NDR trotzt Landtag: "Bauen DAB+ weiter aus"
NDR setzt weiter auf DAB+
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Wie berichtet hat der niedersächsische Landtag im Juni einstimmig dafür gestimmt, die Landesregierung aufzufordern, sich für das Ende des terrestrischen Digitalradios DAB+ einzusetzen. Der Beschluss sorgte zunächst für viel Aufsehen, doch schnell stellte sich heraus, dass er in der Praxis kaum Auswirkungen haben wird. Erst wenige Wochen zuvor hatten die Ministerpräsidenten der Bundesländer einstimmig dafür gestimmt, den bundesweiten DAB+-Multiplex bis mindestens 2035 weiter auszustrahlen - auch in Niedersachsen.
Auch der Norddeutsche Rundfunk hält weiter am terrestrischen Digitalradio fest. So hat die unter anderem für Niedersachsen zuständige Landesrundfunkanstalt Ende Juli einen neuen Sender am Standort Stade in Betrieb genommen. Auch die anderen Landesrundfunkanstalten der ARD haben sich klar zum Fortbestand von DAB+ bekannt. In einer Stellungnahme gegenüber dem Fachmagazin InfoDigital [Link entfernt] hat der NDR nun ausführlich dargelegt, warum für ihn DAB+ alternativlos ist.
"Der NDR ist per Staatsvertrag verpflichtet, drei digital-terrestrisch zu verbreitende Programme auszustrahlen. Dies sind NDR Plus, NDR Blue sowie NDR Info Spezial", so die norddeutsche Rundfunkanstalt gegenüber InfoDigital. Damit erfüllte der Sender seinen Versorgungsauftrag. Entsprechend der ARD-Beschlusslage werde der NDR auch seine Landesprogramme und die in allen norddeutschen Bundesländern verbreiteten Programme auf "allen heute üblichen Hörfunkverbreitungswegen, darunter auch DAB+" ausstrahlen.
NDR: "Mindestens mittelfristig" keine Alternative zu DAB+
NDR setzt weiter auf DAB+
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Nach Ansicht des Norddeutschen Rundfunks stehe ein zu DAB+ vergleichbarer digitaler Verbreitungsweg "mindestens mittelfristig" nicht zur Verfügung. Daher werde die Landesrundfunkanstalt ihre Ausbaupläne für das Sendernetz weiter fortsetzen. Ein DAB+-Empfänger sei aus Sicht des NDR für viele Nutzungsszenarien eine gute Wahl, zumal das heute schon großflächig vorhandene Sendernetz weiter wachse und auch die Programmauswahl immer größer werde.
Auch auf das Thema 5G Broadcast, das vom niedersächsischen Landtag als künftiger Rundfunkstandard ins Spiel gebracht wurde, ging der Norddeutsche Rundfunk im Rahmen seiner Stellungnahme ein. So seien es offene Fragen, wann 5G für die Verbreitung von Rundfunk spezifiziert werde und ob es in Niedersachsen eine flächendeckende Versorgung geben werde. Dazu benötige der NDR aufgrund seines Auftrags ein eigenständiges Sendernetz, das unabhängig von den Interessen Dritter betrieben werde.
Auch in Niedersachsen werden demnach die DAB+-Programme im bundesweiten Multiplex und die Angebote des Norddeutschen Rundfunks weiter zu empfangen sein. Offen ist hingegen, ob und wann Kapazitäten für private Programmveranstalter ausgeschrieben werden. In Schleswig-Holstein wird hingegen ein DAB+-Pilotprojekt vorbereitet.