TV-Tipp: Brandenburger Dorf sucht verzweifelt Netz
Prötzel im Landkreis Märkisch-Oderland ist Funkloch Nr. 53 in Brandenburg.
Screenshot. RBB / teltarif.de
Die Redaktion von teltarif.de sitzt in der Bundeshauptstadt Berlin. Dort gibt es im Großen und Ganzen überall irgendwie Netz. Verlässt man die Weltstadt, wird es schnell schwierig - mit Mobilfunk.
60 km östlich von Berlin
Prötzel im Landkreis Märkisch-Oderland ist Funkloch Nr. 53 in Brandenburg.
Screenshot. RBB / teltarif.de
Nur etwa 60 Kilometer östlich von Berlin im Märkischen Oderlandkreis liegt die Gemeinde 15345 Prötzel. Dort leben etwa 1000 Einwohner ... im Funkloch. Sie warten seit Jahren auf einen Anschluss an die Mobilfunkwelt. Lange ist nichts passiert. Jetzt "wagt" die Deutsche Telekom den Ausbau und stößt aber nicht überall auf Zustimmung. Diffuse Ängste verhindern, dass die Sender dahin gebaut werden, wo die Leute leben und mobil telefonieren wollen. Ein Kompromissstandort wird irgendwo abseits auf einer Wiese liegen. Wie gut er das Funkloch ausleuchten wird, ist die spannende Frage.
Leben im Funkloch
Wie lebt man offline in so einem Funkloch? Reporter des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) waren vor Ort und haben einen Film gedreht, den man im linearen Fernsehen heute Abend um 21:15 Uhr auf dem Programm von RBB (auch via Satellit und in vielen Kabelnetzen) schauen kann. Unabhängig vom Sendetermin ist der Bericht auch im Internet [Link entfernt] abrufbar.
Viele der 1000 Einwohner im brandenburgischen Ort Prötzel besitzen heute schon Smartphones – einige haben sogar eine Flatrate. Aber die nützt ihnen nicht viel, denn es gibt allzuoft kein Mobilfunknetz. Die Bewohner von Prötzel haben die unterschiedlichsten Strategien entwickelt, um sich mit der Situation zu arrangieren. Einige verwenden Dual-SIM-Smartphones, ein Schacht davon ist mit Telekom bestückt, der andere mit Vodafone oder o2. Manchmal klappt es, wenn man auf die Leiter steigt, andere verwenden den lizenzierten Amateurfunk, wofür man eine Prüfung braucht, dann aber weltweit funken kann, unabhängig von Mobilfunknetzen. Das digitale Behörden-Netz der Feuerwehr scheint Prötzel schon erreicht zu haben, das zivile Netz von Telekom, Vodafone oder Telefónica noch nicht. Die Telekom sei noch am besten, sagt einer der Protagonisten im Film.
Und was ist im Notfall?
Ein großes Problem ist die Angst vor Notfällen: Die Freiwillige Feuerwehr könnte zu spät kommen. Da bleibt häufig nur die Rettungskette über das Festnetztelefon und die Hoffnung, dass alle Feuerwehrleute im entscheidenden Moment auch zu Hause sind. Eine Änderung sei versprochen worden. Bis Ende 2021 soll das Problem in Prötzel weitgehend behoben sein, angeblich mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G, der von manchen Einwohnern sozusagen als allheilendes Wundermittel gesehen wird - aber nicht von allen.
Wir haben den Film schon gesehen und finden, wenn es bis Ende 2021 eine Versorgung mit 3G und 4G hinhaut - wenigstens von einem Netzbetreiber, hier der Telekom, die einen oder mehrere Masten bauen möchte, - dann können sich die Einwohner von Prötzel wirklich glücklich schätzen.
Sarkastisch stellt der Fernsehsender RBB in seiner Ankündigung zum Film auf der Homepage fest: Mit seinem Mobilfunknetz gehört Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa – noch hinter Albanien. Auch in Brandenburg gibt es jede Menge Funklöcher, offiziell wurden 53 größere Funklöcher katalogisiert. Das sind mindestens 53 Löcher zu viel. Nur die Bevölkerung vor Ort muss dabei auch mitspielen. Sonst klappt der Ausbau nicht.
TV-Tipp heute (6. November) um 21:15 Uhr auf RBB-TV: Leben im Funkloch