Smart Home: So verteilen Sie Musik im ganzen Haus
Musikhören war früher eine lokale Angelegenheit: Die heimische Stereoanlage, der Radiorecorder oder Cassetten-Abspieler sorgten für die musikalische Beschallung in nur einem Raum der Wohnung. Wer die Musik gleichzeitig in mehreren Räumen hören wollte, musste aufwendig Kabel durch die ganze Wohnung verlegen.
Heutzutage wird Musik überwiegend drahtlos per Streaming durchs Haus transportiert. Dabei lassen sich sogar Stereoanlagen und Geräte ansteuern, die von sich aus gar keinen Internetzugang haben. Wir beleuchten die attraktivsten Möglichkeiten, wie die Musik im ganzen Haus transportiert werden kann.
Multiroom-Systeme
Mit dem US-amerikanischen Hersteller Sonos begann eine neue Ära im Lautsprechermarkt. Die Möglichkeit, mehrere smarte Lautsprecher zu einem Multiroom-System zu koppeln, um die Musik in mehreren Räumen wiederzugeben, wurde mittlerweile nicht nur von zahlreichen Lautsprecher-Herstellern, sondern auch von anderen Unternehmen aus der Unterhaltungselektronik-Welt aufgegriffen.
So können viele HiFi-Anlagen und Soundsysteme heute mit Drahtlos-Boxen und anderen Endgeräten, die in anderen Räumen stehen, zu einem Multiroom-System gekoppelt werden. Möglich ist es, die gleiche oder unterschiedliche Musik in allen Räumen zu hören. Separate Anlagen für jeden Raum entfallen, eine zentrale Einheit dient als Steuergerät für die "Satelliten".
Ikea präsentierte zuletzt die ersten beiden Produkte der Symfonisk-Serie, mit Technik von Sonos
Bild: Ikea Deutschland
Multiroom-Systeme funktionieren in der Regel auf zwei Arten: Zum einen lassen sich mehrere WLAN-Lautsprecher über eine Smartphone-App ins Heimnetz einbinden. Die Steuerung erfolgt dann über die App. Über das Smartphone als Steuerungszentrale kann der Nutzer entscheiden, welche Musik auf welchem Lautsprecher in welchem Raum läuft. Es ist auch möglich auf allen Lautsprechern dieselbe Musik abzuspielen. Manche Hersteller erlauben es auch, mehrere WLAN-Lautsprecher im Wohnzimmer aufzustellen und diese als Heimkino-Surroundsystem zusammenzuschalten.
Zum anderen bieten einige Hersteller zusätzlich zu WLAN-Lautsprechern eine Hardware-Bridge an. Hierbei handelt es sich um eine kleine Box, welche die Koppelung und Steuerung der einzelnen Lautsprecher im Netzwerk übernimmt. Die Bridge kann auch in einem der Lautsprecher eingebaut sein. Der Vorteil dieser Lösung ist, dass bestehende HiFi-Geräte weitergenutzt werden können. Viele Multiroom-Systeme lassen sich bereits mit Sprachassistenten steuern, beispielsweise Amazon Alexa. Auch hier können verschiedene Devices, etwa die Amazon-Echo-Geräte, mit anderen Geräten interagieren.
Bluetooth-Lautsprecher und WLAN-Radios
Die kleinen Brüder der Multiroom-Boxen sind Bluetooth-Lautsprecher. Mit diesen ist das Streaming von Musik via Smartphone, Tablet oder anderen Bluetooth tauglichen Endgeräten möglich. Bluetooth-Speaker gibt es in allen Größen und Preisklassen: Von der kleinen 10 Euro-Box für Küche, Bad oder unterwegs bis zu großen HiFi-Boxen von namhaften Herstellern wie Bose oder Teufel, die mehrere hundert Euro kosten.
WLAN-Radio von Hama
Foto: Hama
WLAN-Radios empfangen nicht nur unzählige Radiostationen aus aller Welt, sondern können auch Musik in einem Heimnetzwerk abspielen. Die Empfangsgeräte müssen hierzu UPnP/DLNA unterstützen, was bei fast allen gängigen Modellen der Fall ist. Damit ist es möglich, fürs Netzwerk freigegebene Musikdateien beispielsweise von PC oder einer Network Attached Storage (NAS, englisch für netzgebundener Speicher) auf dem WLAN-Radio abzuspielen. Viele Geräte verfügen zudem über eine Bluetooth-Funktion. Damit kann der Nutzer Musik von Smartphone oder Tablet streamen.
AV-Receiver und andere HiFi-Endgeräte
AV-Receiver (auch A/V-Receiver) sind Mehrkanal-HiFi-Verstärker, die verschiedene Audio- und Videoquellen auf ihre analogen und digitalen Ausgänge schalten können. An die Ausgänge eines AV-Receivers werden zum Beispiel Lautsprecher, TV-Geräte, Videoprojektoren oder auch zusätzliche Verstärkerendstufen angeschlossen. Viele dieser Geräte können jedoch auch Musik streamen und beispielsweise in ein Multiroom-System eingebunden sowie via Bluetooth mit Smartphone oder Tablet gekoppelt werden.
Auch viele Soundbars können über WLAN mit dem heimischen Router verbunden werden und dienen so als Musiklieferant im Heimnetzwerk. Weitere Geräteklassen, die Musik über den Router streamen können, sind BluRay-Player, Netzwerkplayer (Media Receiver) oder Spielekonsolen wie die Sony Playstation oder die Microsoft Xbox.
Google Chromecast und Amazon Fire
Ein intelligentes System zur Verteilung von Musik im ganzen Haus hat Google kreiert. Der seit 2013 im Handel befindliche Google Chromecast (mit HDMI für Videostreaming) bekam 2015 mit dem Chromecast Audio einen kleinen Bruder für Musik-Streaming, der allerdings inzwischen wieder von Markt genommen wurde. Seit 2016 kamen diverse Modelle des Google-Home-Lautsprechers dazu.
Der Google Chromecast (3. Generation)
GrooveStreetHome (Reddit)
Als Bindeglied zwischen den Geräten dient die Google-Home-App, die zunächst Google Cast hieß. Mittlerweile besitzen diverse Geräte anderer Hersteller wie Fernseher oder AV-Receiver einen "Built-in-Chromecast", die Google-Technik ist also nicht mehr nur auf Google-Hardware beschränkt. Über die Google-Home-App werden die diversen Geräte ins Heimnetz eingebunden, jedem Gerät kann ein eigener Name zugewiesen werden. Der Vorteil dabei ist, dass einzelne Geräte zu Gruppen zusammengefasst werden können.
Es ist also möglich, mehrere Räume zu beschallen, in denen ein Chromecast an den Fernseher oder die Stereoanlage angeschlossen oder ein Google-Home-Lautsprecher aufgestellt ist. Diese Lösung ist oft preisgünstiger als der Aufbau eines "offiziellen" Multiroom-Systems.
Amazon folgte mit ähnlichen Lösungen: Der aktuelle Amazon Fire TV Stick und die Fire TV Box verfügen inzwischen über Sprachsteuerung mit Alexa.
Bluetooth-Adapter und Musik vom Router
Wer die Musik nur vom Smartphone oder Tablet an einen Lautsprecher oder eine alte Stereoanlage streamen will, kann auch zu einem kostengünstigen Bluetooth-Adapter (ab 10 Euro im Handel) greifen. Die Stereoanlage benötigt dafür zumindest einen Audio-Eingang - entweder als Line-in (Klinkenbuchse) oder Cinch.
Auch der heimische Router kann als direkter Transporteur für Musik dienen. Die Musiksammlung kann beispielsweise auf eine USB-Festplatte kopiert und an die AVM FRITZ!Box angeschlossen werden. Auch alle anderen Musik- und Video-Sammlungen, die im Netzwerk freigegeben sind, lassen sich streamen.
Bei der Lösung von AVM ist hierfür die FRITZ!App Media erforderlich. Die Musik kann dann an alle mit dem Netzwerk verbundenen Geräte gestreamt werden. Dies kann auch ein Fernseher oder ein vernetzter Lautsprecher sein. Die Empfangsgeräte müssen hierbei erneut UPnP/DLNA unterstützen.
Auch über das FRITZ!Fon können über den kleinen eingebauten Lautsprecher Musikdateien und Internetradiostationen abgespielt werden, wenn es einmal nicht in seiner eigentlichen Funktion als Telefon dient.
Wer sich zur Abwechslung mit Video-Streaming beschäftigen möchte, erfährt in einer weiteren Meldung, welche Neuheiten es im August auf Amazons Streaming-Plattform Prime Video gibt.