Handy-System

Windows Phone 7: Microsofts Ambitionen im Handy-Markt

Micro­soft hatte mit Windows Phone 7 einen Nach­folger für Windows Mobile geschaffen - und dabei auf einen kompletten Neuan­fang gesetzt. Großen Erfolg brachte das nicht.
Von Julian Ruecker /

Homescreen von Windows Phone 7 Homescreen von Windows Phone 7
Bild: Samsung
Micro­soft war lange auch im Bereich der mobilen Betriebs­systeme aktiv - aller­dings mit weit weniger Erfolg als im klas­sischen PC-Markt: Der Markt­anteil des lange Zeit unter dem Namen Windows Mobile vermark­teten Smart­phone-Systems sank in den letzten Jahren seiner Exis­tenz konti­nuier­lich - vor allem durch Apples Markt­eintritt mit dem iPhone sowie durch das Google-System Android.

Daher wagte Micro­soft einen kompletten Neuan­fang: Am 11. Oktober 2010 wurde Windows Phone 7 einge­führt, für die Vari­ante mit Mango-Update, das Ende September 2011 in finaler Version erschien, lautet die Versi­onsbe­zeich­nung Windows Phone 7.5.

Im November 2012 erschien der rundum erneu­erte Nach­folger Windows Phone 8, der aber nur in Verbin­dung mit einem Neugerät erhält­lich war. Für ältere Windows Phones war daher kein Upgrade auf Windows Phone 8 möglich, aller­dings konnten Nutzer mit dem Update auf Windows Phone 7.8 von einigen Neue­rungen der neuen Betriebs­system-Vari­ante profi­tieren.

Windows Phone 7: Der radi­kale Neuan­fang

Homescreen von Windows Phone 7 Homescreen von Windows Phone 7
Bild: Samsung
Windows Phone 7 brach mit der Konti­nuität zum Vorgänger Windows Phone 6.5 (früher als Windows Mobile 6.5 bezeichnet) und nutzte ein völlig neues Bedien­konzept. Wie bei Micro­soft in vielen Berei­chen üblich, lieferte das Unter­nehmen auch bei Windows Phone 7 bzw. 7.5 zuerst nur das Betriebs­system - die Geräte, Windows Phones genannt, kamen von klas­sischen Handy-Herstel­lern. Nach der Über­nahme der Handy-Sparte von Nokia brachte Micro­soft aller­dings vor allem selbst Windows Phones auf den Markt. Erst­malig machte Micro­soft bei Windows Phone 7 bzw. 7.5 sowie später bei Windows Phone 8 und zuletzt Windows 10 Mobile auch konkrete Hard­ware-Vorgaben, um eine flüs­sige Funk­tions­weise zu ermög­lichen.

Windows Phone 7, 7.5 und 7.8: Kachel-Optik auf dem Home­screen

Der Home­screen von Windows Phone 7 bzw. 7.x kam in der mitt­lerweile bekannten, schlichten Kachel-Optik und ermög­lichte den Schnell­zugriff auf Anwen­dungen und Dienste. Soge­nannte Live-Kacheln zeigten dabei dyna­misch Infor­mationen auf dem Home­screen. Windows Phone 7.x war auf die Steue­rung per Finger ausge­legt, wobei auch Multi­touch unter­stützt wurde. Das Metro-Design punk­tete insge­samt mit seiner intui­tiven Bedien­barkeit. Manch einem Nutzer war die Optik indes wieder zu einfach gehalten Homescreen von Windows Phone 8 Homescreen von Windows Phone 8
Bild: Microsoft
- bunte Hinter­grund-Bilder gibt es hier zum Beispiel nicht. Beson­derheiten des Micro­soft-Systems waren zum Beispiel das inte­grierte Office-Paket sowie die Xbox-Live-Unter­stüt­zung.

Windows Phone 7 bzw. 7.x syncte - im Gegen­satz zu Windows Mobile - Kontakte, E-Mails oder Kalen­derein­träge mit dem Micro­soft-eigenen Outlook nicht mehr offline direkt über USB oder Blue­tooth via Active Sync oder Windows-Mobile-Gerä­tecenter. Zum Daten­abgleich musste hier viel­mehr der Weg über die Cloud genommen werden. Wer Musik oder Videos syncen wollte, konnte dies nach wie vor über Direkt­anbin­dung an den PC - aller­dings mit zwischen­geschal­teter Zune-Soft­ware. Diese verein­fachte die Synchro­nisie­rung, einen Zugriff auf das direkte Datei­system eines Windows-Phone-7-Gerätes gab es aber nicht. Apps für Windows Phone kamen aus dem Market­place, der hundert­tausende Anwen­dungen bereit­hielt.

Windows Phone 7.5: Windows Phone wurde dank Mango-Update erwachsen

Als Meilen­stein in der Windows-Phone-Entwick­lung galt das Mango-Update, das seit Ende September 2011 ausge­liefert wurde: Es beinhal­tete über 500 neue Features für das System und konnte auch auf allen älteren Windows-Phone-7-Smart­phones verwendet werden. Zu den zentralen Neue­rungen zählten Multi­tasking für Apps, eigene Klin­geltöne, die Inte­gration des Internet Explorer 9, Twitter-Inte­gration, stark erwei­terte Bing-Features - zum Beispiel auch für Musik- und Schrift­erken­nung - und vieles mehr.

Ehema­lige Handys mit Windows Phone 7.x

Die nächste Genera­tion: Windows Phone 8

Windows Phone 8 mit Skype-Integration Windows Phone 8 mit Skype-Integration
Bild: Microsoft
Windows Phone 8 brachte zahl­reiche Neue­rungen und sorgte sowohl unter als auch über der Haube für grund­legende Verän­derungen. So basierte Windows Phone 8 auf dem Kernel des PC-Systems Windows 8 und nicht mehr auf dem Kernel von Windows CE.

Neben der vorhe­rigen Einheits-Auflö­sung von 800 mal 480 Pixel konnten Windows-Phone-8-Handys auch größere Auflö­sungen für das Display unter­stützen. Darüber hinaus konnten Mehr-Kern-Prozes­soren einge­setzt werden. Zuvor standen nur Single-Core-Vari­anten zur Verfü­gung.

Was viele Nutzer begeis­tert haben dürfte: Spei­cher­karten hielten Einzug in Windows Phones - an dem Fehlen dieser Möglich­keit gab es zuvor Kritik. Windows Phone 8 brachte außerdem noch NFC-Support sowie eine passende App zum mobilen Bezahlen mit. Ausführ­liche Infos zu Windows Phone 8 finden Sie in unserem Windows-Phone-8-Ratgeber.

Windows Phone 7.8

Nach­teil des Kernel-Wech­sels bei Windows Phone 8: Die neue Version konnte auf den bishe­rigen Windows Phones nicht genutzt werden. Als Ausgleich hatte Micro­soft für Windows Phone 7.x-Nutzer die Version Windows Phone 7.8 heraus­gebracht, die zahl­reiche Funk­tionen von Windows Phone 8 per Feature-Update nach­bildete.

Windows-Phone-7-Versionen

Windows Phone 7 erhielt zum Start gute Kritiken - aller­dings wurden noch zahl­reiche Features vermisst, mit denen andere Betriebs­systeme aufwarten konnten. Micro­soft legte entspre­chend Updates für Windows Phone 7 nach, die das System konti­nuier­lich erwei­terten - unter anderem als großes Update das genannte Mango-Update. Zudem gab es natür­lich Patches für Sicher­heits­probleme. Erkennbar waren die Versionen an bestimmten Build-Nummern, größere Updates erhielten zudem bisher immer einen spezi­ellen Namen. Übri­gens: Welche Version sich auf einem Windows Phone befand, erfuhr man im Menü­punkt Einstel­lungen unter "Info" mit einem Klick auf "Weitere Infor­mationen" - hier war die Betriebs­system­version einge­tragen.

In der folgenden Über­sicht finden Sie ausge­wählte Windows-Phone-Versionen und -Updates.

Version (Name) erschienen ausgew. neue Features
7.0.7004 - - akt. Auslie­ferungs­zustand
7.0.7008 21.02.2011 - Bug-Fixes
- Update für Updater (Vorbe­reitung NoDo)
7.0.7389 / 7.0.7390
(NoDo)
22.03.2011 - Copy & Paste
- schnel­lerer Appli­kations-Start
- Market-Suche über­arbeitet
- Opti­mierungen bzgl. WLAN, Face­book, Kamera und Audio
7.0.7392 03.05.2011 - Secu­rity-Update bzgl. Zerti­fikats-Problemen
7.x.7661 Ende Juli 2011 - Mango-Beta für Entwickler
7.10.7712 ? - Update für Mango-Beta für Entwickler
7.10.7720
(Mango)
Ende September 2011 - Multi­tasking
- Internet Explorer 9
- verbes­serte SkyDrive-Inte­gration
- Twitter-Inte­gration
- API-Erwei­terungen
- Windows-Live-Messenger-Inte­gration
- Barcode­scanner (Bing Vision)
- Musi­ker­kennung (Bing Audio)
- eigene Klin­geltöne
7.10.7740 November 2011 - Bugfixes, u.a.:
Exchange-Server-2003-Problem
Mailbox
7.10.8107 Januar 2012 - Bugfixes, u.a.:
Bild­schirm­tastatur
Google-Mail-Sync
Ortung
Exchange-Server-2003-Problem
Mailbox
- Zerti­fikat-Problem behoben
7.10.8112 Juni 2012 - Vorbe­reitungs­update für 7.10.8773
7.10.8773
(Tango)
Windows Phone 7.5 Refresh
Juni 2012 - Absen­kung der Hard­ware­anfor­derungen
- Nach­richten mit multi­plen Anhängen
- Market­place-Opti­mierungen
- Export von Kontakten zur SIM-Karte
7.10.8858.136
Windows Phone 7.8
Januar 2013 - in der Größe verän­derbare Live Tiles
- Erwei­terung der Sperr­bild­schirm­funk­tionen
- Market­place-Opti­mierungen
- zusätz­liche Akzent­farben
7.10.8860.142 März 2013 - Bugfixes
7.10.8862.144 März 2013 - Bugfixes

Windows Phone 6.5 bzw. Windows Mobile 6.5

Auch Geräte mit Windows Phone 6.5, das ursprüng­lich Windows Mobile 6.5 hieß, waren lange Zeit noch bei einzelnen Händ­lern verfügbar, wirkten aber schnell hoff­nungslos veraltet.

Zur Markt­einfüh­rung am 6. Oktober 2009 zeigte sich rasch, dass Windows Mobile 6.5 relativ "unfertig" daherkam - offenbar wollte Micro­soft mit diesem Schnell­schuss Anschluss an die Konkur­renz erhalten. So wurde die Touch­screen-Steue­rung - bei Windows Mobile tradi­tionell via Stift reali­siert - zwar auch für die Nutzung über Finger opti­miert, aller­dings nicht konse­quent: Gerade in tieferen Menü-Ebenen war das System auf Grund der zu kleinen Symbole nicht mehr hand­habbar. Soft­ware indes gab es für Windows Mobile en masse, der offi­zielle Market­place von Micro­soft wurde für das betagte System aber mitt­lerweile geschlossen. Die Instal­lation aus Quellen abseits des Apps­tores war aller­dings weiterhin möglich - Windows Mobile stammte aus einer Zeit, als geschlos­sene Ökosys­teme noch nicht im Trend lagen.

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