Rechtsanwälte warnen vor kostenlosen Bundesliga-Live-Streams
Fußball besser nur legal sehen
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Wie berichtet startet heute die zweite Fußball-Bundesliga in die neue Saison. Die Rechtsanwalts-Kanzlei
Wilde Beuger Solmecke hat jetzt vor der Nutzung von
Bundesliga-Streams im Internet gewarnt. Die Fußball-Übertragungen des Bezahlsenders Sky
lassen sich nämlich auch kostenlos über das Internet empfangen. Angeboten wird dies oft von ausländischen, etwa
russischen oder chinesischen Plattformen. Zu den Angeboten kommt man problemlos über Suchmaschinen, es reicht
etwa die Eingabe der Suchbegriffe "Kaiserslautern, Duisburg, live, kostenlos", und schon findet man unzählige Links zu
Streams des Auftaktspiels der 2. Liga.
Bei einigen Angeboten empfängt der Nutzer lediglich das Sky-Signal und kann den Stream auf seinem
Rechner ansehen. Andere Dienste, für die meist eine spezielle Software installiert werden muss, funktionieren
dagegen so, dass der User das Signal nicht nur empfängt, sondern zugleich auch weiterleitet. Ein solches P2P-Broadcasting
ähnelt damit stark der Technologie, die auch bei Filesharing-Netzwerken eingesetzt wird.
Live-Streams in rechtlicher Grauzone
Fußball besser nur legal sehen
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IT-Anwalt Christian Solmecke vertritt die Auffassung, dass Live-Streams, die nur passiv empfangen werden, nicht
illegal seien. Auf dem Rechner entstünde keine unerlaubte Kopie im Sinne des Gesetzes. Zwar würden während
des Streamings Teile des Videos in den Arbeitsspeicher (RAM) des Computers geladen. Dies geschehe aber nur
flüchtig. Zu keinem Zeitpunkt werde die vollständige Video-Datei auf der Festplatte abgelegt. Das Anschauen selbst
sei dann überhaupt nicht mehr als urheberrechtliche Nutzung zu werten und deshalb legal.
Weil es noch keine Gerichtsentscheidungen dazu gibt, handelten User aber in einer rechtlich unsicheren Grauzone, so Solmecke. Strafbar sei dies nur, wenn die Umgehung nicht ausschließlich zum privaten Gebrauch stattfindet. Genau das treffe aber regelmäßig auf Fußball-Fans zu, die Spiele online zum Vergnügen ansehen.
P2P-Broadcasting via SopCast und Co. ist illegal
Große Auswahl an Streams
Screenshot: teltarif.de
Illegal seien dagegen Sky-Streams über P2P-Broadcasting-Dienste wie zum Beispiel SopCast. Sobald der Nutzer
eine solche Übertragung streamt, leitet er gleichzeitig auch das Sky-Signal weiter und verbreitet damit an andere User
urheberrechtlich geschützte Inhalte. Nach dem Gesetz ist das eine Urheberrechtsverletzung, die beispielsweise Abmahnungen
und damit hohe Kosten zur Folge haben kann. Selbst strafrechtliche Sanktionen sind hier möglich.
Von Broadcasting-Angeboten wie SopCast und Co. sollte man in jedem Fall die Finger lassen, meint Solmecke. Aber auch bei Livestreams sei es aufgrund der verbleibenden rechtlichen Unsicherheiten für Fußball-Liebhaber eine Überlegung wert, die Spiele nicht zu Hause per Stream, sondern in öffentlichen Lokalen oder Kneipen mit Sky-Abo anzuschauen, rät Solmecke.
Gastronomen sollten generell Abstand davon nehmen, ihren Gästen die Fußballspiele per kostenlosen Sky-Onlinestream darzubieten. Im Gegensatz zu privaten Nutzern kommt bei gewerblich Handelnden ein urheberrechtlicher Verstoß durch die öffentliche Wiedergabe in Frage, der dem Verantwortlichen neben einer zivilrechtlichen Schadensersatzforderung in vierstelliger Höhe auch eine strafrechtliche Verfolgung nach §§ 106, 108a des Urheberrechtsgesetzes mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren einbringen kann, so Solmecke. Gastronomen sollten sich somit lieber an Abonnements aus dem Inland oder dem EU-Ausland halten.
Werbe-Popups und Spyware
Ergänzend können wir von teltarif.de aufgrund eigener Erfahrungen feststellen, dass die genannten Streaming-Portale mit kostenlosen Live-Übertragungen der Bundesliga für den Nutzer auch in anderer Hinsicht lästig oder gar gefährlich sind. Bei einem Test mit einem Bundesligaspiel in der vergangenen Saison öffneten sich nicht nur unzählige Werbepopup-Fenster zu meist dubiosen Angeboten. Gleichzeitig meldete sich einige Male unser Virenscanner, da der Werbetreibende Spyware auf unserem Rechner installieren wollte. Hinzu kam, dass der Stream immer wieder ausfiel und wir uns neu einwählen oder einen Alternativstream wählen mussten.
Unsere Empfehlung geht also eindeutig dahin, einen Abo-Vertrag mit dem Pay-TV-Sender Sky abzuschließen, die Begegnungen in einer Sky-Sportsbar anzuschauen oder aber gute Freunde mit einem Sky-Abo zu haben, die gegen ein Six-Pack Bier einen Platz auf der Couch frei machen. Das schafft Rechtssicherheit und verhindert Ärger. Last not least gibt es auch noch den Besuch im Stadion. Wer die Kosten scheut, kann die Begegnungen auch kostenlos im Radio beim Fußballradio Sport1.fm hören. Spielzusammenfassungen gibt es auch im Fernsehen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern sowie nach Spielende kostenlos online bei Sky und für kleines Geld auch On Demand bei Bild Online.