BREKO: Wettbewerber investieren mehr als Telekom
Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat zusammen mit dem Telekommunikationsexperten und Wirtschaftswissenschaftler Jens Böcker (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) die gemeinsam erhobenen Marktdaten zur aktuellen Lage auf dem Telekommunikationsmarkt vorgestellt. Im Rahmen eines Pressegesprächs präsentierte Böcker die wichtigsten Ergebnisse der BREKO Marktanalyse19 und nahm eine wissenschaftliche Bewertung und Einordnung vor.
Investiert wie noch nie
Mit der Marktanalyse 19 möchte der BREKO die Bedeutung des Wettbewerbs im TK-Markt mit Zahlen untermauern.
Foto/Grafik: BREKO
Als positive Botschaft und klares Signal haben mittlerweile mehr als 190 Netzbetreiber des BREKO im letzten Jahr (2018) so viel in den Telekommunikationsmarkt investiert wie noch nie: Sie investierten rund 2,5 Milliarden Euro – und übertrafen damit die Vorjahresprognose des BREKO in Höhe von 2,2 Milliarden Euro recht deutlich.
Erstmals seit 2015 stemmen nach Erkenntnis des BREKO alle Wettbewerber der Deutschen Telekom wieder den größten Teil der TK-Investitionen: Sie investierten 2018 insgesamt 4,6 Milliarden Euro - die Deutsche Telekom lag bei 4,4 Milliarden Euro.
Die Gesamtinvestitionen in den deutschen TK-Markt sind im vergangenen Jahr deutlich angestiegen und lagen bei 9 Milliarden Euro (plus 6 Prozent). Nach Überwindung der sogenannten „Vectoring-Delle“ erwarten der BREKO und Prof. Böcker eine Fortschreibung dieses Trends, da der – auch von der Nachfrage zunehmend forcierte – zwingend notwendige Infrastrukturwechsel von kupferbasierten Systemen hin zu direkten Glasfaseranschlüssen bis mindestens in die Gebäude (FTTB oder FTTH) für anhaltend hohe Investitionen sorgen dürfte.
BREKO baut 70 Prozent der Telekom Wettbewerber, 80 Prozent ohne Förderung
Die im BREKO organisierten Netzbetreiber haben den Ausbau mit Glasfaseranschlüssen bis in die Gebäude (FTTB) oder bis direkt zum Nutzer (FTTH) auch im vergangenen Jahr weiter fortgesetzt: Sie stellen demnach rund 2,8 Millionen (56 Prozent) der zurzeit etwa 5 Millionen verfügbaren Glasfaseranschlüsse. Dies entspricht fast 70 Prozent aller von den Wettbewerbern des Ex-Monopolisten Deutsche Telekom realisierten Glasfaseranschlüsse.
Dabei haben die Carrier im BREKO rund 80 Prozent aller Ausbauprojekte eigenwirtschaftlich – also ohne staatliche Fördergelder – realisiert. Nur etwa 20 Prozent aller Breitbandausbauten wurden/werden mit Hilfe von Fördermitteln verwirklicht.
Insgesamt 4,1 Millionen reine Glasfaseranschlüsse
Alle deutschen Wettbewerber der Telekom stellen derzeit rund 4,1 Millionen reine Glasfaseranschlüsse (kein FTTC/Vectoring) und zeichnen damit für 82 Prozent aller direkten Glasfaseranschlüsse bis mindestens in die Gebäude (FTTB/FTTH) verantwortlich, die Deutsche Telekom hat nach Berechnungen des BREKO bisher 18 Prozent ausgebaut.
Kooperationen bleiben wichtig
Die BREKO Marktanalyse19 zeigt aber auch: Kooperationen beim Glasfaserausbau werden immer wichtiger. Schon heute werden mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Ausbauprojekte von BREKO-Mitgliedsunternehmen in Kooperation mit einem oder mehreren weiteren Netzbetreibern realisiert. Für die kommenden fünf Jahre planen sogar fast drei Viertel (genauer 72 Prozent) aller BREKO-Netzbetreiber entsprechende Kooperationen beim Ausbau mit Glasfaser.
„Kooperationen verhindern volkswirtschaftlich unsinnigen Doppelausbau und beschleunigen den flächendeckenden Glasfaserausbau in Deutschland“, sagt Telekommunikationsexperte Jens Böcker. „Dabei erleichtern Open-Access-Plattformen wie die vom BREKO organisierte Handelsplattform die Zusammenarbeit, tragen zur besseren Auslastung vorhandener Glasfasernetze bei und können den Glasfaserausbau auf diese Weise schneller voranbringen.“
Glasfaseranschlüsse: Tendenz steigend
Der Präsident des BREKO, Nobert Westfal.
Foto: BREKO / Hattendorf
Insgesamt steigt die Zahl der verfügbaren, direkten Glasfaseranschlüsse (FTTB/FTTH) in Deutschland seit Jahren stabil an (nun 11,2 Prozent). Demgegenüber haben die deutschen (TV-)Kabelnetzbetreiber im vergangenen Jahr praktisch keinen neuen Ausbau mehr betrieben: Die Zahl an Haushalten, denen ein Kabel-Breitbandanschluss mit 50 MBit/s oder mehr zur Verfügung steht, stagniert im Vergleich zum Vorjahr (63,9 Prozent). Die Zahl der verfügbaren (V)DSL-Anschlüsse hat im Zuge des Vectoring-Ausbaus insbesondere der Deutschen Telekom deutlich zugelegt (65,8 Prozent).
BREKO-Präsident Norbert Westfal, im Berufsleben Chef bei EWEtel sieht das so: „Die BREKO Marktanalyse belegt: Der nachhaltige, zukunftssichere Ausbau mit echten Glasfaseranschlüssen (FTTB/FTTH) vollzieht sich in erster Linie auf lokaler beziehungsweise regionaler Ebene und wird ganz wesentlich von den Netzbetreibern des BREKO vorangetrieben.“ Westfal weiter: „Die Geschäftsmodelle für den eigenwirtschaftlichen Ausbau sind gefunden. Nicht zuletzt hat der Finanzmarkt die Attraktivität des Glasfaserausbaus erkannt und beteiligt sich immer häufiger mit erheblichen Summen an Netzbetreibern. Fördergelder werden nur dort benötigt – und sollten auch nur dort bereitgestellt werden –, wo ein eigenwirtschaftlicher Glasfaserausbau tatsächlich nicht wirtschaftlich darstellbar ist. Bund und Länder sollten den Markt daher nicht mit Fördergeldern fluten.“
Der Geschäftsführer des BREKO-Verbandes: Dr. Stephan Albers
Foto: Breko / Hattendorf
BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers plädiert dafür, die weißen Flecken zu schließen: „Bevor wir nun mit einem weiteren Förderprogramm über die Schließung so genannter ‚grauer Flecken‘, also Gebieten, in denen noch keine gigabitfähigen Netze vorhanden sind, nachdenken, sollten zunächst die ‚weißen Flecken‘ geschlossen werden – erst recht vor dem Hintergrund äußerst knapper Kapazitäten beim Tiefbau. Damit würde auch dem Ziel der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land Rechnung getragen. Geld allein baut keine Glasfasernetze.“
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