Smartphones

Smartphone für die Kinder: So schützen Sie sich vor Kostenfallen

Smartphone ist für Jugendliche Prestige-Objekt
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Smartphones sind für Jugendliche längst ein Prestige-Objekt. Smartphones sind für Jugendliche längst ein Prestige-Objekt.
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Handys mit Tastatur sind für viele Teenager sowas von vorgestern. Mindestens der Touchscreen muss sein, am besten aber ein Apple-Logo. Eltern, die dem Wunsch nach einem Smartphone zu schnell nachgeben, müssen sich auf einiges gefasst machen: im Zweifelsfall auf mehrere hundert Euro bei den Kosten für das hippe Mobiltelefon - und wenn es dumm läuft, auf horrende Summen, wenn bei der mobilen Internetnutzung das ein oder andere schief geht. Mit einigen Maßnahmen lassen sich zu hohe Rechnungen aber vermeiden.

Der Stellenwert, den Smartphones bei Jugendlichen haben, sei erheblich höher geworden, sagt Bernd Klusmann, Bereichsleiter Kommunikationstechnologie beim IT-Branchenverband Bitkom. "Früher war es für 18-Jährige ganz wichtig, den Führerschein zu machen und ein Auto zu haben."

Ein Smartphone ist eine Prestige-Sache

Smartphones sind für Jugendliche längst ein Prestige-Objekt. Smartphones sind für Jugendliche längst ein Prestige-Objekt.
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Heute sei es viel prestigeträchtiger, über Markenhandys den Kontakt zu Freunden zu halten. "Es gibt schon Fünftklässler, die ein iPhone haben", ergänzt Karin Thomas-Martin, Telekommunikationsexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Wir haben gar keine Vorstellung davon, wie groß der Druck auf Kinder und Jugendliche ist, ein Smartphone zu besitzen", sagt die Mitarbeiterin der Beratungsstelle in Ulm.

Jugendliche schätzen die Geräte nach Klusmanns Beobachtung ganz anders als Erwachsene. "Ein Smartphone ist heute wie ein kleiner Computer." Telefonieren ist längst nicht mehr die wichtigste Funktion. Das kennt Klusmann aus eigener Erfahrung: "Meine Tochter wollte für ihr Smartphone vor allem eine SMS-Flat. Da wird eben ganz viel geschrieben und weniger telefoniert."

"Ich kenne das aus meinem privaten Umfeld auch", sagt Kathrin Körber von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. "Das geht so mit 12, 13 los. Die Frage ist, muss es wirklich gleich ein Smartphone sein?" Wenn es zum Beispiel darum geht, dass ein Kind im Bus auf dem Weg nach Hause erreichbar ist, reiche ein einfaches Handy. Wird das Smartphone hingegen auch für Spiele genutzt, sollte es schon ein etwas besseres Gerät sein - sonst macht kaum ein 3D-Spiel wirklich Spaß.

Wichtig ist Jugendlichen in jedem Fall die Optik: "Sie wollen kein Gerät mit Tasten mehr haben", sagt Klusmann. "Touchfunktion ist ganz wichtig." Bei der Kaufentscheidung spiele allerdings auch der Preis eine wichtige Rolle - nicht jeder kann oder will 600 Euro investieren.

Drittanbietersperre: Keine teuren Premium-SMS-Abzocke mehr

Smartphones sind aber nicht nur in der Anschaffung teuer - sie können auch erhebliche weitere Kosten verursachen. Die wichtigste Möglichkeit, dieses Risiko zu verringern, ist eine Drittanbietersperre, zum Beispiel für Premium-SMS. "Die sollte man unbedingt einrichten", sagt Thomas-Martin. "Das geht mit einer Nachricht per Mail oder telefonisch an den Mobilfunkanbieter." Sicherheitshalber sollten Eltern auf eine Auftragsbestätigung achten. Drittanbieter sind immer wieder für Abzocke in der Kritik - etwa durch überhöhte Kosten für Musik- oder Videoabos. In manchen App-Stores können Kunden auch über ihre Handyrechnung Apps bezahlen. Dies funktioniert oft auch bei Prepaid-Karten, bei denen dann auch die Prepaid-Kostenkontrolle greift.

Trotz neuer gesetzlicher Regelungen, die davor schützen sollen, gebe es immer noch überhöhte Rechnungen, ergänzt Körber. Manchmal gehe es nur um kleine Beträge - "45 statt 40 Euro, die dann abgebucht werden." Wichtig ist daher auch, den eigenen Kindern eine verantwortungsbewusste Nutzung des Smartphones zu vermitteln.

Darunter fällt besonders der bewusste Umgang mit bezahlten Angeboten. Manche Apps und Spiele lassen sich kostenlos oder sehr günstig aus den Appstores laden. Während des Spiels gibt es dann aber die Möglichkeit, weitere Funktionen mit In-App-Käufen freizuschalten.

Wichtig sei außerdem zu checken, ob es sich bei Prepaidkarten tatsächlich um solche handelt: "Es gibt Anbieter, bei denen Prepaid draufsteht, aber nicht drin ist", warnt die Verbraucherschützerin. "In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen steht dann, dass weitere Kosten entstehen können." Überprüfen lasse sich das über die Guthabenabfrage per Shortcode - also die Tastenfolge *100#. Diese Funktion lasse sich nur bei "echten" Prepaidkarten nutzen, erklärt Thomas-Martin.

Unterschiede zwischen den einzelnen Plattformen?

"Vom Funktionsumfang her sind die Unterschiede meistens minimal", sagt Heinz Thiery von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Es geht fast immer ums Prestige: "Das iPhone ist bei Jugendlichen Kult. Und wenn es nicht so teuer wäre, würde Apple davon noch viel mehr verkaufen", erklärt der Leiter der bke-Onlineberatung.

Apple bietet ältere iPhone-Generationen zum günstigeren Preis an. Android-Smartphones der Mittelklasse gibt es bereits ab etwa 250 Euro. Einsteiger-Geräte und Sonderangebote gibt es oft auch schon zu niedrigeren Preisen. Einsteigergeräte eignen sich aber meist nicht für Spiele.

Geht ein Handy mal verloren oder wird geklaut, ist der Verlust deutlich größer als bei einem einfachen Handy. Damit Diebe nicht an die Daten des Gerätes kommen, sollte mindestens die PIN-Sperre eingerichtet sein. Außerdem lassen sich die meisten Geräte mit einer davon unabhängigen Code-Sperre versehen.

Erst der Tarif, dann das Smartphone

Thiery empfiehlt ohnehin, sich zunächst Gedanken um den Tarif zu machen und danach zu gucken, welches Smartphone es sein soll. "Jugendliche machen es meistens andersherum." Und der Handel weiß das auch: "Die Must-have-Geräte sind meist an die teuren Tarife gebunden", warnt Thiery. "Das ist schon eine clevere Strategie." Ist ein gefragtes Smartphone günstig zu haben, dann oft nur im Zusammenhang mit Verträgen, die nicht günstig sind und "die üblicherweise 12 oder sogar 24 Monate Laufzeit haben." Einige Provider bieten jedoch auch Verträge mit sehr kurzer Laufzeit an - diese sind dann aber meist etwas teurer.

Prepaidkarten, bei denen sich die Kosten festlegen und damit besser begrenzen lassen, können eine gute Alternative sein. Auch dabei sollte aber beachtet werden, dass ein Smartphone ohne Internet-Tarif kaum sinnvoll und kostengünstig benutzt werden kann, da bei vielen Prepaid-Anbietern der Standard-Datentarif sehr teuer ist. So lohnt es sich, die Kosten für die Internet-Flat bei den Prepaid-Providern genau zu vergleichen.

Prepaidkarten sollten keine automatische Geldnachladefunktion haben. "Kinder müssen lernen, dass Konten auch beim Handy nicht unbegrenzt gefüllt sind", sagt Karin Thomas-Martin, Telekommunikationsexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Sie müssen lernen, was das kostet." Die Verbraucherschützerin plädiert dafür, dass nicht die Eltern die laufenden Kosten zahlen, sondern die Kinder. Dafür könne ihr Taschengeld dann entsprechend erhöht werden.

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