Hintergrund

o2-E-Plus-Fusion: 40 000 Sendestationen müssen auf den Prüfstand

Im Rahmen der Fusion von E-Plus und o2 kommt es zur Neuvergabe wichtiger Frequenzen. Wie immer diese für das neue Unternehmen ausgehen wird, müssen auf jeden Fall auch für den weiteren Betrieb jeder einzelnen Sendestation wichtige Fragen geklärt werden. Welche das sind, lesen Sie in unserer Meldung.
Von / Marie-Anne Winter

Die Fusion der beiden Mobilfunknetz-Betreiber Telefónica o2 und E-Plus ist eine große technologische und logistische Herausforderung, die es so in Deutschland noch nie gegeben hat: Binnen möglichst kurzer Zeit sollen zwei getrennte Netze zu einem neuen Netz zusammengelegt werden. Welche Optionen es dabei für die Netzbetreiber gibt, haben wir uns am vergangenen Freitag angesehen. In dieser Meldung geht es vor allem um Frequenzen und Netztechnik.

Frequenzen hergeben, um sie frisch zu ersteigern

Netzüberwachung von o2 in München. Netzüberwachung von o2 in München.
Bild: Thorsten Neuhetzki
Die Bundesnetzagentur hat der "neuen" Telefónica zur Auflage gemacht, alle GSM-900/1800-Frequenzen, die o2 und E-Plus seinerzeit erhalten haben und die 2016 ohnehin ausgelaufen wären, bereits Ende 2015 zurück zu geben. Gleichzeitig ist für 2015 eine Neuversteigerung genau dieser Frequenzen vorgesehen, womit sich die neue Telefónica einen Teil oder alle verlorenen Frequenzen erneut sichern könnte. Wie weit das funktioniert, hängt wiederum davon ab, wie stark die verbleibenden Wettbewerber, also Deutsche Telekom und Vodafone und möglicherweise auch ein völlig neues Unternehmen, mitbieten werden. Im schlechtesten Fall würde o2 nichts abbekommen, selbst dann blieben aber noch die Frequenzen übrig, die kürzlich erst ersteigert wurden und von der Rückgabe bis Ende 2015 nicht betroffen sind.

Fällt eine bestimmte Frequenz für einen bestimmten Standort weg, muss das Fusionsunternehmen "o2neu" entweder eine noch gültige Frequenz finden (die vielleicht bisher an einem anderen Standort verwendet wurde) oder den betroffenen Standort herunterfahren, sprich abschalten.

Wie funktioniert die Rückgabe von bisher genutzten Frequenzen praktisch?

Alle Frequenzen werden in Deutschland von der Bundesnetzagentur verwaltet. Beim Mobilfunk werden bestimmte Frequenzbänder bestimmten Lizenzinhabern zugeteilt (also "ausgeliehen"). Läuft diese Lizenz ab, müssen diese Frequenzbänder geräumt werden. Sendestationen, die dort gefunkt haben, müssen auf neue andere Frequenzen umgeschaltet oder umprogrammiert werden. Liegen die neuen Frequenzen außerhalb des Frequenzbereichs der verbauten Hardware, müssen die Bauteile ausgetauscht oder die Station abgeschaltet (und vielleicht abgebaut) werden. Durch die Abschaltung können neue Funklöcher entstehen.

Weil die Frequenzen rechtzeitig neu versteigert werden, ist im Idealfall kein großer Frequenzwechsel oder gar keine Abschaltung notwendig - das wäre natürlich für alle Beteiligten vorteilhaft.

40 000 Stationen auf dem Prüfstand

Eine Outdoor-Basisstation, wie sie in ganz Deutschland auf Häusern oder im Gelände stehen kann. Eine Outdoor-Basisstation, wie sie in ganz Deutschland auf Häusern oder im Gelände stehen kann.
Bild: Thorsten Neuhetzki
Kenner schätzen, dass o2 und E-Plus zusammen rund 40 000 Sendestationen besitzen. Jede einzelne davon muss auf den Prüfstand, auch die Basisstationen von o2. Dabei geht es auch um formale Fragen wie Mietverträge und Kündigungsfristen. Aber natürlich spielen technische Fragen eine große Rolle: Welche Technik wurde wo verbaut, kann oder muss sie aktualisiert werden? Welche Technik kann in die neuen künftigen Systeme von o2 integriert werden?

Im Rahmen der Umbauarbeiten müssen Stationen neu verkabelt oder neu bestückt werden. Das bedeutet, sie werden für eine gewisse Zeit (meist über Nacht) abgeschaltet. Das passiert übrigens auch im Normalbetrieb sämtlicher Netzbetreiber immer wieder. Vor allem Kunden auf dem Land, wo es weniger Sendestationen gibt, bemerken das dann, wenn ihr Handy plötzlich kein Netz mehr hat. Führt man solche Arbeiten im größeren Stil durch, muss beispielsweise eine National-Roaming-Lösung gefunden werden, um diese Senderausfälle für die Kunden erträglicher zu gestalten, weil sie dann manuell oder automatisch in Stationen des anderen Netzes in der Nähe wechseln können. Wo aber keine "befreundete" Station vorhanden ist, herrscht erst einmal Funkstille.

Auf der folgenden Seite erfahren Sie mehr zur Stadtortwahl und zur genutzen Netztechnik.

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