Messaging

Joyn: Der erfolglose SMS-Nachfolger

Unter dem Namen "Joyn" versuchte die GSMA, den Mobil­funk-Stan­dard RCS-e für Messa­ging bekannt zu machen. Das ging schief, aber es gibt einen besseren Nach­folger.
Von Susanne Kirchhoff /

Joyn: Mobile Messaging per RCS-e Joyn: Mobile Messaging per RCS-e
Bild Joyn, Montage: teltarif.de
Unter dem Namen "Joyn" versuchte die GSM Asso­cia­tion (kurz: GSMA) - die Indus­trie­vereinigung der inter­nationalen Mobil­funk­anbieter - und ihre Mitglieder, ab 2012 den Stan­dard RCS-e (Rich Commu­nica­tions Suite enhanced) für mobiles Messa­ging, Video­telefonie und Datei­transfers bekannt zu machen. Ähnlich wie bei der SMS war geplant, die Kom­munikation via Joyn zwischen Smart­phones in allen Mobil­funk­netzen und mit allen Handy-Betriebs­systemen zu ermög­lichen. Mitt­ler­weile gilt Joyn aller­dings als ebenso geschei­tert wie der geplante Joyn-Nach­folger Message+. Die Technik wurde trotzdem erfolg­reich weiter­ent­wickelt.

Joyn kam per App aufs Handy

Joyn: Mobile Messaging per RCS-e Joyn: Mobile Messaging per RCS-e
Bild Joyn, Montage: teltarif.de
Die Nach­teile von Joyn waren von Beginn an haus­gemacht: Wer sich als Netz­betreiber-Kunde in der Vergan­gen­heit für die Nutzung von Joyn entschieden hatte, musste das Handy erst mit der passenden Soft­ware aus­rüsten. Und das, obwohl die Mobil­funk­an­bie­ter es befür­wor­teten, den Dienst von Han­dy-Herstel­lern in mög­lichst viele Geräte direkt inte­grieren zu lassen.

Auf Smart­phones kam Joyn per App, falls diese für das jewei­lige Handy-Betriebs­system verfügbar war. Und auch mit Feature-Phones sollte Messa­ging per Joyn für die Kunden nutzbar sein. Zahl­reiche Handy-Hersteller wie etwa Samsung, LG, HTC, Huawei, Moto­rola, Black­berry, Sony und ZTE unter­stützten den Stan­dard.

Joyn von Beginn an vergleichs­weise chan­cenlos

Deut­sche Netz­betreiber wollten mit Joyn eine Alter­native zu Smart­phone-Messen­gern wie etwa WhatsApp und anderen SMS-Konkur­renten etablieren - auch wenn die Unternehmens­sprecher der Netz­betreiber einen solchen direkten Zusam­men­hang immer abge­stritten haben. Der Start der neuen Platt­form verlief aber eher holprig.

Der Messenger Joyn konkurrierte unter anderem mit WhatsApp, Viber, Threema und BlackBerry. Der Messenger Joyn konkurrierte z. B. mit WhatsApp, Viber, Threema und BlackBerry.
Bild: WhatsApp, Threema, Blackberry, Viber, GSMA / Montage: teltarif.de
Mit einiger Verzö­gerung stand Joyn seit August 2012 für Kunden von Voda­fone zur Ver­fü­gung, seit Anfang des Jahres 2013 auch für Kunden der Telekom, aller­dings in einer Beta-Version. Der An­bie­ter o2 plante, sich im Laufe desselben Jahres zu betei­ligen, der Start­termin wurde jedoch immer wieder auf unbe­stimmte Zeit ver­scho­ben. Auch der ehema­lige Netz­betreiber E-Plus hatte kein Inter­esse an einer Einfüh­rung des Stan­dards. Die Kunden beider Netz­anbieter waren daher von der Nutzung des Dienstes aus­ge­schlos­sen und die Kommu­nika­tion via Joyn somit weit­gehend auf netz­interne Kontakte beschränkt.

Als proble­matisch erwies sich zudem, dass die Verwen­dung von Joyn eine speziel­le App voraus­setzte, die nicht für jedes Handy-Modell verfüg­bar war. Im Telekom-Netz konnte der Dienst sogar erst dann verwendet werden, wenn der Nutzer durch die Kunden­betreuung frei­geschaltet und die Joyn-App neu instal­liert wurde. Ebenso war die Verwen­dung mit Discounter-SIM-Karten über das Telekom-Netz aus­ge­schlos­sen.

Schon die MMS (Multi­media Messa­ging Service) hatte sich wegen der Preis­gestal­tung durch die Netz­betreiber grund­sätz­lich nie weit­rei­chend für den Austausch von Multi­media-Inhalten verbreiten können, auch Joyn-Nach­richten sollten ursprüng­lich einzeln berechnet werden. Dies sind einige der Gründe, warum der sowohl die MMS als auch Joyn im Vergleich zur Konkur­renz nur eine kleine Nutzer­gruppe vorweisen konnten.

Joyn: Großes Plus beim Daten­schutz

Daten­schutz war bereits bei der alten Joyn-Version ein großer Plus­punkt. Anders als beim Konkur­renten WhatsApp, der wieder­holt wegen Sicher­heits­lücken und Daten­schutz­bedenken in der Kritik steht, fand bei Joyn unter anderem keine zentrale Spei­che­rung von Adress- und Kontakt­daten statt, die Weiter­gabe von Kunden­daten zu Werbe­zwe­cken war ausge­schlossen und die Verschlüs­selung aller Daten und Inhalte des Nutzers sollte die Kommunikations­sicherheit der Kunden gewähr­leisten.

Von geschei­terten Apps zu nativer Imple­men­tie­rung

Nach teil­weise mehreren frucht­losen Anläufen haben nach wenigen Jahren alle drei Anbieter ihre Joyn-Apps aufge­geben. Den Anfang machte Telefónica Mitte 2017. Die Telekom und Voda­fone sind Anfang 2019 nach­gezogen und haben ihrer­seits auch ihre entspre­chenden Anwen­dungen aufge­geben. Die Aufgabe der App-basierten-Lösung durch alle deut­schen Mobil­funk­anbieter bedeutet aber noch lange nicht den Tod von RCS-Diensten.

Viel­mehr setzen die Netz­betreiber inzwi­schen auf native RCS-Unter­stüt­zung. Darunter versteht man die Nutzung von RCS-Diensten über die vorin­stal­lierten Messa­ging-Apps, mit denen auch SMS und MMS verschickt werden. Einer der Pioniere dieser Entwick­lung war Google, das RCS in Messages und damit quasi auf alle neueren Android-Smart­phones brachte. Auch Samsung inte­grierte den RCS-Support in seine Messa­ging-App. Erkennt das Smart­phone beim Verschi­cken einer Nach­richt, dass der Empfänger über RCS verfügt, wird die Nach­richt auto­matisch auf diesem Wege verschickt. Mehr zur neuesten Entwick­lung lesen Sie auf unserer aktu­ellen Ratge­ber­seite zu RCS.

Über die Vor- und Nach­teile Internet-basierter Smart­phone-Messenger wie zum Beispiel Threema, Tele­gram sowie WhatsApp können Sie sich in unserem Ratgeber zum Thema Messenger für Smart­phones infor­mieren.