5G-Netze: Ericsson bietet sich als Ersatz für Huawei an
Ericsson steht für den Aufbau der europäischen 5G-Netze bereit.
Bild: picture alliance/Boris Roessler/dpa
Der schwedische Mobilfunkausrüster Ericsson sieht
sich in der Lage, Europa mit genügend 5G-Funkeinheiten zu versorgen,
um die Netze für die fünfte Mobilfunkgeneration aufzubauen. Das sagte
Ericsson-Manager Fredrik Jejdling am Montag der Deutschen
Presse-Agentur. Jejdling trat damit Befürchtungen entgegen, Ericsson
verfüge nicht über genügend Kapazitäten, alle europäischen
Mobilfunknetzbetreiber mit 5G zu beliefern, wenn chinesische Anbieter
wegen Sicherheitsbedenken in Europa ausgeschlossen werden sollten.
"Ericsson verfügt über ein breites Portfolio an 5G-Produkten, mit denen wir Kunden auf allen Kontinenten beliefern", sagte Jejdling, der bei Ericsson die Netzwerk-Sparte leitet. Als Ausrüster von 23 5G-Netzen, die sich bereits im Livebetrieb befinden, habe Ericsson bisher mehr als vier Millionen 5G-fähige Funkeinheiten ausgeliefert. "Als globales Unternehmen stehen wir bereit, unsere Kunden in allen Märkten zu beliefern."
Huawei weiter in der Diskussion
Ericsson steht für den Aufbau der europäischen 5G-Netze bereit.
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In den westlichen Ländern wird auch vor dem Hintergrund des
Handelskriegs der USA gegen China kontrovers diskutiert, ob
insbesondere der chinesische Konzern Huawei beim Aufbau des 5G-Netzes
nicht von vornherein ausgeschlossen werden sollte. Vertreter der USA und anderer westlicher Länder sehen die Gefahr, dass Huawei aufgrund der gesetzlichen
Bestimmungen in seinem Heimatland gezwungen sein könnte,
Informationen und Daten, die eigentlich geschützt werden sollen, dem
Heimatland zur Verfügung zu stellen. Huawei weist diese Bedenken als
unbegründet zurück.
Huawei weltweiter Marktführer
Im vergangenen Jahr war Huawei nach Berechnungen der Analysefirma IHS Markit der führende Ausrüster von Mobilfunk-Netzen mit einem Marktanteil von 31 Prozent. Ericsson folgte mit 27 Prozent und Nokia mit 22 Prozent. Auf elf Prozent Marktanteil kam der chinesische Huawei-Rivale ZTE.
Auch in den USA setzten viele lokale Netzbetreiber auf Technik von Huawei - ihre potenziellen Probleme bei der Wartung waren ein zentraler Grund dafür, dass die US-Regierung ihre Sanktionen gegen Huawei schnell wieder aussetzte.
China ist beim Aufbau seines eigene 5G-Netzes deutlich weiter als Deutschland. Wie Staatsmedien berichteten, hat Anfang November der 5G-Betrieb in 50 Städten zumindest teilweise begonnen. In den chinesischen 5G-Netzen wird aber auch Ausrüstung von Ericsson eingesetzt. China ist für den schwedischen Konzern nach den USA der zweitgrößte 5G-Absatzmarkt.
5G-Aufbau auch ohne die Chinesen möglich?
In der Diskussion um einen Huawei-Bann tauchte immer wieder das Argument auf, 5G-Netze in Europa könnten eigentlich nur mit Hilfe der Chinesen aufgebaut werden, weil die europäischen Huawei-Konkurrenten Nokia und Ericsson gar nicht über die notwendigen Kapazitäten verfügten. Außerdem könnten die Europäer nicht technologisch mit Huawei mithalten.
Der Lateinamerika- und Europachef von Ericsson, Arun Bansal, wies in einem Beitrag auf LinkedIn diese Argumentation zurück. "Wir sind führend bei 5G", erklärte er und verwies dabei auf eine Studie der Anwaltskanzlei Bird & Bird zur Qualität der 5G-Patente. Um die Kapazität auszubauen, habe Ericsson ein neues Werk in Estland gebaut, das kurz vor der Eröffnung stehe.
Deutsche Regierung weiterhin unentschlossen
Die deutsche Bundesregierung ist in der Huawei-Frage gespalten. Während Innenministerium, Auswärtiges Amt und die Nachrichtendienste die Risiken betonen, haben sich Wirtschaftsministerium und Kanzleramt klar gegen einen Ausschluss des chinesischen Anbieters ausgesprochen. Das Kanzleramt hatte dahingehend auch auf einen Beschluss der Bundesnetzagentur Einfluss genommen.