Europa

Europäische Netflix-Alternative - durch Rundfunkbeitrag?

Netzgiganten wie Facebook, YouTube und Netflix kommen aus den USA. Andere Internetriesen wie Alibaba und WeChat aus China. Und Europa? ARD-Intendant Wilhelm wirbt für eine europäische Alternative.
Von dpa /

Europäische Medienanstalten träumen von einem europäischen staatlich mitfinanzierten Netflix-Konkurrenten Europäische Medienanstalten träumen von einem europäischen staatlich mitfinanzierten Netflix-Konkurrenten
Bild: dpa
Der ARD-Vorsit­zende Ulrich Wilhelm hat für eine gemein­same euro­päi­sche Alter­na­tive zu US-Inter­net­kon­zernen wie Face­book, Google und Netflix eine deut­liche staat­liche Unter­stüt­zung gefor­dert.

Eine solche digi­tale Infra­struktur sei auch eine öffent­liche Aufgabe, betonte Wilhelm am Mitt­woch­abend in München. "Europa kann das, wenn der Wille nur entfacht wird."

Debatte: Finan­zie­rung durch Rund­funk­bei­trag?

Europäische Medienanstalten träumen von einem europäischen staatlich mitfinanzierten Netflix-Konkurrenten Europäische Medienanstalten träumen von einem europäischen staatlich mitfinanzierten Netflix-Konkurrenten
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Es gebe für ein euro­päi­sches Ökosystem im Netz durchaus viele ermu­ti­gende Reak­tionen, vor allem aus Frank­reich und der EU-Kommis­sion, sagte der Inten­dant des Baye­ri­schen Rund­funks. Mehrere deut­sche Regie­rungs­chefs in den Ländern fänden den Vorschlag eben­falls span­nend, sagte Wilhelm bei einer Diskus­si­ons­ver­an­stal­tung des Baye­ri­schen Jour­na­listen-Verbandes im Presse-Club München.

Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder (CSU) hatte die Idee kürz­lich aufge­griffen. Zur Finan­zie­rung brachte er aller­dings auch Mittel aus dem künf­tigen Rund­funk­bei­trag für die öffent­lich-recht­li­chen Sender ins Gespräch. Wilhelm lehnte dies ab.

Digi­tales Ökosystem in Europa

Der ARD-Vorsit­zende zeigte sich über­zeugt, dass sich die neue EU-Kommis­sion nach den EU-Wahlen Ende Mai noch einmal verstärkt der Regu­lie­rung der Inter­net­riesen annehmen werde. Aber solche gesetz­li­chen Vorgaben allein seien nicht ausrei­chend. Die großen US-Konzerne hätten mehr Möglich­keiten als klei­nere Anbieter, der Regu­lie­rung auszu­wei­chen.

"Man braucht flan­kie­rend eine Alter­na­tive im Sinne eines digi­talen Ökosys­tems in Europa." Es sei legitim, diese mit Unter­stüt­zung der öffent­li­chen Hand zu entwi­ckeln, sagte Wilhelm.

Der BR-Inten­dant stellte zugleich klar, eine solche Idee sei kein Thema nur für die ARD. "Das ist gar nicht machbar." Auch die öffent­liche Leis­tung einer solchen Infra­struktur allein sei für sich noch nicht der Durch­bruch. Entschei­dend sei, dass auch möglichst viele Anbieter mit ihren Inhalten dorthin gingen. "Das geht nicht auf Knopf­druck, das entscheidet jeder für sich."

Heute hat Netflix übri­gens eine Preis­er­hö­hung für Deutsch­land ange­kün­digt.

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