Google Nest Hub: Der sprechende Foto-Bilderrahmen ist da
Vernetzte Lautsprecher mit einem Display und einem Sprachassistenten wie Amazons Alexa oder Googles Assistant an Bord gibt es viele. Googles Gerät Nest Hub, das ein halbes Jahr nach dem US-Start nun in Deutschland verfügbar ist, sticht gleich doppelt hervor: Es hat nur einen kleinen Bildschirm - und keine Kamera.
Das heißt schon mal, dass man damit keine Videokonferenzen machen kann. Zur US-Markteinführung vor gut einem halben Jahr hob Google aber auch den Datenschutz-Aspekt hervor: Ohne Kamera könnten Nutzer eher geneigt sein, das Gerät selbst im Schlafzimmer aufzustellen.
Google Nest Hub (Max)
Seitdem ist einiges passiert: Vor kurzem hat Google mit dem Hub Max
eine größere Version vorgestellt. Sie hat nun nicht nur eine Kamera,
sondern auch die Gesichtserkennung FaceMatch, dank der jedem Nutzer
im Haushalt speziell auf ihn zugeschnittene Informationen angezeigt
werden sollen. Dieses Gerät kommt im Sommer für 229 US-Dollar (rund
204 Euro) auf den Markt, aber zunächst nur in den USA, Großbritannien
und Australien.
Die Präsentation des Nest Hubs auf der Entwicklerkonferenz Google I/O 2019
picture alliance/Andrej Sokolow/dpa
Beim Original-Hub für 129 Euro können die Antworten des Google
Assistant zusammen mit den Inhalten auf dem Bildschirm personalisiert
werden: mit Hilfe der Stimmerkennungsfunktion VoiceMatch. Die
Stimmsignatur wird beim ersten Mal im Nutzerprofil auf Googles
Servern gespeichert und muss dadurch nicht auf jedem weiteren Gerät
neu erfasst werden. Somit kann der Nest Hub von mehreren Personen in
einer Familie oder Wohngemeinschaft genutzt werden, ohne dass
vertrauliche Informationen wie Kalender-Einträge für die anderen
einsehbar sind. Und noch ein Datenschutz-Feature fällt ins Auge: Das
Mikrofon kann man mit einem Schiebe-Schalter abklemmen.
Beim Hub fällt zunächst einmal auf, wie zierlich er ist. Im Prinzip sieht er aus, als hätte man ein 7-Zoll-Tablet mit breitem Rahmen um das Display auf einem kleinen Lautsprecher angebracht. Google gab sich dabei besonders Mühe, die Fotos auf dem Display gut aussehen zu lassen: Unter anderem soll ein Sensor dafür sorgen, dass die Helligkeit an die Lichtverhältnisse angepasst wird. Die moderate Bildauflösung von 1024 zu 600 Bildpunkten wirkt dabei nicht als Problem. Wird es dunkel im Raum, schaltet der Hub von einer Diashow in den Nacht-Modus mit schwarzem Bildschirm und grauer Digital-Uhr.
Komplett macht die Bilderrahmen-Funktion die Möglichkeit, Bilder aus dem Cloud-Dienst Google Fotos abrufen zu lassen - sowohl aus einzelnen Alben als auch aus der gesamten Sammlung. Der Assistant ist ziemlich gut darin, auf Sprachbefehl hin bestimmte Bilder aufs Display zu bringen, egal, ob es um Fotos aus einem Urlaubsort oder Aufnahmen einer einzelnen Person geht. Dafür arbeitetet im Hintergrund Googles Software daran, die Fotos zu katalogisieren.
Das Beispiel demonstriert exemplarisch das Wichtigste, was man über den Hub wissen muss: Er ist vor allem für Leute, die in der Google-Welt leben. Das Gerät wird umso nützlicher für einen sein, je mehr Dienste des Internet-Konzerns man nutzt - Kalender, Karten, E-Mail, YouTube. Dann funktioniert es zum Beispiel auch, dass man sich die Route zum nächsten Termin auf der Karte anzeigen und auf das Smartphone rüberspielen lässt. Oder auf eine personalisierte YouTube-Playlist zugreift.
Zattoo und Maxdome direkt aufs Display
Die YouTube-App in Action auf dem Google Nest Hub
Screenshot: teltarif.de, Quelle: Google
Man kann die Videodienste Zattoo und Maxdome direkt auf das
Hub-Display bringen und neben YouTube Music auch das Angebot des
Musikstreaming-Marktführers Spotify einbinden. Allerdings ist der
Bildschirm eher klein und hat zu niedrige Auflösung, um ohne Not
darauf fernzusehen. Und der kleine Lautsprecher klingt zu
schwachbrüstig für echten Hörgenuss. Aber er ist ausreichend, um sich
zum Beispiel Anleitungen zu Kochrezepten vorlesen zu lassen.
Der Nest Hub bietet übrigens auch an, eine Verbindung mit dem Streamingdienst Netflix herzustellen, aber die Sache hat einen Haken. Man kann darüber dann nur die Netflix-Apps steuern, die auf anderen Geräten laufen, etwa auf Googles Streaming-Gadget Chromecast oder einem vernetzten Fernseher. Auf dem Display des Hub selbst landen die Netflix-Videos nicht.
Den Namen Hub trägt das Gerät, weil man damit auch Smarthome-Technik wie vernetzte Lampen, Thermostate oder Schlösser steuern kann. Ein wichtiger Unterschied zur Konkurrenz wie Amazons erfolgreichem Echo Show ist aber, dass das Google-Gerät nicht die Aufgaben eines klassischen Smarthome-Hubs übernehmen kann, über den man die Lampen und andere Technik ins heimische Netz einbinden und in Betrieb nehmen kann. Stattdessen müssen sie bereits eingerichtet und mit dem Google Assistant verbunden sein, um sie mit dem Hub bedienen zu können.
Zum US-Marktstart hieß das Gerät noch Google Home Hub, inzwischen band der Internet-Konzern die 2014 gekaufte Smarthome-Firma Nest enger an sich - der neue Name spiegelt das wider. Eigentlich greift die Nest-Integration erst mit dem neuen Hub Max, dessen Kamera gleich als Sicherheitskamera fungieren kann.
Google macht keine Angaben dazu, wann das Max-Modell in Deutschland verfügbar sein könnte - und erklärt auch nicht so recht, woran das liegt. Neue Geräte erforderten Aufwand bei der Lokalisierung, heißt es. Aber die Arbeit, passende visuelle Inhalte zu Sprachantworten des Google-Assistenten zu liefern, wurde ja schon für den kleinen Hub erledigt.
Der TV-Streaming-Anbieter Zattoo kommt ab sofort mit Sprachsteuerung. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.