Huawei P20 Pro im Einzeltest: Der Kamera-Rivale
Mit dem P20 Pro beansprucht Huawei den Spitzenplatz unter den
Android-Handys des Frühjahrs 2018: Optischer Dreifach-Zoom, Hauptlinse
mit 40 Megapixel-Sensor, 128 GB Speicher, LTE mit Gigabit-Speed,
Fingerabdrucksensor mit Gestenerkennung, fast randloses Display mit
Kamera-Notch: Alles, was gut und teuer ist, wurde eingebaut. Dabei
ist die UVP mit 899 Euro vergleichsweise günstig: Für die Top-Modelle
der Konkurrenz sind bei vergleichbarer Ausstattung über 1000 Euro
fällig - zumindest laut unverbindlicher Preisempfehlung. Die klare
Ansage von Huawei mit diesem Preis: "Wir wollen in Europa Marktanteile
gewinnen!" Aber kann das auch gelingen? Wir unterziehen das P20 Pro
einem ausführlichen Test.
Der Homescreen des Smartphones
Bild: teltarif.de
Gehäuse, Verarbeitung, Robustheit
Das Huawei P20 Pro wirkt auf den ersten Blick sehr schlicht: Glas vorne und hinten, dazwischen ein umlaufender Metallrahmen. Auf aufwändige Gimmicks wie gebogenes Frontglas wurde weitgehend verzichtet. Auch die Zahl der Schnittstellen und Bedienelemente wurde auf das Minimum reduziert. Und auch die Rückseite wirkt trotz Triple-Kamera angenehm leer, weil die Linsen und der Blitz wohlgeordnet am Rand sitzen.
Wem die genannte Schlichtheit zu langweilig ist, dem sei die Twilight-Variante des Huawei P20 Pro mit changierender Rückseite empfohlen. Deren Farbwechsel ist auf jeden Fall ein Hingucker!
Leider trübt das Display im ausgeschalteten Zustand etwas den hochwertigen Eindruck des Geräts: Je nach Einfall des Umgebungslichts erscheint dieses nämlich nicht schwarz, sondern dunkelgrün bis dunkelbraun. Die dann sichtbare Farbe - wir haben sie hier in einem Foto festgehalten - ist sehr ähnlich wie die Farbe der Bildröhre uralter Fernseher. Schade, ein satteres Schwarz würde einen hochwertigeren Eindruck hinterlassen.
Zwischen Rückseitenglas und Metallrahmen konnten wir bei unserem Testgerät einen minimalen Spalt erkennen. Beim Tragen in der Hosentasche müssen dort ein paar Stoff- oder Taschentuchfasern hineingelangt sein - die nun nicht mehr hinausgehen. Insgesamt ist das Gerät aber sehr, sehr robust: Auch beim wenig pfleglichen Umgang (Tragen ohne Schutzhülle in Hosentaschen und in Rucksäcken, in letzteren sogar zusammen mit Schlüsseln etc.) sammelten sich nur wenige Gebrauchsspuren in Form von leichten Kratzern auf der Rückseite. Der Metallrahmen und das Display-Frontglas blieben trotz der schlechten Behandlung Kratzer-frei.
Wie auch bei der Konkurrenz scheint vor allem die Rückseite des
Huawei P20 Pro Fingerabdrücke anzuziehen. Der Aufwand, um diese
anschließend wieder zu säubern, liegt aber im normalen Bereich.
Die komplette Rückseite des Smartphones
Bild: teltarif.de
Bedienung, Tasten
Das Huawei P20 Pro liegt angenehm in der Hand. Es ist etwas leichter und kleiner als manche anderen "Plus"-Androiden, was definitiv von Vorteil ist. Das Gerät lässt sich mit einer Männerhand gut bedienen. Die beiden Tasten rechts (Ein/Aus und Lautstärkewippen) sind mit dem Daumen gut zu unterscheiden, sodass man sie auch blind trifft. Tastendrücke werden sicher erkannt. Auf zusätzliche Tasten für eigene (in Deutschland bei der Konkurrenz eh noch unfertige) Assistentinnen wurde dankenswerterweise verzichtet.
Unter dem Display sitzt der Multifunktionsbutton mit integriertem Fingerabdrucksensor. Dieser funktioniert im Auslieferungszustand auch als Homebutton. Indem man im Menü Einstellungen - System - Systemnavigation die Variante "Externe Navigationstaste" wählt, kann der Home-Button um eine Gestenerkennung erweitert werden: Kurzes Antippen löst die "Zurück"-Funktion aus, längeres Drücken ruft den Homescreen auf, und horizontales Streichen (von links nach rechts oder umgekehrt) ruft die App-Liste auf. Schließlich kann der Google-Assistent gestartet werden, indem man von unten nach oben über den Multifunktionsbutton wischt.
Es dauert zwar ein paar Tage, bis man sich an die genannten
Gesten gewöhnt hat. Im Gegenzug entfällt aber die Einblendung
der virtuellen Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand, und
man gewinnt entsprechend Display-Fläche.
Powerbutton und Lautstärkewippe
Bild: teltarif.de
Biometrik
Zum Entsperren des Geräts kann sowohl der Fingerabdrucksensor im
Home-Button als auch die Gesichtserkennung genutzt werden. Beide
funktionieren schnell - fast schon zu schnell. Das
Huawei P20 Pro lässt sich so konfigurieren, dass es
Bewegung automatisch erkennt und dann bereits die Gesichtserkennung
startet. Man muss das Gerät also nur aus der Tasche nehmen und vor
das Gesicht halten und schon ist es offen. Einfacher geht es kaum!
Der Homebutton
Bild: teltarif.de
Schnittstelle(n)
Wie bereits erwähnt, verfügt das Huawei P20 Pro nur über eine kabelgebundene Schnittstelle, nämlich einen USB-Anschluss vom Typ C. Einen klassischen Kopfhöreranschluss gibt es nicht mehr, stattdessen legt Huawei einen Adapter von USB-C auf Klinkenbuchse für herkömmliche Headsets bei. Man kann also problemlos sein altes Headset weiterverwenden. Zudem liefert Huawei ein kabelgebundenes Headset mit USB-C-Stecker mit. Dieses kann direkt ohne den genannten Adapter verwendet werden. Dafür ist das Headset mit vielen alten Smartphones, Audioplayern oder Laptops inkompatibel. Selbst viele Smartphones, die bereits über einen USB-C-Anschluss verfügen, unterstützen nicht unbedingt die Audio-Ausgabe über USB-C, wenn sie noch über eine herkömmliche Klinkenbuchse verfügen.
Der Kopfhöreranschluss via USB-C dürfte sich aber durchsetzen. Die USB-C-Schnittstelle ist einfach viel flexibler als der klassische Klinkenanschluss. Der Hauptnachteil des entfallenen Kopfhöreranschlusses dürfte daher darin liegen, dass man nicht mehr gleichzeitig Musik per Kopfhörer hören und das Gerät aufladen kann. Bedenkt man insgesamt die vielen Möglichkeiten, die USB-C bietet, ist sowieso zu hoffen, dass es sich durchsetzt, Smartphones mit einem zweiten USB-C-Anschluss auszustatten: So könnte man gleichzeitig den Akku laden und Daten mit einem anderen Gerät austauschen, oder auf einem Headset Musik hören, die man von einem USB-Stick abspielt, und dergleichen mehr.
Verbindet man das Huawei P20 Pro über ein (nicht
mitgeliefertes) USB-C-Kabel mit Typ-C-Stecker an beiden Enden mit
einem Samsung Galaxy S9 Plus, dann wird letzteres
automatisch zum Master und lädt das Huawei von seinem Akku aus
auf. Die Laderichtung kann aber vom Mitteilungsmenü beider Geräte
aus umgekehrt werden: Wählen Sie dazu einfach den mit dem
USB-Symbol gekennzeichneten Eintrag aus dem Mitteilungsmenü
aus, und ändern die Optionen entsprechend. Neben Strom können
über USB-C auch Daten zwischen den Geräten übertragen werden.
Dabei gilt: Das Gerät, das Strom empfängt, kann dem anderen
Gerät auch seine Daten zum Download bereitstellen, wenn der Nutzer
die entsprechende Berechtigung zusätzlich erteilt.
Lautsprecher und USB-C
Bild: teltarif.de
Auf der folgenden Seite gehen wir auf das Display ein und erläutern, wie lichtstark und blickwinkelstabil es ist. Zudem testen wir die Audioqualität.