Meego-Nachfolger

Jolla Phone: Video-Eindrücke der Gestensteuerung von Sailfish OS

Sailfish OS setzt vollständig auf Wisch-Gesten zur Steuerung. Auf dem MWC hatten wir kurz die Gelegenheit, das Smartphone auszuprobieren. In unserem kurzen Hands-On-Video zeigen wir Ihnen, ob das Konzept der Finnen aufgeht.
Von Hans-Georg Kluge

Das Jolla Phone mit Sailfish OS Das Jolla Phone mit Sailfish OS
Bild: teltarif.de
Auf dem MWC in Barcelona hatten wir Gelegenheit, das Jolla-Phone auszuprobieren. In unserem Video sehen Sie einige Funktionen und erhalten einen Eindruck von der Be­nutzer­ober­fläche. Über die technischen Daten des Jolla-Smartphones haben wir bereits in unserer Meldung Jolla stellt erstes Smart­phone mit Sailfish OS vor berichtet. Das Jolla-Smartphone kostet im Online-Shop der Finnen 399 Euro zuzüglich 15 Euro Versandkosten. Die große Frage ist: Lohnt sich die Anschaffung des ersten Smart­phones mit Sailfish OS? Und: Kann die Bedienung überzeugen? In unserem kurzen Video am Ende des Artikels erhalten Sie einen Eindruck der Gestensteuerung.

Gestensteuerung: Was ist intuitiv?

Das Jolla Phone mit Sailfish OS Das Jolla Phone mit Sailfish OS
Bild: teltarif.de
Apple bezeichnet seine Betriebssysteme gerne als sehr intuitiv und bezieht sich dabei unter anderem auf die Steuerung mit Gesten. Dabei benötigen die meisten Nutzer zunächst eine Einführung, denn selbsterklärend sind die Gesten meist nicht das gilt für iOS-, iPad- oder Mac-Nutzer. Die selbe Erfahrung machen wir auch mit dem Jolla-Smartphone: Ohne eine kurze Einführung können wir das Handy kaum bedienen, denn die Gesten erschließen sich nicht sofort. Und selbst nachdem wir die wichtigsten Gesten erlernt hatten, waren die nächsten Minuten noch etwas holprig, denn die Gesten gingen noch nicht automatisch von der Hand. Nach einer kurzen Zeit fällt uns die Bedienung aber recht leicht.

Das Jolla Phone schaltet sich ein, wenn wir auf das ausgeschaltete Display tippen. Dies funktioniert recht zuverlässig, allerdings reagiert das Smart­phone erst nach ungefähr zwei Sekunden. Zum Ausschalten wischen wir im Hauptmenü vom oberen Displayrand nach unten - für Android-Nutzer etwas ungewohnt. Alternativ gibt es am oberen Rahmen auch einen An- und Ausschalt-Knopf.

Die Akkuabdeckung lässt sich auswechseln - das Konzept nennt sich The Other Half. Die Besonderheit: Die Be­nutzer­ober­fläche soll farblich sich der Rückseite anpassen.

Drei Homescreens - so übersichtlich ist Sailfish OS

Der Homescreen selbst ist in drei Teile untergliedert, die übereinander angeordnet sind: Ganz oben finden sich die Aktivitäten, wie Benachrichtigungen über eingegangene SMS oder verpasste Anrufe. Ziehen wir diesen Screen nach unten, so können wir auf Schnelleinstellungen zugreifen. Schieben wir den Benachrichtigungs-Bildschirm nach oben, so landen wir im zweiten Teil der Be­nutzer­ober­fläche. Hier finden sich die kürzlich verwendeten Apps - die Auflistung erfolgt mit Hilfe von kleinen Vorschaubildern. Wischen wir den Screen nach oben, so sehen wir alle auf dem Smart­phone installierten Apps. In unserem Video sehen Sie, wie einfach das geht.

Innerhalb einer Anwendung lässt sich die Übersicht über aktuelle Apps aufrufen, indem wir vom seitlichen Rand in das Display wischen. Ziehen wir den Finger wieder aus dem Display, gelangen wir zurück in die App - Jolla nennt diese Funktion Peek. Wünschenswert wäre, mit dieser Methode auch auf die aktuellen Benachrichtigungen zugreifen zu können - eine solche Funktion haben wir aber in unseren Versuchen nicht entdeckt.

Android-Apps auf Sailfish OS

Die App-Übersicht von Sailfish OS Die App-Übersicht von Sailfish OS
Bild: teltarif.de
Sailfish OS führt auch Android-Apps aus. Diese integrieren sich jedoch nicht vollständig in das System: Während wir ein paar Angry Birds auf Holzstapel schießen, sehen wir am Rand des Displays die typische Navigations-Leiste - nur der Home-Button ist ausgeblendet. Drücken wir die Android-Multitasking-Taste, so erscheint die von Android gewohnte Übersicht über die kürzlich verwendeten Apps. Über die Ge­schwin­dig­keit von Android-Apps auf Sailfish OS können wir in unserem kurzen Test nicht klagen.

Die Animationen der Sailfish-OS-Oberfläche sind unseren in Beobachtungen weitgehend ruckelfrei und flüssig. Performance-Probleme können wir nicht feststellen. Auf dem Messestand war allerdings kein WLAN verfügbar, so dass uns viele Smart­phone-Funktionen verborgen blieben, zum Beispiel Surfen im Internet oder im App Shop.

Sailfish OS für alle Smart­phones und Android-Launcher geplant

Schon bald will Jolla ein Firmware-Image für andere Android-Smartphones bereitstellen. Dann können Interessierte das Betriebssystem auf ihrem eigenen Smart­phone ausprobieren. Eine solche Installation löscht jedoch sämtliche Daten auf dem Smart­phone - nur Hartgesottene werden sich dies antun. Sailfish OS soll für einige Samsung-, Google-Nexus und Sony-Smartphones verfügbar sein.

Dieses Problem scheint auch den Entwicklern bewusst zu sein: Besonders gespannt sind wir auf den Jolla-Launcher, der die Oberfläche von Sailfish OS ohne große System-Eingriffe auf viele Android-Smartphones bringt. Vollständig wird dies nicht gelingen, aber für einen ersten Eindruck der Multi-Tasking-Gesten und der Anordnung der Bedien-Elemente wird der Launcher wohl ausreichen. Wir werden darüber berichten, sobald der Sailfish-Launcher verfügbar ist.

Wie diese Pläne im Detail aussehen, erfahren Sie in unserer Meldung Jollas Sailfish OS bald für Android-Geräte - nativ oder als Launcher.

Fazit unseres Besuchs auf dem Jolla-Stand

Unser Eindruck des Jolla-Phones ist prinzipiell positiv. Es liegt ganz gut in der Hand und die Benutzer-Oberfläche des Betriebssystems gefällt - zumindest nach einer kurzen Eingewöhnungszeit. Ob sich Sailfish OS als gute Alternative neben Android, iOS und Windows Phone etablieren kann, dürfte eher zweifelhaft sein - umso wichtiger ist für Nutzer, dass Android-Apps zufriedenstellend funktionieren. Nur ein detaillierter Test könnte hier Aufschluss geben.

Video-Eindrücke von Sailfish OS auf dem Jolla-Phone