700

Die Ausbaupläne der Netzbetreiber auf 700 MHz

Die Bundes­netz­agentur hat 700 MHz für Mobil­funk frei­geräumt. Wo laufen schon Sender, wo sollen welche hinkommen? Wir haben die drei etablierten Netz­betreiber befragt. Konkrete Stand­orte wurden kaum genannt.
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Mit 700 MHz kann versorgungsmäßig stärker in die Fläche gegangen werden. Zu sehen ist ein Telekom-Mast in Kyritz in Brandenburg (derzeit noch ohne 700 MHz) Mit 700 MHz kann versorgungsmäßig stärker in die Fläche gegangen werden. Zu sehen ist ein Telekom-Mast in Kyritz in Brandenburg (derzeit noch ohne 700 MHz)
Foto: Deutsche Telekom
Wie berichtet, hat die Bundes­netz­agentur den Frequenz­bereich 700 MHz in Deutsch­land für den Mobil­funk "frei­geräumt". Die Politik spricht von der "Digi­talen Divi­dende II" und die Mobil­funk­welt vom E-UTRAN "Band 28". Dieser Bereich soll als Erwei­terung zu den gut gefüllten LTE-800-Frequenzen nutzbar sein, aber auch für den brand­aktu­ellen 5G-Stan­dard, in beiden Fällen in der Fläche.

Wir wollten wissen, ob und wo schon LTE 700 (oder später 5G-700) Sender "on air" gegangen sind oder in Kürze zu erwarten sind, und haben bei den drei etablierten Netz­betrei­bern nach­gefragt. (Dril­lisch-Netz hat keine Frequenzen auf 700 MHz.)

Was brauche ich für LTE 700?

Mit 700 MHz kann versorgungsmäßig stärker in die Fläche gegangen werden. Zu sehen ist ein Telekom-Mast in Kyritz in Brandenburg (derzeit noch ohne 700 MHz) Mit 700 MHz kann versorgungsmäßig stärker in die Fläche gegangen werden. Zu sehen ist ein Telekom-Mast in Kyritz in Brandenburg (derzeit noch ohne 700 MHz)
Foto: Deutsche Telekom
Eins vorneweg: Um als Kunde LTE 700 nutzen zu können, braucht man einen LTE-fähigen Mobil­funk­vertrag, am besten einen, der auch VoLTE (Tele­fonieren über LTE) erlaubt. Das ist derzeit nur bei den Original-Netz­betrei­bern in den Original-Tarifen der Fall, einzig Telefónica stellt VoLTE auch seinen Service-Provider- und Discounter-Kunden, sogar bei Prepaid, problemlos zur Verfü­gung. Dann muss ein Mobil­telefon vorhanden sein, welches das Band 28 unter­stützt.

Wer später 5G-700 nutzen will, braucht ein dafür passendes Telefon. Diese sind momentan noch eher rar, da die Netz­betreiber sich im Moment eher auf 3,6 GHz konzen­trieren. Im Übrigen braucht es einen für 5G-geeig­neten und auch frei­geschal­teten Mobil­funk­vertrag.

Wie sieht konkrete der Ausbau bei LTE 700 aus?

Die Deut­sche Telekom reagierte wie folgt: "Die Telekom hat den Einsatz der 700 MHz bereits in die Planungen aufge­nommen. Im Laufe des Jahres 2020 werden die ersten Stand­orte im länd­lichen Raum auch mit dem 700 MHz Spek­trum ausge­rüstet." Und weiter: "Wir haben die Zutei­lung für 700 MHz bereits im Früh­jahr bean­tragt und bauen das Band jetzt sukzes­sive in Deutsch­land auf. Mehr kann ich Ihnen dazu derzeit nicht sagen." Also noch keine konkreten Stand­orte.

Bei Voda­fone in Düssel­dorf war die Antwort durchweg ausführ­licher: "Voda­fone begrüßt, dass die 700 MHz-Frequenzen Anfang Juli endlich für den Mobil­funk frei­geräumt wurden. (...) Und genau für diesen weiteren Breit­band-Netz­ausbau und die Schlie­ßung von Funk­löchern beim mobilen Internet wird Voda­fone Deutsch­land die 700 MHz-Frequenzen künftig auch einsetzen. Voda­fone hat bereits die ersten LTE-Mobil­funk­stationen im 700 MHz-Band im Einsatz. Bis Ende des laufenden Geschäfts­jahres werden nach aktu­eller Planung rund 200 Mobil­funk­stationen mit 700 MHz-Frequenzen Bestand­teil des Voda­fone-Netzes in Deutsch­land sein."

Ausbausprint bei Voda­fone

Die 700er-Frequenzen seien ein "wich­tiger Baustein des aktu­ellen Ausbau-Sprints": Zurzeit habe Voda­fone rund 99,8 Prozent der Bevöl­kerung an sein Mobil­funk­netz ange­schlossen. Zudem versorge Voda­fone 93,7 Prozent der Bevöl­kerung mit der mobilen Breit­band­tech­nologie LTE.

"Aktu­elles Ausbau­ziel von Voda­fone ist es, die besie­delten Gebiete in Deutsch­land möglichst flächen­deckend mit LTE zu versorgen. Deshalb reali­siert der Konzern bis Ende dieses Geschäfts­jahres insge­samt 5500 LTE-Baupro­jekte, von denen mehr als 1500 bereits umge­setzt wurden. Im Rahmen dieses LTE-Ausbau­programmes wird Voda­fone komplett neue Mobil­funk-Stationen bauen und vorhan­dene Mobil­funk-Stationen (GSM und UMTS) erst­mals mit LTE-Technik aufrüsten. Zusätz­lich wird Voda­fone an bestehenden LTE-Stand­orten weitere LTE-Antennen anbringen. Ziel ist es, LTE-Funk­löcher zu schließen und mehr Kapa­zität sowie höhere Surf-Geschwin­digkeiten in das Voda­fone-Netz zu bringen."

Bei der Frequenz-Auktion 2015 sicherte sich Voda­fone (...) insge­samt 20 MHz im wich­tigen 700-MHz-Band. Die ersten LTE-Mobil­funk­stationen mit 700 MHz-Frequenzen sind bereits im Einsatz. Sie senden in den Bundes­ländern Nord­rhein-West­falen (Düssel­dorf, Ratingen) und Bran­denburg. Bis Ende des Geschäfts­jahres sollen rund 200 Mobil­funk­stationen mit 700 MHz-Frequenzen Bestand­teil des Voda­fone-Netzes in Deutsch­land sein.

Berichte aus dem Netz (z.B. bei Cell­mapper) bestä­tigen LTE 700-Sender in Düssel­dorf. Voda­fone hat auch den Aufbau seines 5G-Netzes im Live-Betrieb gestartet: Mit 5G will Voda­fone bis Ende 2021 bis zu 20 Mio. Menschen in Deutsch­land errei­chen.

Telefónica: 700 MHz deut­lich später als ange­kündigt

Telefónica Deutsch­land verwendet die zuge­wiesenen Frequenzen aus dem 700 MHz-Band – die übri­gens deut­lich später zur Verfü­gung stehen als von der BNetzA ursprüng­lich ange­kündigt - für die Flächen­versor­gung im Mobil­funk. An einigen Orten werden diese bereits einge­setzt, beispiels­weise in dünn besie­delten Regionen Schleswig-Holsteins.

"Grund­sätz­lich werden wir die 700 MHz-Frequenzen zeitnah an immer mehr Orten bundes­weit nutzbar machen. Dabei streben wir einen selek­tiven und von der Nach­frage getrie­benen Ausbau an. Dies insbe­sondere in länd­lichen Regionen, in denen die LTE-Kapa­zitäten, die aktuell über das 800 MHz-Band bereit­gestellt werden, nicht mehr ausrei­chen. Mit der kommer­ziellen Markt­einfüh­rung werden wir das 700 MHz-Band darüber hinaus sukzes­sive auch für die 5G-Versor­gung nutzen."