Symbian

Symbian: Den Anschluss verpasst

Das Smart­phone-Betriebs­system Symbian war lange Markt­führer, bis es schluss­end­lich in der Bedeu­tungs­losig­keit versank. Hier lesen Sie die Geschichte von Symbian, das vor allem von Nokia-Geräten bekannt war.
Von Ralf Trautmann /

Symbian Belle Symbian Belle
Bild: Nokia
Symbian gehörte zu den mobilen Betriebs­sys­temen, die histo­risch nicht an einen bestimmten Hersteller gebunden sind. Es war lange Markt­führer, bis es schluss­end­lich in der Bedeu­tungs­losig­keit versank. Hier lesen Sie die Geschichte von Symbian, das vor allem von Nokia-Geräten bekannt war.

Mit stei­gender Popu­larität von Touch­screen-Handys zeigte sich, dass Symbian nur schlecht mit Smart­phone-Betriebs­sys­temen wie Apples iOS und Googles Android mithalten konnte. Zwar sollte mit der komplett über­arbei­teten Version Symbian^3 eine zeit­gemäße Betriebs­system-Vari­ante an alte Stärken anknüpfen - doch das früher heraus­ragende Image konnte Symbian damit nicht zurück­erobern. So kehrten in der Vergan­gen­heit immer mehr renom­mierte Hersteller Symbian den Rücken. Schluss­end­lich gab auch der größte Symbian-Vertreter Nokia den takti­schen Schwenk zu Windows Phone 7 bekannt, wobei das Unter­nehmen ankün­digte, trotzdem eine zeit­lang weiter an Symbian fest­zuhalten. Die Symbian^3-Folge­ver­sionen Anna und Belle waren die letzten Symbian-Vari­anten.

Symbian: Versionen, Platt­formen und mehr

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Bild: Nokia
Doch was machte Symbian aus? Zunächst war Symbian nicht immer gleich Symbian: Bei älteren Versionen dieses Betriebs­sys­tems gab es jeweils noch einen spezi­ellen Platt­form-Aufsatz, so zum Beispiel S60, S80 und S90, UIQ oder MOAP(S). Am bekann­testen dürfte hier­zulande die S60-Platt­form gewesen sein, welche die meisten Nutzer wohl vor allem mit den Nokia-Smart­phones in Verbin­dung brachten.

Sie war aber auch auf Geräten anderer Hersteller, wie etwa Sony-Ericsson, LG und Samsung, zu finden. Symbian S60 3rd Edition war jahre­lang die popu­lärste Vari­ante der S60-Ober­fläche. Mit S60 5th Edition unter­stützte das System zum ersten Mal Touch­screen-Funk­tio­nalität.

Mit Symbian^3 sollte jedoch die Epoche der verschie­denen Platt­form-Aufsätze beendet werden. Symbian^3 bot mit Verknüp­fungen und Widgets perso­nali­sier­bare Home­screens, unter­stützte die Bedie­nung per Multi­touch und verzich­tete auf Doppel-Klick-Befehle und schmale Scroll­balken - nicht revo­lutionär, aber Symbian hatte damit zumin­dest halb­wegs den Anschluss an die neueren Handy-Betriebs­sys­teme wie Android und iOS gefunden. Mit Anna und Belle erfolgten weitere Anpas­sungen unter anderem der Nutzer­ober­fläche, mit denen sich Symbian der Konkur­renz wieder etwas annä­herte.

Ältere teltarif.de-Videos zu Symbian-Smart­phones

Multi­tas­king, Stabi­lität, Soft­ware-Angebot

Symbian-Logo Symbian-Logo
Bild: Symbian Foundation
Auch wenn die Popu­larität von Symbian geschwunden war, brachte das System schon vor vielen Jahren Funk­tionen mit, die einige jüngere Betriebs­sys­teme erst nach­rüsten mussten. So beherrschte Symbian schon seit vielen Jahren Multi­tas­king, verfügte über ausge­reifte Office-Soft­ware und ermög­lichte die Synchro­nisa­tion von Kontakt- und Kalen­der­daten mit Programmen wie Micro­soft Outlook.

Touch­screen-Boom verschlafen

Der Nieder­gang von Symbian war durch mehrere Faktoren begründet. So galt das System früher als Vorbild in Sachen Bedien­bar­keit und Menü­füh­rung, wirkte aber mit zuneh­mender Funk­tions­viel­falt und Ausstat­tung der modernen Handys immer schwer­fäl­liger und umständ­licher.

Zudem entschied sich Nokia erst spät für die Entwick­lung von Touch­screen-Handys, und so war die Inte­gra­tion der Touch­screen-Bedie­nung in Symbian kompli­ziert - und für den Nutzer war dieser Umstand nicht zu über­sehen: Die speziell für Touch­screens entwi­ckelte Vari­ante Symbian S60 5th Edition zeigte zahl­reiche Schwä­chen und zeich­nete sich immer noch durch tief verschach­telte Menüs aus. Auch wenn hier vor allem mit den neuesten Updates nach­gebes­sert wurde - Symbian lief dem allge­meinen Trend hinterher.

Nokia bot Apps erst spät per Apps­tore

Histo­risch sorgte schon das Zerti­fikat-System von Symbian für Probleme, das mit dem Auftau­chen der ersten ernst­zuneh­menden Schad­soft­ware für Handys für mehr Sicher­heit sorgen sollte. Da die Teil­nahme am Zerti­fikat-System zunächst für Entwickler kosten­pflichtig war, wurden insbe­son­dere klei­nere Soft­ware-Firmen und Hobby-Program­mierer vom Erstellen neuer Appli­kationen abge­schreckt. Die Viel­zahl von verschie­denen Ober­flä­chen machte Symbian zudem für Program­mierer von Zusatz-Appli­kationen nur noch mäßig attraktiv.

Zudem kam das Fehlen einer zentralen Vertriebs­platt­form hinzu, wie sie zum Beispiel Apple mit dem App Store und Google mit dem Android Market etablierten. Mit dem Ovi Store wurde dann verspätet - zumin­dest für Nokia-Modelle - ein Apps­tore als zentrale Anlauf­sta­tion für Zusatz-Appli­kationen einge­richtet, die aber nicht die Popu­larität der Konkur­renz errei­chen konnte. Einige Zeit hieß das Angebot dann Nokia Store, die Aufnahme neuer Apps war aber seit dem 1. Januar 2014 nicht mehr möglich. Mitt­ler­weile ist der Store Geschichte.

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Symbian: Betriebs­system wieder öffent­lich verfügbar

Erstes Symbian-3-Smartphone: Nokia N8 Erstes Symbian-3-Smartphone: Nokia N8
Bild: Nokia
Mit der Grün­dung der Symbian Founda­tion durch Nokia, Sony-Ericsson, Moto­rola sowie einer weiteren Reihe an Elek­tronik-Herstel­lern und Mobil­funk-Netz­betrei­bern sollte der Entwick­lung von Symbian seit 2008 eine neue Rich­tung gegeben werden. Voraus­gegangen war die voll­stän­dige Über­nahme von Symbian Limited durch Nokia und die Über­füh­rung des Unter­neh­mens in eine Stif­tung. Symbian wurde zunächst unter einer Open-Source-Lizenz veröf­fent­licht, dann machte Nokia einen Rück­zieher. Einige Zeit später wurde Symbian dann wieder öffent­lich bereit gestellt, aller­dings unter einer neuen Lizenz. In letzter Konse­quenz hatte Nokia die Symbian-Entwick­lung und den Support an den Dienst­leister Accen­ture ausge­lagert.