Emergency Eye

Handyzugriff in Notfällen - per Rettungssoftware

Wer bei einem Notfall Ersthelfer ist, kann schnell überfordert sein: Wie ist mein genauer Standort? Wie kann ich dem Opfer helfen? Eine Software, mit der Rettungskräfte schnell auf die Handykamera zugreifen, könnte bald vielerorts in NRW im Einsatz sein.
Von dpa /

Die Software Emergency Eye für Notfälle in NRW Die Software Emergency Eye für Notfälle in NRW
Bild: dpa
Schneller Zugriff auf die Handy­ka­mera von Erst­hel­fern: Nach guten Erfah­rungen von Rettungs­kräften in Neuss wollen auch andere Kreise in NRW eine neue Notfall­soft­ware einführen. Die in Nord­rhein-West­falen bislang einma­lige Technik ermög­licht Einsatz­kräften, Notru­fende punkt­genau zu Orten und auf deren Smart­pho­ne­ka­mera zuzu­greifen. Im Rhein-Kreis Neuss komme das soge­nannte Emer­gency Eye seit der Einfüh­rung im September 2018 ein bis zwei Mal täglich zum Einsatz, sagte Elmar Eppels von der Leit­stelle des Kreises. Es habe dabei geholfen, Leben zu retten.

Nun will auch der Rhein-Sieg-Kreis die Soft­ware bald nutzen. "Das System soll noch in diesem Jahr ange­schafft und umge­setzt werden", sagte ein Spre­cher. Der Soft­ware­ent­wickler Corevas mit Sitz in Greven­broich verhan­delt nach eigenen Angaben mit allen Leit­stellen in NRW.

Emer­gency Eye benö­tigt eine Verbin­dung zum Internet

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Wenn es im Notfall sinn­voll erscheint, bekommen Anrufer in Neuss nach einer Nach­frage der Leit­stelle eine SMS mit einem Link zuge­schickt. Sowohl zur Ortung als auch zur Nutzung der Kamera müssen sie zustimmen. Eine ähnliche Methode nutzt die baye­ri­sche Polizei bereits seit 2017, aller­dings nur, um Notfall­orte zu ermit­teln.

Eppels schil­dert einen Vorfall, bei dem ein Mann bei der Arbeit zusam­men­ge­bro­chen war: Herz-Kreis­lauf-Still­stand. Mithilfe von Emer­gency Eye bekam der Mitar­beiter in der Leit­stelle Zugriff auf die Smartphonekamera des Erst­hel­fers. Unter präziser Anlei­tung reani­mierte dieser seinen zusam­men­ge­bro­chenen Kollegen - mit Erfolg. "Der Mann ist wieder wohlauf", sagte Eppels. Die Effek­ti­vität der Reani­ma­tion werde erheb­lich gestei­gert, wenn der rich­tige Druck­punkt genau genannt werden könne. "Die meisten Leute haben ja seit ihrem Führer­schein keinen Erste-Hilfe-Kurs mehr gemacht."

Aller­dings braucht Emer­gency Eye eine Verbin­dung zum Internet. Für das Senden der GPS-Daten reiche eine geringe Geschwin­dig­keit, für die Video­über­tra­gung brauche es schon etwas mehr, sagte Eppels. In 95 Prozent der Fälle funk­tio­niere es in Neuss aber einwand­frei, betonte Huhle. Unter­stützt wird der Service dort auch von Voda­fone. Das Unter­nehmen stelle eine schnelle SMS-Über­mitt­lung sicher. Zudem fallen für die Notru­fenden keine Kosten durch die Daten­über­tra­gung an. Corevas strebt ähnliche Verein­ba­rungen mit anderen Firmen an.

Die Leit­stelle in Neuss zeigt sich mit der Soft­ware zufrieden. Einige Anrufer hätten sich laut Eppels gemeldet und gesagt: "Ohne das Feature, wäre ich verloren gewesen." Die Hand­ha­bung sei benut­zer­freund­lich und intuitiv. "Den Notru­fenden kann eine hohe Sicher­heit vermit­telt werden."

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