Sechs Zentimeter

Nano-Trenching beschleunigt Glasfaserausbau

Der Glasfaserausbau geht viel zu langsam voran. Fräsverfahren (Trenching) sind deutlich schneller, aber auch störanfälliger gegen spätere Baustellen.
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Das ist keine moderne Kunst, sondern eine Nahaufnahme von Nano-Trenching. Das ist keine moderne Kunst, sondern eine Nahaufnahme von Nano-Trenching.
Foto: Vodafone
Es wurde schon 2018 auf der nicht mehr existierenden Computer- und Telekommunikations-Messe CEBIT gezeigt: Das "Nano-Trenching"-Verfahren. Dabei wird die Asphaltstraßendecke nicht komplett durchtrennt, sondern nur wenige Zentimeter tief "angefräst".

Beim Ausbau des Glasfasernetzes setzt der Netzbetreiber Vodafone seit heute erstmals in Niedersachsen dieses Verlege-Verfahren ein. Damit soll der Ausbau von Glasfaser schneller als jemals zuvor erfolgen. In Gehrden (bei Hannover in Niedersachsen) werden die Glasfaser-Leitungen durch diese Technik "40-mal so schnell" verlegt wie klassisch mit Bagger und Schaufel. Dieses bringt jeden Tag bis zu 600 Meter Glasfaserleitung in den Boden, rechnet Vodafone vor, bei nur noch minimalen Einschränkungen für Straßenverkehr und Anwohner. Mit diesem schonenden Feinschnitt-Verfahren soll in den kommenden Wochen in den Gewerbegebieten Gehrden-Ost und Bünteweg/Levester Straße ein hochmodernes Glasfasernetz für rund 50 Unternehmen entstehen. Das ist keine moderne Kunst, sondern eine Nahaufnahme von Nano-Trenching. Das ist keine moderne Kunst, sondern eine Nahaufnahme von Nano-Trenching.
Foto: Vodafone

Digitalisierung braucht Infrastruktur

Um den Ausbau gigabitfähiger Kommunikationsnetze rasch und flächendeckend zu ermöglichen, ist der Einsatz effizienterer und damit schnellerer Verlege-Methoden unumgänglich. Die bisher üblichen Maßnahmen in "offener" Bauweise (also aufgraben, Kabel reinlegen, zuschütten, verdichten, abdecken) dauern entschieden zu lange, beeinträchtigen den Verkehr und nerven die Anwohner.

Mit dem Einsatz der patentierten Nano-Trenching-Technologie setzt Vodafone in Gehrden erstmals in Niedersachsen auf dieses Verlege-Verfahren. Hier wird das Kabel mit einem so genannten "Stufenschnitt" sechs Zentimeter tief in die Asphaltdecke verlegt, ohne diese komplett zu durchtrennen und damit ihre Tragfähigkeit zu beeinträchtigen.

Wenn es schneller geht, freuen sich Haushalte und Unternehmen gleichermaßen. Denn sie erhalten noch schnelleren Zugang zur Glasfaser-Autobahn. Und Autofahrer, Fußgänger und Anwohner werden vom Glasfaser-Ausbau in ihrem Alltag deutlich weniger beeinträchtigt, denn dauerhafte Baustellen sind aufgrund von Nano-Trenching nicht mehr nötig.

„Mit Glasfaser steigt der Mittelstand vom Trabi in den Porsche. Auf der Datenautobahn fahren die lokal ansässigen Unternehmen so für lange Zeit auf der Überholspur. Denn Glasfaser-Leitungen sind eine zukunftssichere Investition“, formuliert es Nils Reif, Bereichsleiter Vertrieb Glasfaser bei Vodafone Deutschland. Durch die Kombination von Frässcheiben kann die Nutbreite festgelegt werden. Durch die Kombination von Frässcheiben kann die Nutbreite festgelegt werden.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de

Nano-Trenching hat einen Haken

Die Sache hat nur einen kleinen Haken. Sollte an der Straße später einmal irgendetwas gebaut werden, wie Abwasserkanal, Frischwasser, Strom oder die Leitung eines anderen Kommunikationsanbieters und muss dann die Straßendecke doch durchbrochen werden, ist die zügig verlegte Nano-Trench-Leitung akut in Gefahr.

Auch wenn "nur" die heruntergefahrene Fahrbahndecke erneuert werden muss, erfolgt dies durch Abfräsen des verbliebenen Belages - und dabei ist das Risiko, die darin versteckte Glasfaserleitung zu erwischen, extrem hoch. Daher haben sich bisher viele Kommunen oder Straßenbauträger "geweigert", das preisgünstige und schnelle Trenching-Verfahren auf ihren Straßen zu erlauben. Sie fürchten spätere Rechtsstreitigkeiten, wer bei etwaigen Schäden an der Glasfaser wofür genau haften muss, bis hin zur aufwendigen Neuverlegung durchtrennter Fasern.

Dass Glasfaserausbau dringend notwendig ist und es endlich spürbar voran gehen soll, ist klar. Beim Glasfaser-Ausbau setzt Vodafone wie viele andere Unternehmen auf das so genannte "Fiber to the Building"-Verfahren (FTTB). Mit FTTB wird jedes Gebäude mit einer Glasfaserleitung an die Verteiler-Stationen angeschlossen.

Was mit der Glasfaser im Hause passiert, ob sie bis zu jedem Schreibtisch verlängert oder vorher auf Kupfer umgesetzt wird, ist dann Sache des Hausherren oder Inhabers. Der Trick beim Nanon-Trenching ist der Stufenschnitt. Der Trick beim Nanon-Trenching ist der Stufenschnitt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de

Eigene Faser ist Gold wert

Der Vorteil: Mit einem eigenen Glasfaser-Anschluss muss die Bandbreite nicht mit anderen Unternehmen geteilt werden, sodass dem Kunden immer die volle Leistung zur Verfügung steht. Zudem bieten Glasfaser-Anschlüsse gegenüber herkömmlichen Kupferleitungen eine höhere Ausfallsicherheit, da sie weniger störanfällig sind. Ein weiterer Vorteil ist die Zukunftssicherheit der Technologie, da bei Bedarf die Übertragung auf mehrere Gigabit pro Sekunde erhöht werden kann. Damit rüsten sich Unternehmen bestens für die zunehmende Digitalisierung.

Schön wäre, wenn Städte oder Gemeinden, den notwendigen Ausbau von Abwasser-Kanälen, Trinkwasserleitungen, Elektrokabeln oder anderen Telekommunikationsanbietern so gut koordinieren könnten, dass der schnellere Trenching-Ausbau möglichst erhalten bleibt.

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