EU-Roaming UK (Großbritannien): Wie lange funktioniert es noch?
Am 31. Januar 2020 hat das Vereinigte Königreich (United Kingdom - UK), bestehend aus Großbritannien und Nordirland, die Europäische Union verlassen. Wer aber in diesen Tagen beispielsweise nach London in England/Großbritannien reist, merkt davon noch wenig.
Der Abflug: In Frankfurt startet der Flug am internationalen Terminal B, Passkontrolle inklusive. Die Ankunft: Noch ist die Einreise ins Vereinigte Königreich für deutsche Staatsbürger mit dem Personalausweis möglich. Teilweise wird bei der Ankunft Ausweis/Passkontrolle nach englischsprachigen und nicht englischsprachigen Ländern unterschieden, beim Zoll gibt es noch eine Spur für EU-Bürger. Tatsächlich gilt für zunächst ein Jahr eine Übergangsfrist, wo nahezu alles beim alten zu bleiben scheint.
Handy erst im Flughafengebäude nach der Einreise einschalten
Die Anreise nach London kann über den internationalen Flughafen Heathrow (LHR) oder zeitsparender über London City Airport (LCY) erfolgen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wer sein Handy nach der Landung im Flughafengebäude nach der Einreisekontrolle einschaltet (die aktuellen Regeln erlauben es noch nicht im gelandeten Flugzeug), wird nach kurzer Wartezeit eines der vier möglichen Netze finden: o2 UK, EE (für Everything Everywhere, der Fusion von Orange und T-Mobile UK), Vodafone UK oder Three UK. Und kurz danach trudelt auch die Begrüßungs-SMS ein, welche die Regeln für ankommende Touristen genauer definiert.
Was die Roaming-SMS von o2 verrät
Nehmen wir einen Kunden von (Original-)o2: "Willkommen in Großbritannien! In Ihrem Tarif zahlen Sie für Gespräche innerhalb des Landes und nach Deutschland nichts sowie in der EU die Konditionen Ihres Inlandstarifes; eingehende Anrufe sind kostenlos, SMS werden ebenfalls zu Ihrem Inlandstarif abgerechnet. Notruf 112 und Info +49 176 888 64239 kostenlos."
Kunden eines Discounters oder Service-Providers dürften ähnliche Nachrichten erhalten, möglicherweise mit anderen Rufnummern für Hotline oder Info-Service.
Was die Roaming-SMS von Vodafone verrät
Ein anderer Kunde mit CallYa-Tarif (Flex) von Vodafone wurde so begrüßt: "Willkommen in Großbritannien! Dein CallYa-Tarif begleitet Dich EU-weit. Zahl einfach wie gewohnt Deinen Basispreis. Du telefonierst, simst und surfst dann in der gesamten EU wie zuhause. Ohne den Basispreis gilt: Du zahlst 9 Cent pro Minute, wenn Du jemanden anrufst. Bekommst Du einen Anruf, kostet Dich das nichts. Eine SMS kostet 9 Cent. Die Datennutzung ist nur nach gezahltem Basispreis möglich. Kostenloser Notruf 112. Kostenlose Info +49 172 12220. Freundliche Grüße, Dein Vodafone-Team."
Der Vodafone-Kunde erhielt bald darauf eine weitere SMS, Absender war die Kurzwahl 12220: "Gut zu wissen: Wir schützen Dich vor ungewollten Kosten. Die Datennutzung ist nur nach gezahlten Basispreis möglich. Zahl einfach wie gewohnt Deinen Basispreis und du surfst in der gesamten EU wie zuhause. Info Kostenlos +4917212220. Dein Vodafone-Team."
Was die Roaming-SMS von der Telekom verrät
Und zum Schluss noch ein Telekom-Kunde, der allerdings einen eher seltenen Tarif gebucht hat, worin nicht nur das übliche Roaming, sondern auch Telefonate kreuz und quer durch die EU kostenfrei sind. Das ist zum Beispiel beim Tarif Magenta Mobil XL Premium und bei der nicht mehr buchbaren MagentaEINS-EU-Plus-Option der Fall. Der Text der SMS "Lieber Kunde, Sie zahlen in der EU (Ländergruppe 1), in der Schweiz, in den USA, in Kanada und der Türkei für alle Mobilfunkgespräche und SMS nach Deutschland sowie zwischen diesen Ländern keine zusätzlichen Roaminggebühren.
Ankommende Gespräche sind kostenlos. Die Daten-Flatrate des Inlandtarifs gilt auch für die genannten Länder. Eine abgehende MMS kostet in der Ländergruppe 1 inkl. Schweiz 0,23 EUR und eine ankommende MMS 0,23 EUR, in den USA, in Kanada und in der Türkei kostet eine abgehende MMS max. 1,69 EUR und eine ankommende MMS 0,39 EUR. Die Notrufnummer 112 ist in jedem EU-Land kostenlos. Einen schönen Aufenthalt wünscht Ihre Telekom."
Dieser Text hat es in sich. Wer keine Datenflatrate, sondern ein Paket gebucht hat, kann es z.B. mit der MagentaEINS-EU-Plus-Option auch in den genannten Ländern ausschöpfen. Wer Stream-On gebucht hat, darf nach Einspruch der Bundesnetzagentur das auch im Roaming nutzen. Warum man bei den fast in Vergessenheit geratenen MMS-Nachrichten noch so krasse Preise berechnet, wissen nur die Tarifspezialisten bei der Telekom. Möglicherweise sind MMS bald ohnehin Geschichte.
Roaming nach 2020?
Die typischen neuen Doppelstockbusse werden von "Arriva" betrieben, einer Tochter der Deutschen Bahn
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Was ab dem 1. Januar 2021 mit den Roaming-Tarifen im Vereinigten Königreich passieren wird, steht momentan noch in den Sternen. Gut möglich, dass die EU-Regelung bleibt, denkbar aber auch, dass Großbritannien in eine Tarifzone verschoben wird, wie sie für Nicht-EU-Länder generell gilt, beispielsweise wie für die Schweiz.
Es kann auch sein, dass je nach Netzbetreiber und Tarif Großbritannien und Nordirland unterschiedlich behandelt werden wird, sprich es ist mal inklusive und mal auch nicht. Man darf auf die automatische Tarif-Information bei der Einreise gespannt sein.
England - Großbritannien - Vereinigtes Königreich - was ist was?
Das Vereinigte Königreich (UK) besteht aus Großbritannien und Nordirland. Zu Großbritannien gehören neben England auch (noch) Schottland (die gerne in der EU bleiben würden) und Wales. Nord-Irland gehört nicht zur Großbritannien, aber zum Vereinigten Königreich (wobei es zu "Süd-"Irland eine "weiche" Grenze gibt) und Wales. Und sehr wichtig: Die englischen Kanalinseln (z.B. Jersey, Guernsey, etc.) waren nie Teil der EU, ergo gilt dort der günstige Roaming-Tarif oft nicht. Die Telekom und Telefónica-o2 beispielsweise gewähren auch für Guernsey oder Jersey die EU-Tarife, bei Vodafone gilt das aber nicht. Dann kann (gegen Aufpreis) eine spezielle Option gebucht werden.