Koalitionsvertrag: Große Koalition lehnt Routerzwang ab
Eine Auswahl von Routern - hier von AVM. Mit einem Routerzwang hat der Kunde keine Wahl.
Foto: teltarif.de
In den Koalitionsverhandlungen sprechen sich die Unionsparteien CDU/CSU sowie SPD eindeutig gegen einen
Routerzwang
aus. Das geht aus einem ersten Entwurf des Koalitionsvertrags hervor, der unserer Redaktion vorliegt.
Hier heißt es wörtlich "Daher lehnen wir den Routerzwang ab".
Die beiden Parteien wollen "eine gesetzliche Klarstellung für den Netzzugang von Telekommunikationsanbietern." Nutzerinnen und Nutzer müssten die freie Auswahl an Routern behalten, heißt es in dem Entwurf mit Stand von Sonntag Abend. Der Text in dem Vertragsentwurf wird sogar noch deutlicher: "Die zur Anmeldung der Router [...] am Netz erforderlichen Zugangsdaten sind den Kundinnen und Kunden unaufgefordert mitzuteilen."
Damit nehmen die voraussichtlichen Regierungsparteien eindeutig Stellung zu einem Thema, das in den vergangenen Monaten die Branche, vor allem aber auch die Kunden bewegte. Immer mehr Anbieter gingen in den vergangenen Monaten dazu über, ihren Kunden bestimmte Modem- und Router-Modelle vorzuschreiben. Einwahldaten für ihren DSL-Zugang bekamen sie nicht mehr. Nutzten sie Router anderer Hersteller, konnten sie sich entweder nicht mehr einwählen oder bei NGN-Anschlüssen nicht mehr telefonieren.
Hersteller sprachen sich gegen Routerzwang aus
Eine Auswahl von Routern - hier von AVM. Mit einem Routerzwang hat der Kunde keine Wahl.
Foto: teltarif.de
Zum Thema Routerzwang hatte es bereits eine Anhörung vor der Bundesnetzagentur gegeben.
Dort kritisierten 19 TK-Endgerätehersteller, dass mit dem Routerzwang
erhebliche Einschränkungen bei der Nutzung der TK-Netze drohen. Es gebe
keine technischen Gründe, die eine Neuauslegung des Netzabschlusspunktes erforderlich machen.
Details zur Abschaffung des bei einigen Anbietern inzwischen gelebten Routerzwangs gibt es indes noch nicht. Jene Anbieter, die ihren Kunden bereits heute einen bestimmten Router zur Nutzung vorschreiben, dürfte die "Rolle rückwärts", die sie dann machen müssten, durchaus Probleme und Aufwand bereiten. So war es bei Kabelanbietern beispielsweise noch nie wirklich möglich, sich mit auf dem freien Markt gekaufter Hardware in das Netz einzuwählen, da die Kunden weder Zugangsdaten hatten, noch die Netze die Hardware am Kundenanschluss akzeptieren. Bis zur wirklichen Abschaffung es ist ohnehin noch ein weiter Weg, da - nach dem Zustandekommen der Koalition - zunächst einmal ein Gesetzesentwurf her muss, über den dann abgestimmt werden muss. Somit hätten die Anbieter schon jetzt Zeit, sich über eine mögliche Umstellung von Bestandskunden - so diese im Gesetz stünde - Gedanken zu machen.
Auch beim Thema Vorratsdatenspeicherung haben sich die Parteien mittlerweile geeinigt. Was die Große Koalition zum Thema Netzneutralität plant, lesen Sie in diesem Artikel.