Versorgung

Editorial: Wie viele Basisstationen braucht ein Netz?

In Japan und China ist die Mobilfunk-Versorgungsdichte vielfach höher als hierzulande. Was sind die Gründe hierfür?
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Am Rande des Huawei Innovation Day wurden vergangene Woche in London einige interessante Zahlen genannt: Alle Netze zusammengerechnet sind in Tokio 156 000 Basisstationen in Betrieb, in Shanghai 60 000. Zum Vergleich: In Deutschland betreiben die drei Netzbetreiber zusammen um die 70 000 Basisstationen, und derzeit sinkt deren Zahl eher als dass sie steigt, weil Telefónica durch die Netzzusammenlegung überflüssig werdende Standorte aufgibt. In Deutschland sind also weniger als halb so viele Basisstationen in Betrieb wie in Tokio - obwohl in Deutschland doppelt so viele Menschen leben wie im Großraum Tokio!

Die im Vergleich zu Asien geringe Basisstations-Dichte ist nicht nur ein deutsches Phänomen, sondern ein europäisches. London kommt den Angaben zufolge auf 13 000 Basisstationen, der Großraum Paris auf 15 000.

So gelangt das Signal vom Smartphone zum Gesprächspartner. So gelangt das Signal vom Smartphone zum Gesprächspartner.
Bild: dpa-infografik; Grafik: D. Dytert
Ursachen, dass Europa beim zellularen Mobilfunk so zurückfällt, dürfte es viele geben. Eine davon ist sicherlich die Technikaffinität der Bevölkerung. Diese ist in Japan und China traditionell höher als hierzulande. Folglich werden neue Technologien schneller genutzt. Aber auch der Provider schneller gewechselt, wenn die Performance hinter den Erwartungen zurückbleibt. Je höher der Druck der Kunden, desto zügiger bauen die Netzbetreiber aus.

Ein weiterer Unterschied sind sicher auch die Genehmigungsverfahren: Schon das Baurecht ist in Deutschland ziemlich kompliziert, und Einwände von Nachbarn, die Angst haben, von einer Basisstation "verstrahlt" zu werden, ziehen die Verfahren natürlich weiter in die Länge.

Schließlich bedeutet die vergleichsweise geringe Zahl an Basisstationen, dass die Netzbetreiber um so mehr eine gute bis sehr gute Ausstattung mit Frequenzen benötigen, um die Bevölkerung gut versorgen zu können. Das wiederum bewirkt, dass die Netzbetreiber auf den Frequenzauktionen die Preise stark nach oben treiben und die Mobilfunklizenzen entsprechend teuer werden. Das für die Lizenzen ausgegebene Geld steht dann aber wiederum nicht für den Netzausbau zur Verfügung. Es ist zu befürchten, dass dieser Kreis auch in den kommenden Jahren anhält, also auch bei den kommenden 5G-Netzen Deutschland nicht dieselbe Versorgungsdichte erhalten wird wie Asien.

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