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OpenSignal: Telekom bei 4G der Konkurrenz weit voraus

Zahlreiche Nutzer haben OpenSignal installiert und liefern so ein interessantes Bild der tatsächlichen Netzqualität. Trotz einiger prinzipieller Schwächen sind die Ergebnisse mehr als eindeutig.
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Aus 885 Millionen Datenmustern von 69 000 Nutzern wurde ein klares Bild der Netzabdeckung in Deutschland erstellt. Aus 885 Millionen Datenmustern von 69 000 Nutzern wurde ein klares Bild der Netzabdeckung in Deutschland erstellt.
Screenshot: opensignal.com / teltarif.de
Die Software Opensignal ermöglicht interessierten Anwendern, die Qualität des eigenen Mobilfunknetzes zu ermitteln. Dazu stellt OpenSignal eine kostenlose App für Android oder iOS zum Download zur Verfügung, welche die Signalqualität ermittelt und in anonymisierter Form an OpenSignal übermittelt. Auf deren Webseite https://opensignal.com/networks werden regelmäßig Abdeckungskarten und Auswertungen veröffentlicht.

Es ist klar, das sich bei einer großen Nutzerbasis ein viel genaueres Bild von der Netzqualität ergibt, als es die Original-Karten der Netzbetreiber wiedergeben können oder wollen.

Erstmalig Auswertung der deutschen Netze

Aus 885 Millionen Datenmustern von 69 000 Nutzern wurde ein klares Bild der Netzabdeckung in Deutschland erstellt. Aus 885 Millionen Datenmustern von 69 000 Nutzern wurde ein klares Bild der Netzabdeckung in Deutschland erstellt.
Screenshot: opensignal.com / teltarif.de
OpenSignal hat sich im Mai 2018 die Netzqualität der deutschen Mobilfunknetze angesehen. In seiner allerersten Tiefenanalyse für Deutschland fand OpenSignal heraus, dass sich einer der drei deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber "weit von der Menge" abhebt.

Die Deutsche Telekom habe den Großteil der Mobile Awards von OpenSignal gewonnen und damit eine besonders beeindruckende Leistung in seiner 4G-Geschwindigkeitskategorie erzielt. Anhand von mehr als 855 Millionen Datenstichproben, die im 1. Quartal 2018 von fast 69 000 OpenSignal-Nutzern gesammelt wurden, analysierte die Webseite die mobile Nutzererfahrung von Kunden in den Netzen von O2, Telekom und Vodafone in Deutschland.

Telekom bei 4G "weit voraus"

Die Telekom ist ihren Mitbewerbern "weit voraus", auch hier gibt es noch Verbesserungspotenzial Die Telekom ist ihren Mitbewerbern "weit voraus", auch hier gibt es noch Verbesserungspotenzial
Screenshot: opensignal.com / teltarif.de
Die Erfahrungen der Telekom-Nutzer ergaben die höchsten 4G-Download-Geschwindigkeiten, die (durchschnittlich) 33,6 MBit/s erzielten. Telekom Kunden surften damit über 12 MBit/s schneller als Vodafone oder doppelt so schnell wie o2-Kunden. Dieser Trend wiederholte sich bei der gesamten Download-Geschwindigkeitsbewertung, wobei die Telekom die gemessenen Daten über 13 MBit/s schneller als einer ihrer Rivalen über das Funknetz transportierte.

Telekom führt 12 Prozent-Punkte bei 4G-Verfügbarkeit

Telekom sei, so berichtet OpenSignal, dem Feld in Sachen 4G-Verfügbarkeit "weit voraus". Mit einem Wert von 81 Prozentpunkten habe Telekom die Konkurrenten Vodafone und O2 um knapp 12 Prozentpunkte locker schlagen können. Allerdings stellten die Tester fest, sei Vodafone in Sachen städtischer 4G-Verfügbarkeit in den vier größten deutschen Städten mit dem deutschen "Incumbent" gleichauf liege.

Vodafone schlägt seine Rivalen bei Latenz

Bei der Latenz (Antwortzeit) gewann Vodafone die 3G- und 4G-Latenz-Bewertungen. Mit 37 Millisekunden lag Vodafone bei 4G um 5 ms besser als einer seiner Konkurrenten. Bei 3G kam Vodafone auf 56 ms und sei damit 10 ms besser als die Konkurrenz gewesen.

Trotz starker 4G-Werte der Telekom liegt Deutschland in Europa weit hinten

Im west-europäischen Vergleich bleibe Deutschland aber weit hinten, was 4G-Download-Geschwindigkeiten und die LTE Verfügbarkeit angehe. Das liege auch an dem starken Kontrast zwischen den deutschen Netzbetreibern, wo Telekom in der Analyse von Open Signal "weit voraus" (englisch: "way ahead") liege, während die Mitbewerber aufgrund ihrer schwachen Vorstellung den Gesamtindex in den Keller gedrückt hätten.

Bewertung der Ergebnisse

OpenSignal ermittelt aus Nutzerdaten Abdeckungskarten aller untersuchten Mobilfunknetze OpenSignal ermittelt aus Nutzerdaten Abdeckungskarten aller untersuchten Mobilfunknetze
Screenshot: opensignal.com / teltarif.de
Was OpenSignal nicht erhoben hat, welche Tarife ihre "Testkunden" verwendet haben. Gerade bei Discount-Tarifen im Telekom und Vodafone-Netz ist LTE oft nicht nutzbar oder erfordert die aktive Buchung einer "HiSpeed"-Option, die es erst seit kurzem gibt. Bei o2 hingegen steht LTE in quasi allen Tarifen zur Verfügung. So gesehen, könnten die Werte von Telekom und Vodafone theoretisch sogar noch besser sein. Viele Mobilfunk-Tarife werden nach Verbrauch eines gewissen Volumens gedrosselt. Auch hier könnten die Messwerte besser sein, wenn es diese Drossel nicht gäbe. o2 setzt sehr oft einen "Load Balancer" ein, der die Last zwischen den 4G (LTE) Zellen und den 3G (UMTS) Zellen ausgleicht und weist auch von sich aus darauf hin, dass sie nicht das schnellste Netz, sondern ein "schnelles Netz" bieten möchten.

Eine Stichprobe von teltarif.de auf der Seite opensignal.com in verschiedenen Regionen ergab, dass hier noch Messwerte ("Samples") fehlen, an anderen Stellen sind die Messwerte schon heute sehr genau und spiegeln die Wirklichkeit der Funkversorgung sehr genau wider.

Eins bleibt aber klar: In Sachen Netzausbau bei 4G (und auch 3G und 2G) gibt es für alle drei deutschen Anbieter noch einiges zu tun. Viele zufällig Befragten befürchten schon heute, dass der aufkommende 5G-Hype den notwendigen Grundnetzausbau mit 2G, 3G oder 4G lähmen oder ganz zum Erliegen bringen könnte.

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