Versteigerung

Frequenzauktion: Heute endet die Bewerbungsfrist

Heute endet die Bewerbungsfrist für die nächste Frequenzauktion. Als sicher gilt, dass die drei großen Netzbetreiber Telekom, Telefónica und Vodafone dabei sind. Allerdings haben einige Bewerber Klagen eingereicht.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Heute endet die Bewerbungsfrist für die nächste Frequenzauktion. Heute endet die Bewerbungsfrist für die nächste Frequenzauktion.
Bild: dpa
Für die Mobilfunk-Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica o2 ist das Ereignis Pflichtprogramm. Gegen Ende des zweiten Quartals 2015 kommt nach 2010 eines der größten Frequenzpakete, die die Bundesnetzagentur in eine Auktion brachte, unter den Hammer. Ein Volumen von insgesamt 270 Megahertz hat die Behörde ausgeschrieben und möchte sie in Mainz höchstbietend versteigern.

Darunter befinden sich jene Nutzungsrechte, mit welchen der digitale Mobilfunk Anfang der 1990er an den Start ging. Die GSM-Frequenzen waren damals in einer Art Schönheitswettbewerb vergeben worden. Nun kommen sie erstmals in eine Heute endet die Bewerbungsfrist für die nächste Frequenzauktion. Heute endet die Bewerbungsfrist für die nächste Frequenzauktion.
Bild: dpa
Auktion. Darüber hinaus stehen Frequenzpakete aus dem Bereich 700 Megahertz (digitale Dividende II) zur Vergabe an, die derzeit noch vom Rundfunk belegt sind, aber sukzessive frei geräumt werden. Sie eignen sich vor allem für den Ausbau des schnellen Internets in ländlichen Regionen.

Am heutigen Freitag um 15 Uhr endete die Bewerbungsfrist für die Zulassung zum Versteigerungsverfahren. Sicher ist, dass genau die drei Branchenriesen dabei sind: "Gehen Sie mal davon aus, dass wir mitbieten", heißt es unisono aus den Unternehmen. Offizielle Stellungnahmen dazu gibt es nicht. Tatsächlich aber hat bislang keiner der Anbieter auch nur eine Auktion ausgelassen. Schließlich sind die Frequenzen der Rohstoff für jedes Mobilfunkgeschäft.

Hohe Hürden für Neueinsteiger

So sieht derzeit alles danach aus, dass die Platzhirsche im deutschen Mobilfunk das Rennen unter sich ausmachen. Alle drei Anbieter sind in etwa gleich stark am Markt und verfügen über entsprechende finanzielle Ressourcen. Werden die vorgegebenen Mindestgebote für alle Frequenzblöcke aufaddiert, errechnet sich eine Summe von knapp 1,5 Milliarden Euro. Experten rechnen mit einem Mehrfachen dieser Summe.

Damit sind für Neueinsteiger die Hürden hoch gelegt - vermutlich zu hoch. Ein kleiner Telekommunikationsanbieter aus Frankfurt - Liquid Broadband - hatte vor einigen Monaten angekündigt, ein viertes Mobilfunknetz in Deutschland aufbauen zu wollen, und zwar über kleine Basisstationen, sogenannte "NetStations", die in Haushalten, Unternehmen und Behörden aufgestellt werden. Auf diese Weise sollte mit Hilfe von Frequenzen aus der digitalen Dividende eine Art "Bürgernetz" entstehen. Doch Liquid Broadband kündigte nun an, nicht an der Auktion teilzunehmen. Das Unternehmen hält sie für rechtswidrig und reichte Klage beim Kölner Verwaltungsgericht ein. "Das vorletzte Woche von der Bundesnetzagentur veröffentlichte Vergabeverfahren schließt Neueinsteiger im Mobilfunkmarkt faktisch aus und ist damit nach Ansicht von Liquid Broadband klar rechtswidrig", teilte das Unternehmen mit. Es erlaube den etablierten Mobilfunknetzbetreibern, sich von Wettbewerb im Markt "freizukaufen", und beschränke den Mobilfunkmarkt "- zum Schaden der Verbraucher - auf das aus Telekom, Vodafone und Telefónica bestehende Oligopol".

Auch Telefónica klagt

Auch Telefónica hat eine Klage eingereicht, zielt aber in eine andere Stoßrichtung. Es gehe nur um "die Wahrung der Rechtsposition im Hinblick auf die angekündigte Verwendung der Auktionserlöse für die Breitbandförderung", erklärte ein Firmensprecher. Dadurch könne es zu einer Beeinflussung des Bieterverhaltens kommen. Weil die Erlöse zu einem großen Teil in die Festnetzsparte eines Mobilfunkanbieters zurückfließen sollen, sieht sich Telefónica ohne eigenes starkes Festnetz im Vergleich zu Telekom und Vodafone benachteiligt.

Die Bundesnetzagentur, die bereits im Vorfeld eine stärkere Bevorzugung von Neueinsteigern als "sachlich nicht geboten und der Förderung des Wettbewerbs nicht dienlich" bezeichnet hatte, sieht den Klagen gelassen entgegen. Der Zeitplan der Auktion stehe fest und Ende 2016 müsse sicher gestellt sein, dass die Mobilfunkkunden zum Jahreswechsel weiterhin telefonieren und surfen können.

Hohe Auktionskosten bremsen schnellen Netzausbau

Wie tief die Bieter am Ende der Auktion in die Tasche greifen müssen, ins unklar. Dabei lehrt die Erfahrung: Auktionen sind unkalkulierbar. Im Prinzip aber gilt: Je weniger Anbieter teilnehmen, umso größer die Aussichten, dass sich die Kosten im Rahmen halten. Bei der letzten Versteigerung 2010 stand am Ende eine Summe von 4,4 Milliarden Euro. Unvergessen bleibt die spektakuläre UMTS-Auktion, die vor fast 15 Jahren schier unglaubliche Erlöse von rund 50 Milliarden Euro einspielte - allerdings klagte die Branche noch jahrelang über die hohen Kosten für die Frequenzen, die Investitionen in einen schnelleren Netzausbau verhindert hätten.

Dass auch heute noch solche Beträge möglich sind, zeigt ein Blick über den Teich. Ende Januar endete in den USA eine Versteigerung, die 45 Milliarden US-Dollar einbrachte. Das sind Horrorszenarien für Unternehmen, die in den kommenden Jahren viel Geld in den Netzausbau investieren wollen und schon an der Entwicklung der kommenden Mobilfunkgeneration tüfteln. Wenn die Politik einen schnellen Breitbandausbau fordere, dürfe sie den Unternehmen nicht die dafür nötigen Mittel entziehen, heißt es von den Netzbetreibern.

Wie der Wechsel der 700er-Frequenzen ablaufen soll, erläutern wir in einem Hintergrund-Artikel.

Mehr zum Thema Frequenzen