Digitale Karten

15 Jahre Google Maps: Ein Pionier erobert die Welt

Welt­weit gibt es schät­zungs­weise 100 Millionen Stra­ßenki­lometer. Der Karten­dienst Google Maps hat einen großen Teil davon erfasst, um das digi­tale Geschäfts­modell des Konzerns mit der realen Welt zu verknüpfen. Daten­schützer sind darüber nicht glück­lich.
Von dpa /

Google Maps feiert 15. Geburtstag Google Maps feiert 15. Geburtstag
Bild: dpa
Als vor 15 Jahren Google Maps online gingen, wusste noch niemand, wie mächtig und allge­genwärtig der Karten­dienst einmal werden sollte. Erst als zwei Jahre später das iPhone den Beginn der Smart­phone-Ära einläu­tete, wurde das Poten­zial digi­taler Karten offen­sicht­lich.

Heute stecken Smart­phones und damit fast immer auch Google Maps in quasi jeder Hosen­tasche: Mit der GPS-Posi­tions­ermitt­lung kann man sich kaum noch verirren. Staus werden in Echt­zeit ange­zeigt. Satel­liten­fotos und Aufnahmen aus den Kameras der Street-View-Autos zeigen die Umge­bung, sodass der Dienst inzwi­schen auch als riesiger Reise­führer dient. Google Maps feiert 15. Geburtstag Google Maps feiert 15. Geburtstag
Bild: dpa

Foto­grafie-Arbeit: 400 Umrun­dungen der Erde

Die Stre­cken, die Google für seine Maps abfo­togra­fiert hat, entspre­chen rund 400 Umrun­dungen der Erde. Insge­samt bilden die Bilder etwa 16 Millionen Kilo­meter Wegstrecke ab. Für den Konzern hat sich der Aufwand gelohnt: Mit den am 8. Februar 2005 gestar­teten Google Maps wurde die reale Welt mit dem digi­talen Abbild verknüpft. So entstand ein gigan­tisches Bran­chen­buch, das durch einen steten Strom von Ortungs­daten die Werbe­platt­form von Google anrei­chert - und bei etli­chen Daten­schüt­zern große Bedenken hervor­ruft.

Inzwi­schen sind Einträge in Google Maps hart umkämpft, denn zusammen mit den Online-Bewer­tungen können sie einen Kunden­strom ins Geschäft, Hotel oder Restau­rant lenken - aber bei schlechter Beno­tung auch poten­zielle Klienten abschre­cken. Manche Betrof­fene beauf­tragen deshalb auch unlau­tere Dienst­leister, die mit mani­pulierten Einträgen das Geschäft über den Klee loben - oder die Konkur­renz madig machen.

Satel­liten­bilder üben Faszi­nation aus

Digi­tale Karten gab es schon vor 2005 - und es waren drei Zukäufe, mit denen sich Google die nötigen Bausteine für den Start des Projektes besorgte. Der heutige Internet-Investor Chris Sacca, der damals bei Google arbei­tete, erin­nerte sich später, wie Mitgründer Sergey Brin 2003 ein Meeting von Führungs­kräften zu einem ganz anderen Thema entgleisen ließ, weil er den Satel­liten­bilder-Dienst der Firma Keyhole auf seinem Laptop herum­zeigte. Statt zuzu­hören, wollten alle sehen, wie man auf ihre Häuser aus dem All rein­zoomen kann, erzählte Sacca dem Tech­nolo­gieblog "Recode".

Keyhole war spezia­lisiert darauf, verschie­dene Satel­liten­bilder nahtlos zusam­menzu­fügen und verkaufte den Dienst an Unter­nehmen. Gründer und Chef John Hanke hatte auch Ange­bote von Inves­toren, verkaufte die Firma aber an Google, weil ihn die Vision kosten­loser Karten für alle ansprach.

Bei der Firma Where2 Tech­nolo­gies hatten die Brüder Lars und Jens Rasmussen die Idee, für Routenan­weisungen Karten auf dem Compu­terbild­schirm nach­zubilden - und bei Bedarf nötige Infor­mationen aus dem Web nach­zuladen. Und das Start-up Zipdash besorgte sich Verkehrs­daten, um voraus­sicht­liche Ankunfts­zeiten und Verzö­gerungen auf der Strecke anzu­zeigen. Alles bekannte Funk­tionen heutiger Karten - bei Google wurden sie in einem Dienst zusam­menge­bracht. Google Street View bleibt in Deutschland umstritten Google Street View bleibt in Deutschland umstritten
Bild: dpa

Kame­rafahr­zeuge: Street View entsteht

Google Maps wurden zunächst zu den meist­benutzten Karten auf dem Compu­terbild­schirm. Als Apple 2007 das iPhone auf den Markt brachte, wurden sie vorin­stal­liert - und auf Smart­phones des bei Google entwi­ckelten Konkur­renz-Systems Android sowieso. Den Wett­bewer­bern entging das nicht: Nokia, damals noch der welt­weit führende Handy­hersteller, kaufte 2007 den Karten­anbieter Navteq. Und der nieder­ländi­sche Navi­gati­onsge­räte-Spezia­list TomTom schnappte sich nach einem Bieter­wett­streit mit dem US-Unter­nehmen Garmin den zweiten großen Karten­liefe­ranten TeleAtlas.

Google ging indes dazu über, auch eigene Karten­daten mit Kame­rafahr­zeugen zu sammeln. Daraus ging auch der Dienst Street View mit Fotos von Stra­ßenzügen hervor. In den Indus­trie­nationen biss Google bei Street View nur in Deutsch­land auf Granit: Daten­schützer erzwangen 2010, dass betrof­fene Bürger, Firmen und Orga­nisa­tionen die Stra­ßenauf­nahmen ihrer Häuser verpi­xeln lassen konnten. Das führt bis heute dazu, dass die Stra­ßenzüge in Deutsch­land nicht mit brauch­baren aktu­ellen Fotos in Google Maps zu sehen sind. Zwar fahren seit August 2017 Kame­rafahr­zeuge von Google wieder durch Deutsch­land. Die Aufnahmen werden aber nicht veröf­fent­licht, sondern dienen nur der Aktua­lisie­rung von Stadt- und Stra­ßenplänen.

Promoted Pins: Bezahlte Karten­marker

Für Google sind die Karten aber auch in Deutsch­land zu einer weiteren Werbe­platt­form geworden. Seit 2016 gibt es soge­nannte "Promoted Pins" - Karten­marker von Geschäften, die auf der Karte hervor­gehoben werden, weil die Inhaber dafür bezahlt haben. 2021 könnten die Maps Google Erlöse von bis zu 3,6 Milli­arden Dollar einbringen, schätzte Analyst Mark Mahaney von der Bank RBC. Morgan Stanley rechnet sogar für dieses Jahr schon mit knapp fünf Milli­arden Dollar und einer Verdop­pelung bis 2023. Google expe­rimen­tiert auch mit Funk­tionen der erwei­terten Realität, in der Infor­mationen auf dem Bild­schirm in reale Umge­bungen einge­blendet werden.

Apple löste sich unter­dessen 2012 von den Google Maps mit einem eigenen Karten­dienst. Die Premiere ging zunächst schief, weil der iPhone-Hersteller den Aufwand unter­schätzt hatte, Geodaten und Satel­liten­bilder aus unter­schied­lichen Quellen und in unter­schied­lichen Quali­täts­stufen zu einem homo­genen Dienst zusam­menzu­führen. Inzwi­schen sind die Apple Karten durchaus brauchbar - und der iPhone-Hersteller schickte vergan­genes Jahr seine Kame­rawagen auch nach Deutsch­land, um eigene Stra­ßendaten unab­hängig von Anbie­tern wie TomTom zu sammeln. In den kommenden Jahren will Apple Milli­arden für die Verbes­serung der Karten ausgeben.

Here: Fokus auf Karten für Robo­terautos

Nokia verkaufte derweil seinen Karten­dienst an Audi, BMW und Daimler - die Auto­bauer wollen den Service unter dem Namen Here zu einem führenden Liefe­ranten von präzisen Karten für Robo­terautos ausbauen.

Insbe­sondere in Deutsch­land stellt sich auch eine Heer­schar von Frei­willigen der Vormacht­stel­lung von Google entgegen. Ähnlich wie beim welt­größten Lexikon Wiki­pedia vermessen rund eine Million Frei­willige "Mapper" in der OpenStreetMap (OSM) die Land­schaft. Insbe­sondere in den Städten kann die freie Welt­karte nicht nur mithalten, sondern liefert viel präzi­sere Angaben bis hin zu jedem einzelnen Stra­ßenbaum. In den länd­lichen Gebieten ist OSM dagegen oft nicht auf Augen­höhe. Dank einer flexi­bleren Lizenz­form können die OSM-Karten inzwi­schen auch in kommer­zielle Projekte einge­bunden werden. So nutzt etwa Face­book OSM-Daten und betei­ligt sich aktiv an der Verbes­serung des Karten­mate­rials.

Schon seit 15 Jahren erleich­tert Google Maps den Anwen­dern die Planung einer Reise oder das Zurecht­finden an unbe­kannten Orten. Ein neues Update bringt einige Ände­rungen und ein neues Symbol mit sich.

Mehr zum Thema Google Maps