Netzausbau

Breitbandausbau: Highspeed dank kleiner Netzbetreiber

Beim Breit­band­ausbau ist die Telekom meist nicht weit. Auch wenn sie betont, ihr Glas­faser­netz konti­nuier­lich zu vergrö­ßern, baut sie den Groß­teil mit VDSL und Vecto­ring auf max. 250 Mbit/s aus. Es sind eher die klei­neren Betreiber, die Glas­faser bis zur Haustür legen.
Von Marc Hankmann

Die 500 000 Kilo­meter Glas­faser der Telekom erstre­cken sich meist nur bis zum Ver­teilerkasten auf der Straße. Ab da geht’s weiter über das alther­gebrachte Kupferka­bel. Aus dem quetscht die Telekom mit Super-Vecto­ring das letzte Megabit heraus, wobei die Bonner nicht um das alte DSL-Dilemma herum­kommen: Je länger die Lei­tung zwischen Verteil­kasten und Haus­anschluss ist, desto weniger Band­breite kommt beim Nutzer an.

Dieses Problem kennt der Glas­faser­ausbau bis in die Häuser (Fiber to the home, FTTH) nicht. Das bekann­teste Unter­nehmen, das mit FTTH ausbaut, ist die Deut­sche Glas­faser, deren Geschäfts­führer Uwe Nickl von Voda­fone-Deutsch­land-CEO Hannes Amets­reiter als unge­krönter Glas­faser­könig bezeichnet wurde. Eines von Nickls Pres­tige­objekten ist die Veltins-Arena des Fußball-Bundes­ligisten FC Schalke 04. Die Deut­sche Glas­faser stellte das Netz für den Club nun fertig und versorgt die Räume des Stadions sowie die Vereins­gebäude auf dem Berger Feld mit symme­trischen 20 GBit/s.

Koope­ration statt Konfron­tation

Glasfaser Schalke Arena Die Deutsche Glasfaser sorgt für Gigabit-Speed in der Veltins-Arena auf Schalke
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Die Deut­sche Glas­faser weiß jedoch auch um die Stärken regio­naler Netz­betreiber. In der Wede­mark koope­riert das Unter­nehmen mit htp. Während die Deut­sche Glasfa­ser das FTTH-Netz baut, in der ersten Ausbau­stufe sollen 12000 Haus­halte ange­schlossen werden, wird htp das Netz mieten und betreiben. „Diese Art der Koopera­tion ist in anderen euro­päischen Ländern bereits gang und gäbe“, erklärt Nickl. „Mit der htp in der Wede­mark wollen wir nun auch in Deutsch­land dieses Modell salon­fähig machen.“

„Von allen Parteien wurde schnell erkannt, dass wir hier das Beste für uns alle he­rausholen, wenn wir auf Koope­ration statt Konfron­tation setzen“, freut sich Helge Zych­linski, Bürger­meister der Wede­mark. Zudem hat sich das regio­nale Tele­kommu­nika­tions­unter­nehmen htp dazu verpflichtet, das FTTH-Netz im Sinne des „Open Access“ für andere Anbieter zu öffnen. Mit der Vermark­tung der Glas­faser­anschlüsse will htp im dritten Quartal 2019 starten. Der Baube­ginn des Netzes soll im kommenden Jahr starten.

High­speed für Sachsen-Anhalt

West­lich der Wede­mark, in Sachsen-Anhalt, liegt die Altmark. Hier baut Avacon Connect aus. Geschäfts­führer Detlef Giesel­mann und Mandy Zepig, Bürger­meis­terin in Garde­legen, unter­zeich­neten einen Vertrag für den Aufbau eines FTTH-Netzes, das den rund 10000 Einwohner der Kern­stadt von Garde­legen High­speed Internet bringt. Dafür verlegt Avacon Connect 350 Kilo­meter Glas­faser­kabel. In Klötze, eben­falls in der Altmark gelegen, will der Netz­betreiber 36 Kilo­meter Glas­faser­kabel für das ange­dachte FTTH-Netz verlegen.

Insge­samt inves­tiert Avacon Connect in Klötze 6,6 Millionen Euro. Während in Garde­legen die Vorver­mark­tung läuft, haben die Einwoh­ner Klötzes bereits grünes Licht gegeben. Hier erreichte Avacon Connect die An­schlussquote von 40 Prozent, sodass die nächste Planungs­phase nach den Sommer­ferien anlaufen wird.

Und auch die Börde in Sachsen-Anhalt wird mit Glas­faser ausge­baut. Das „Giga­netz“ der Arbeits­gemein­schaft (Arge) Breit­band im Land­kreis Börde zählt zu den größten in Sachsen-Anhalt. Netz­betreiber DNS:NET aus Berlin verlegt die Glas­faser bis ans Gebäude (Fiber to the buil­ding, FTTB). Derzeit errichtet DNS:NET in Barleben einen neuen Tech­nikstandort, der für 80000 Anschlüsse ausge­legt ist. Damit könnte der gesamte Land­kreis versorgt werden.

Breitbandausbau auf dem Land In ländlichen Regionen sind es meistens regionale Telekommunikationsunternehmen, die Netze mit Glasfaser ausbauen
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Bislang sind Ausbau­pläne für über 50 Orte und Sied­lungen frei­gegeben. Im April star­tete in Oschers­leben die nächste Ausbau­phase für weitere tausend Haus­halte. Hier sollen auch acht Schulen, ein Kranken­haus sowie ein Gewer­bege­biet ange­schlossen werden.

Riet­berg macht Tempo

Auch die Einwohner im nord­rhein-west­fäli­schen Mast­holte, ein Orts­teil Riet­bergs, ha­ben allen Grund zur Freude. „Nachdem die Reali­sierung des Glas­faser­projekts lange Zeit auf sich warten gelassen hatte, bin ich nun umso glück­licher, die Fertig­stel­lung des ersten Netz­abschnitts in Mast­holte-Süd verkünden zu können“, sagt Riet­bergs Bürger­meister Andreas Sunder. Für den Netz­betreiber HeLi NET verlegte der Infra­struk­turer­richter Eltel 48 Kilo­meter Glas­faser­kabel und stellte fast 150 Hausan­schlüsse fertig. „Dank unseres Part­ners Eltel bin ich zuver­sicht­lich, dass das Netz hier in Mast­holte noch im dritten Quartal dieses Jahres fertig­gestellt werden wird“, erklärt HeLi-NET-Geschäfts­führer Arnim Köhn.

Bis zum Herbst 2020 soll dann auch das Netz in Riet­berg fertig sein. „Die HeLi NET inves­tiert in Mast­holte-Süd, Mast­holte und Riet­berg rund zwölf Millionen Euro“, erklärt Köhn. Und die Inves­titionen gehen weiter, denn HeLi NET wird demnächst auch im Orts­teil Neuen­kirchen Glas­faser verlegen, obwohl in der Vorver­mark­tung nur 34 Prozent der Haus­halte einen Anschluss buchten. Der Netz­betreiber kann aber nicht ausschließen, dass Gebiete mit einer geringen Nach­frage ausge­spart werden, damit der Ausbau wirt­schaft­lich bleibt. Immerhin haben die Neuen­kirchener während der Planung noch die Chance, einen Vertrag mit HeLi NET abzu­schließen.

Ausbau in den Städten

Regio­nale Tele­kommu­nika­tions­unter­nehmen sind aber nicht nur in länd­lichen Regi­onen aktiv. In Heidel­berg wird Pepcom ein Glas­faser­netz betreiben, das die Stadt errichtet. Das zum Kabel­netz­betreiber Tele Columbus gehö­rende Unter­nehmen wird den Heidel­bergern Inter­netan­schlüsse mit bis zu 1 GBit/s unter der Marke PŸUR anbieten. Der Netzbau durch die Stadt beginnt im Herbst 2019 in Schlier­bach und Ziegel­hausen und soll etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. In einer zweiten Bauphase werden weitere Gebiete im übrigen Stadt­gebiet erschlossen, hier ist die Inbe­trieb­nahme des Netzes bis Jahres­ende 2020 geplant.

Im Rhein-Main-Gebiet ist auch Voda­fone aktiv. Als Kabel­netz­betreiber sind die Düssel­dorfer aber eher in den Städten unter­wegs, wo sie ihr Kabel­netz mit Docsis-3.1-Technik aufrüsten, um ihren Kunden Inter­netan­schlüsse bis zu 1 GBit/s anbieten zu können. Davon profi­tieren nun 80000 Haus­halte in Kaisers­lautern und 70000 weitere in Koblenz. Darüber hinaus sorgt Voda­fone auch bei über 100 000 Haus­halten in Würz­burg für High­speed Internet.

Was es mit "VDSL Super Vecto­ring für 22,5 Millionen Anschlüsse" auf sich hat, lesen Sie in einer weiteren Meldung.

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