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Media Broadcast will unrentable UKW-Anlagen abschalten

Der Netzbetreiber Media Broadcast verkauft seine UKW-Anlagen. Was nicht veräußert werden kann, wird am Ende abgebaut. Für betroffene Hörfunksender bedeutet das aber nicht zwingend ein Aus für die UKW-Verbreitung.
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ehreren UKW-Standorten könnte das Aus drohen. Am Kölner Fernsehturm "Colonius" ist das mit Sicherheit nicht der Fall. ehreren UKW-Standorten könnte das Aus drohen. Am Kölner Fernsehturm "Colonius" ist das mit Sicherheit nicht der Fall.
Foto: Media Broadcast
Der Verkauf der UKW-Sendeanlagen des Netzbetreibers Media Broadcast läuft nach Plan. Nach Abschluss der Kauf­verhand­lungen mit bestehenden Nutzern laufen nun die Vorbereitungen für die eAuktion der noch verfügbaren Anlagen, wie Wolfgang Breuer, CEO der Media Broadcast, in einem Interview mit dem Branchendienst "Radioszene" verrät. In einer Information wiegt der Privatradioverband APR seine Mitglieder in dem Glauben, dass Media Broadcast auch nach dem Auslaufen der Verträge rechtlich gezwungen sei, die einzelnen Antennen noch sehr lange weiter zu betreiben.

Was nicht verkauft wird, das wird abgebaut

ehreren UKW-Standorten könnte das Aus drohen. Am Kölner Fernsehturm "Colonius" ist das mit Sicherheit nicht der Fall. ehreren UKW-Standorten könnte das Aus drohen. Am Kölner Fernsehturm "Colonius" ist das mit Sicherheit nicht der Fall.
Foto: Media Broadcast
Dem erteilt Wolfgang Breuer allerdings eine klare Absage: "Im Interesse unserer Kunden – Veranstalter und Wettbewerber – haben wir ihnen vorrangig ihre Sendeanlagen zum Kauf angeboten". Um den Übergang in geordneten Bahnen abzuwickeln, habe der Netzbetreiber Radiosendern angeboten, auslaufende Verträge bis zum 31. März 2018 zu verlängern. Die werde man auch erfüllen. Allerdings: "Wenn die Sendeanlagen weder verkauft noch ersteigert wurden, werden wir sie abbauen. Es gibt dann keinen Vertrag mit einem Kunden und wir räumen den Standort". Eine regulatorische Verpflichtung, Antennenzugang bis 2019 gewähren zu müssen, bestehe "ganz eindeutig nicht", so Breuer.

Als unrentabel gelten vor allem Sendestandorte, über die nur ein UKW-Hörfunkprogramm ausgestrahlt wird, und wo es ansonsten keine Mitnutzung, etwa durch Mobilfunk, gibt. Je mehr Veranstalter sich eine Sendeanlage teilen, um so wirtschaftlicher ist ein Betrieb eines Standortes.

Standortwechsel möglich, aber problematisch

Häufig betroffen sind kleinere Lokalradios. Ihnen droht aber nicht zwangsläufig das Aus ab 2019, sollte Media Broadcast die bisherige Sendeanlage abbauen. Zumindest theoretisch könnten die Programmveranstalter die Anlage selbst betreiben. Das haben laut Informationen von teltarif.de beispielsweise private Lokalradios aus Rheinland-Pfalz vor. Teilweise ist ein solcher Betrieb in Eigenregie bereits heute Realität: So betreibt der Potsdamer Lokalsender BHeins nach einem Standortwechsel seit kurzem seine UKW-Sendeanlage selbst.

Ist der bisherige Standort sanierungsbedürftig und für den Programmveranstalter nicht mehr rentabel zu betreiben, wäre auch die Anmietung an einem anderen Standort denkbar. Die UKW-Sendeantenne könnte etwa auf einem benachbarten Mobilfunkturm, einem Windrad oder einem Hochhaus installiert werden. Hier ist jedoch zu bedenken, das aufgrund des geänderten Standortes in der Regel die Frequenz neu koordiniert, also in- und ausländisch abgestimmt werden muss. Vor allem bei Standorten, die im Vergleich zum bisherigen topographisch höher liegen, sind Einsprüche von Veranstaltern zu erwarten, deren Frequenzen gestört werden könnten. Es besteht also die Gefahr einer vorübergehenden Abschaltung, wenn ein neuer Standort nicht koordinierbar ist.

Digitaler Hörfunk noch keine Alternative

Keine Alternative ist bislang der digitale Hörfunk: DAB+ und Internetradio sind aller Voraussicht nach auch 2019 noch nicht so weit verbreitet, dass Programm­veranstalter wirtschaftlich auf die UKW-Verbreitung verzichten können.

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