bewerb gestartet, um in Deutsch­land LTE-Funk­löcher zu "jagen".

Wer nun denkt, dass sich enttäuschte Mobil­funk-Nutzer bei der Telekom melden können, wenn bei ihnen zu Hause oder auf der Arbeit oder an ihrem Lieb­lings­platz partout kein Netz empfangbar ist, wird wahr­schein­lich enttäuscht sein, denn die Ziel­rich­tung dieser Aktion ist etwas anders ausge­richtet, als zunächst gedacht.

Anders als gedacht

Technik-Geschäftsführer schenkt 50 Gemeinden eine eigene LTE-Mobilfunkstation, wenn sie einen wasserdichten Beschluss fassen und einen Standort bereitstellen. Technik-Geschäftsführer schenkt 50 Gemeinden eine eigene LTE-Mobilfunkstation, wenn sie einen wasserdichten Beschluss fassen und einen Standort bereitstellen.
Screenshot: YouTube Telekomnetz / teltarif.de
Die Aktion der Telekom richtet sich an Gemeinden mit schlechter Mobil­funk­versor­gung, die sich aktiv um neue LTE-Funk­stationen bewerben können. "Kommunen können durch die Aktion aktiver Partner in unserem Mobil­funk­ausbau werden", sagte Walter Golde­nits, Geschäfts­führer Technik der Telekom Deutsch­land, heute in Bonn.

Übli­cher­weise entscheidet die Telekom alleine, wo ein neuer (Telekom-)Standort entstehen soll. "Im Vorder­grund der Bewer­tung stehen dabei markt­wirt­schaft­liche und funk­tech­nische Erwä­gungen. Deshalb gibt es Kommunen, die bei dieser Betrach­tung immer wieder durchs Raster fallen."

Gemeinden sollen sich melden

Diesmal sollen sich die Gemeinden selbst melden, die unter Funk­löchern leiden, und davon gibt es in Deutsch­land genü­gend. Die Telekom sagt dazu: "An der Aktion 'Wir jagen Funk­löcher' kann jede Kommune teil­nehmen, die auf ihrem Gebiet ein LTE-Funk­loch hat." Nötig ist dazu unter anderem ein Beschluss des Gemein­derats. Die Gemeinde muss auch einen Standort für eine Antenne auf einem Dach oder eine freie Fläche für einen Mast ausweisen. "Im Gegenzug errichtet und betreibt die Telekom dort einen hoch­modernen LTE-Standort."

Der zweite Haken: Mit der Aktion sollen zunächst 50 Gemeinden mit Funk­löchern frisch mit Netz versorgt werden. Die Zahl der wirk­lichen Funk­löcher dürfte weit darüber hinaus liegen.

Die Bewer­bungs­frist der Aktion läuft bis zum 30. November 2019. Der Antennen-Standort in den ausge­wählten Kommunen soll bis Ende 2020 in Betrieb gehen. Nach Angaben der Telekom dauert es derzeit in der Regel rund zwei Jahre, einen Mobil­funk-Standort in Betrieb zu nehmen. Bürger und Gemein­dever­waltungen können sich auf einer spezi­ellen Telekom-Seite infor­mieren.

Eine Einschät­zung: Enttäu­schend?

Mancher teltarif.de-Leser wird viel­leicht enttäuscht sein, dass dadurch sein "Lieb­lings­funk­loch" womög­lich nicht sofort gestopft wird. Trotzdem können teltarif.de-Leser sich (indi­rekt) an dieser Aktion betei­ligen:

  1. Finden Sie Funk­löcher in Ihrem Wohnort oder Stadt­teil und doku­mentieren sie diese.
  2. Finden Sie Gleich­gesinnte aus Ihrer Umge­bung und tauschen sich aus, machen Sie eine Unter­schrif­tenliste.
  3. Schreiben Sie an Ihren Bürger­meister, den Gemein­derat/Stadtrat, Ihre örtliche Tages­zeitung und weisen sie diese auf die Aktion hin.
  4. Schreiben Sie eine E-Mail an teltarif.de, nennen Sie uns ein paar Details zum Ort und der Funk­versor­gung und halten uns über den Stand Ihrer Initia­tive auf dem Laufenden.

Die Frist 30. November ist für poli­tische Entschei­dungs­träger verdammt knapp. Es muss zügig ein Entschluss gefällt werden, damit der Antrag noch recht­zeitig bei der Telekom eingehen kann.

Die Heraus­forde­rung wird sein, Beden­kenträger ("Der Anten­nenmast sieht nicht schön aus" oder "Ich habe Angst vor der Strah­lenbe­lastung") davon zu über­zeugen, dass ein Sender in der Nähe viel scho­nender und sinn­voller ist, als ein Sender weit draußen vor dem Ort auf einem nicht minder scheuß­lichen Mast.

Es kann auch nicht schaden, die Mitbe­werber der Telekom (also Voda­fone, Telefónica oder 1&1-Dril­lisch) auf diese Funk­löcher aufmerksam zu machen. Gut möglich, dass der gefun­dene Standort später von allen drei (vier) Anbie­tern genutzt werden wird. Natür­lich wissen die Netz­betreiber in etwa schon, wo ihre Netze funk­tionieren und wo nicht. Sie wissen aber oft nicht, wo ihre Kunden Netz haben möchten, wenn es ihnen keiner sagt. Und die Netz­planer freuen sich über Unter­stüt­zung durch Kunden, die einen Bedarf signa­lisieren, was die Kauf­leute und Kosten­rechner bei den Netz­betrei­bern davon über­zeugt, viel­leicht hier und da und nicht dort eine neue Station aufzu­bauen.

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