Rückblick

Das Jahr 2016 aus tariflicher Sicht

Unlimitierte Flats, EU-Roaming-Änderung & Co.: Wir blicken auf die Entwicklungen bei den Mobilfunktarifen in diesem Jahr zurück.
Von Daniel Rottinger /

Nicht unspannend: Der Mobilfunktarif-Markt im Jahr 2016 Nicht unspannend: Der Mobilfunktarif-Markt im Jahr 2016
Bild: teltarif.de/Anne Katrin Figge - fotolia.com, Montage: teltarif.de
Ein spannendes Jahr neigt sich dem Ende entgegen: 2016 haben die Provider wichtige Akzente gesetzt und neue Tarife aufgelegt. Mit Goood und Tarifhaus sind zudem zwei neue Anbieter gestartet. Nicht unspannend: Der Mobilfunktarif-Markt im Jahr 2016 Nicht unspannend: Der Mobilfunktarif-Markt im Jahr 2016
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Änderungen beim EU-Roaming

2016 war das Jahr des EU-Roamings. Am 30. April trat die neue EU-Verordnung zum Roaming in Kraft und brachte eine grundlegende Änderung mit sich. Seither gilt der Inlandspreis für Telefonie, SMS und mobiles Surfen auch im EU-Ausland, wobei geringe Aufpreise berechnet werden dürfen. Nur noch für den Fall, dass der Aufpreis berechnet wird, greifen die zuvor geltenden Obergrenzen. Dies bedeutet aber auch, dass für den Einzelfall die Nutzung des Mobilfunkanschlusses teurer werden kann. Zunächst waren der neuen Verordnung nicht alle Anbieter vollumfänglich nachgekommen und daher mischte sich sogar die Bundesnetzagentur ein. Spannend bleibt zu sehen, wie sich die finale Abschaffung der EU-Roaming-Aufschläge im kommenden Jahr gestaltet und ob die Provider die Grundgebühr ihrer Tarife erhöhen, um die Kosten, die den Anbietern durch das EU-Roaming ihrer Kunden entstehen, auszugleichen.

Umbauarbeiten bei Telefónica und Supportstau

Telefónica: Konzern im Umbruch Telefónica: Konzern im Umbruch
Bild: dpa
Der Mobilfunker Telefónica sorgte in den vergangenen Monaten für viel Wirbel bei seinen Mobilfunkmarken. Unter anderem hat der Netzbetreiber die Base-Kunden zu o2 migriert. Dabei klagten Ex-Base-Nutzer etwa über fehlende Optionen, wie etwa einer zuvor genutzte Datenoption. Besonders ärgerlich daran: die mobile Internetnutzung wurde nach dem GPRS-by-Call-Tarif abgerechnet. Und auch bei simyo vollzog sich ein Wechsel: Die Ur-Prepaid-Marke verschwand und Nutzer wurden zu Blau-Kunden transformiert.

Allerdings gab es durch die Migration der simyo-Kunden zu Blau augenscheinlich Kapazitätsengpässe bei der Kundenbetreuung, wie auch der Fall einer teltarif.de-Leserin veranschaulicht. Diese sah sich etwa mit dem Problem konfrontiert, dass sie eine Portierung zu einem anderen Anbieter nicht vollziehen konnte, da der Blau-Support für die Kundin nicht erreichbar gewesen sein soll.

Und auch als nicht portierter Kunde konnte man quasi live die Umstrukturierung der Telefónica-Marken und des Netzes mitverfolgen. Unter anderem waren lange Warteschleifen beim Anruf der Support-Hotline von o2 die Folge. Vor Jahresschluss wurde zudem bekannt, dass der Deutschland-CEO Thorsten Dirks das Unternehmen verlässt.

Unlimitierte Datenflats der drei Netzbetreiber

Auf der IFA 2016 machte die Telekom mit der Dayflat unlimited und dem Tarif Magenta Mobil XL Premium den Anfang und stellte unlimitierte LTE-Datenflats vor. Beim MagentaMobil XL Premium handelt es sich um eine unlimitierte Datenflat mit zahlreichen Inklusivleistungen. Mit einem Preis von 199,95 Euro ist der Tarif allerdings alles andere als ein Schnäppchen. Wer nur tageweise von einer ungedrosselten Anbindung zum Netz profitieren möchte, kann sich als Telekom-Kunde für die 4,95 Euro teure Option Dayflat unlimited entscheiden, die für 24 Stunden LTE max. bereitstellt.

Der Netzbetreiber Vodafone ist ebenfalls mit einem unlimitierten Datenflat-Angebot auf dem Mobilfunkmarkt vertreten. Dabei spricht der Anbieter mit dem Tarif Black Business+ Geschäftskunden an und verlangt dafür monatlich 202,24 Euro brutto. Der Nutzer surft dabei ungedrosselt mit LTE max. Abgerundet wir das Leistungspaket durch zahlreiche Extras wie etwa umfangreichen Roaming-Leistungen im Ausland. Vodafone hat sich bei Black Business+ zunächst gegen eine dauerhafte Offerte entschieden und bietet den Tarif mit genannten Konditionen zunächst nur bis 30. April 2017 an.

o2 Free: Weitersurfen mit bis zu 1 MBit/s o2 Free: Weitersurfen mit bis zu 1 MBit/s
Bild: teltarif/Screenshot
o2 hatte Anfang Oktober sein neues Tarifangebot o2 Free an den Start gebracht. Anstelle einer unlimitierten Flat mit maximaler Bandbreite, verfügt die Tariffamilie über das Free-Feature. Dieses sorgt nach dem Verbrauch des Inklusivvolumens für eine Begrenzung der Bandbreite auf maximal 1 MBit/s - allerdings ohne LTE. Doch nicht nur von Neukunden lässt sich das Free-Feature nutzen. Bestandskunden mit Blue-All-in-Tarifen können für einen monatlichen Aufpreis von fünf Euro Free als Option hinzu buchen. Los geht's mit dem Tarif Free S, der monatlich 24,99 Euro kostet. Beim größten Tarif XL sind 8 GB Highspeedvolumen für monatlich 54,99 Euro enthalten.

Goood, Tarifhaus und Preiskampf mit Drillisch

Nachdem sich Drillisch im Discounter-Markt etabliert hat, startete Ende 2016 mit Tarifhaus ein direkter Mitbewerber, der für einen Preiskampf sorgte. Tarifhaus setzt bei seinem Angebot ebenfalls auf das Telefónica-Netz, wobei der Anbieter Original-o2-Tarife unter anderem Namen vermarktet. Mit seinen Offerten ordnet sich der neue Anbieter klar im Niedrigpreissegment ein und attackiert damit die Drillisch-Marken. Wenig überraschend hielt Drillisch mit speziellen Aktionsofferten dagegen. Es bleibt spannend zu sehen, welche Entwicklung der Zweikampf im neuen Jahr nehmen wird.

Kurz vor Weihnachten startet mit Goood ein weiterer Mobilfunk-Player mit der Vorvermarktung seiner Tarife. Der Anbieter nutzt dabei zur Abwicklung seines Moblilfunkangebots Drillisch-Services. Im Unterschied zu anderen Mobilfunkmarken setzt Goood auf ein eher unkonventionelles Konzept und verknüpft die Buchung eines Tarifs mit der Unterstützung sozialer Projekte. Preislich liegen die LTE-Offerten des Anbieters über den Aktionsangeboten der Discounter. Für einen 1-GB-Tarif samt Freieinheiten bei langer Laufzeit verlangt Goood 9,99 Euro monatlich. Die Auslieferung der SIM-Karten soll voraussichtlich erst Ende Januar 2017 erfolgen.

Wenn im neuen Jahr ähnlich viel Bewegung im Markt wie im verstrichenen Jahr ist, und die Vorzeichen stehen mit der Abschaffung der EU-Roaming-Aufschläge nicht allzu schlecht, dürfte 2017 ebenfalls zu einem spannenden Jahr für Beobachter des Mobilfunkmarkts werden.

Jahresrückblick im teltarif.de-Podcast

In unserem Podcast "Strippenzieher und Tarifdschungel" haben wir in der aktuellen Folge ebenfalls auf das Mobilfunkjahr 2016 zurückgeblickt. Hier können Sie direkt in die Folge reinhören oder diese als MP3 herunterladen:

Die Mobil­funk- und Netze-High­lights 2016

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