Thuraya

Satelliten-Telefonie über Thuraya

Der Satel­liten-Tele­fonie-Anbieter Thuraya ist seit 2001 in Betrieb. Nutzbar ist das Kommu­nika­tions­system in fast allen euro­päi­schen und asia­tischen Ländern sowie in Austra­lien und in Teilen Afrikas.
Von / Julian Ruecker

Der Satel­liten-Tele­fonie-Anbieter Thuraya wurde 1997 gegründet und ist seit 2001 in Betrieb. Thuraya setzt auf zwei Satel­liten, die sich auf einem geosyn­chronen, annä­hernd geosta­tio­nären Orbit befinden. Jeder Thuraya-Satellit besitzt 512 kleine Antennen (Spot Beams), die sich einzeln ausrichten lassen. Dies erklärt die waben­för­migen Versor­gungs­regionen des Satel­liten­sys­tems. Thuraya kann stark genutzte Gebiete mit mehr Kapa­zität versorgen, indem ein Satellit 20 Prozent seiner Gesamt­kapa­zität auf eine Stelle der Erdober­fläche bündelt. Die Abdeckung des Thuraya-Netzwerks Das Thuraya-Netz funktioniert nur in Europa und in Teilen Asiens, Afrikas sowie Ozeaniens.
Grafik: thuraya.de

Der erste Thuraya-Satellit erreichte nicht seine geplante Lebens­dauer. Die Ursache für das vorzei­tige Diens­tende waren defekte Solar-Panels, die für die Ener­gie­ver­sor­gung verant­wort­lich sind. Der Satellit wurde zunächst noch für Versuchs­zwecke und als Reserve einge­setzt, befindet sich aber seit 2007 in einem Fried­hof­sorbit. Thuraya hat mit den Satel­liten Thuraya 2 und Thuraya 3 recht­zeitig für Ersatz gesorgt. Der nächste Satellit, Thuraya 4 NGS (Next Gene­ration Satel­lite), soll Thuraya 2 ablösen. Der Start mit der Falcon-9-Rakete von SpaceX ist für 2023, der Betrieb ab 2024 geplant. Darüber hinaus besteht die Option, in den nächsten fünf Jahren Thuraya 3 durch Thuraya 5 zu ersetzen.

Netz­abde­ckung: Mehr als 160 Länder mit knapp zwei Drittel der Welt­bevöl­kerung

Die Thuraya-Satel­liten, gebaut von Boeing, bewegen sich in unge­fähr 36.000 Kilo­meter Höhe und haben eine Neigung von 6,2 bis 6,3 Grad zum Äquator. Die Netz­abde­ckung erstreckt sich auf Asien, Europa, Austra­lien sowie das nörd­liche, östliche und mitt­lere Afrika. Nicht im Versor­gungs­gebiet liegen die nörd­liche Hälfte Russ­lands, der komplette ameri­kani­sche Konti­nent, die Staaten des südli­chen Afrika und die Polar­regionen. Thuraya deckt insge­samt mehr als 160 Länder ab, in denen knapp zwei Drittel der Welt­bevöl­kerung leben.

Tarif­modelle, inter­natio­nale Vorwahl und GPS zur Abrech­nung

Das Satelliten-Telefon Thuraya XT-PRO DUAL Das Satelliten-Telefon Thuraya XT-PRO DUAL
Bild: Thuraya
Tele­fonate inner­halb des Thuraya-Netzes benö­tigen keine Boden­sta­tion, da das Signal zwischen verschie­denen Teil­neh­mern direkt über einen der Satel­liten vermit­telt wird. Gespräche ins Fest­netz werden über die Boden­sta­tion in Schard­scha in den Verei­nigten Arabi­schen Emiraten über­tragen. Ein Kenn­zei­chen von Thuraya ist die Unter­stüt­zung von GPS. Dabei wird die Posi­tion des Nutzers für die Abrech­nung heran­gezogen. Mit seinem GPS-Modul können die aktu­ellen Thuraya-Tele­fone auch Wegpunkte aufzeichnen und spei­chern. Moderne Geräte (wie das XT-Pro Dual) unter­stützen mehrere oder gar alle drei großen globalen Navi­gati­ons­satel­liten­sys­teme (GNNS: Global Navi­gation Satel­lite System): Galileo, GLONASS und Beidou. Mitt­ler­weile sind Thuraya-Dual-SIM-Handys erhält­lich, in denen außer der Thuraya-SIM gleich­zeitig eine regu­läre GSM-SIM nutzbar ist. Die Vorwahl des Thuraya-Netzes ist +88216, danach folgt die acht­stel­lige Rufnummer der SIM-Karte.

Für die Abrech­nung hat der Netz­betreiber eine eigene "Währung" einge­führt - den "Thuraya-Dollar", oft auch einfach nur "Credits", "Units" oder "Einheiten" genannt, wobei 1 Unit in etwa 1 USD entspricht. Ein Gespräch von Thuraya zu Thuraya kostet aktuell - je nach Provider, SIM-Karte und Aufent­haltsort - etwa zwischen 1 und 2 Units. Grund­sätz­lich unter­scheidet Thuraya zwischen Prepaid-Tarifen (für Gelegenheits­nutzer) und Post­paid-Tarifen für regel­mäßige Satel­liten-Tele­fonierer.

Da Thuraya-Handys aufgrund der Empfangs­vor­gaben (ausge­zogene Antenne, Sicht­ver­bin­dungen zum Satel­liten) nicht ständig erreichbar sind, erlaubt der Anbieter, aus dem Internet dem Thuraya-Teil­nehmer eine Gratis-SMS zu senden. Die Rufnummer des Teil­neh­mers und die Mittei­lung können unter sms.thuraya.com einge­geben werden.

Auf der folgenden Seite finden Sie eine Tabelle, die die verschie­denen Satel­liten-Netze vergleicht.