Datenschutz-Browser für Android im Vergleich
Viele Nutzer von Google-Apps umschleicht regelmäßig ein mulmiges Gefühl. Was genau weiß der Internet-Konzern eigentlich über mich? Vermutlich weit mehr, als den meisten Menschen lieb sein dürfte. Wer zum Beispiel ein "kostenloses" Konto bei Gmail eröffnet hat, bekommt regelmäßig Werbeanzeigen in seinem E-Mail-Account angezeigt, die ziemlich genau den eigenen Interessen entsprechen sollen. Google weiß das, weil der Konzern die Mails automatisiert mitliest. Die Rechnung ist hier einfach: Dienste gegen Daten.
Wer auch unterwegs im Netz anonym bleiben will, sollte den Smartphone-Browser wechseln.
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Ein Prinzip, das man auch von anderen Unternehmen, wie Facebook oder Amazon kennt. Nun ist es so, dass man als Android-Nutzer Google kaum aus dem Weg gehen kann, allerdings muss man dem Unternehmen deswegen auch nicht freiwillig alles erzählen. Eine Möglichkeit, den Datensammlern im Netz einen Strich durch die Rechnung zu machen, sind zum Beispiel spezielle Datenschutz-Browser. Sie sind nicht nur in Sachen Tracking eine gute Alternative zu Chrome, sondern bieten oftmals auch spezielle Zusatzfunktionen oder verbrauchen schlicht und einfach nur weniger Speicherplatz. Die folgenden drei mobilen Browser werben besonders mit dem Thema Datenschutz.
Firefox Klar
Android-Browser Firefox Klar
Foto: Mozilla
Mozilla galt mit Firefox seit jeher als größter Konkurrent von Google. Während die heutige Mozilla Foundation mit ihrem Desktop-Browser anfangs den Markt dominierte, änderte sich dies mit dem Start von Chrome relativ schnell. Ursächlich war hier vor allem der freie HTML-Renderer Blink aus dem Chromium-Projekt. Auf mobilen Geräten konnte Mozilla außerdem mit Firefox nicht wirklich überzeugen. Den Fehler hat man aber offensichtlich erkannt und mit Firefox Klar eine wirklich überzeugende Alternative mit reichlich Datenschutz an Bord auf den Markt gebracht. Im Rest der Welt ging der Browser als Firefox Focus an den Start. Man ahnt es schon: Hier gab es in Deutschland namensrechtliche Probleme mit einem großen Nachrichtenmagazin.
Mit über 50 MB Installationsgröße ist der Browser trotz seines schlanken Verhaltens zunächst mal kein Leichtgewicht. Dafür hat er aber eine ganze Menge zu bieten: Zum Beispiel eine Blockierung der Analyseverfolgung, durch die Tracker unter anderem Aktivitäten wie Blättern oder Tippen zurückverfolgen. Mit Aktivieren der Tarnungsfunktion kann unter anderem die Aufnahme von Bildschirmfotos blockiert und Webseiten beim Wechseln von Apps versteckt werden. Ein großes Thema bei Firefox Klar ist außerdem, die Auswertung von Daten durch soziale Netzwerke einzuschränken. Dies gilt insbesondere auch auf Seiten, in denen Funktionen von sozialen Netzwerken eingebettet sind. Ergänzend blockiert der mobile Browser Webschriftarten und Javascript.
DuckDuckGo
Android-Browser DuckDuckGo
Screenshot: teltarif.de
Vielen amerikanischen Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken wird schon ganz grundsätzlich attestiert, dass sie in den Daten ihrer Nutzer schnüffeln. Ganz besonders dann, wenn die Dienste "kostenlos" zur Verfügung stehen. Eine löbliche Ausnahme bildet hier DuckDuckGo: Die Suchmaschine wirbt sogar explizit damit, dass komplett auf Tracking der Sucheingaben verzichtet wird.
Seit einiger Zeit bietet der Suchmaschinenbetreiber unter Android einen eigenen Datenschutz-Browser an. Mit an Bord sind auch eine ganze Menge nützlicher Features, besonders hervorzuheben ist aber ganz eindeutig die individuelle Sicherheitsbewertung einer jeden Webseite nach einem Buchstabenprinzip, wobei eine D-Bewertung vergleichsweise unsicher und A als sicher eingestuft wird. Die Bewertung besteht aus einer Kombination verschiedener Faktoren, wie beispielsweise die Zahl an registrierten Trackern oder die Stärke der Verschlüsselung.
Besonders ist, dass DuckDuckGo dann beispielsweise durch die Blockade von Trackern den Sicherheitsstandard einer Seite erhöht. Wichtig ist zudem, dass der Browser prinzipiell eine sichere HTTPS-Verbindung anfordert. Im Praxistest zeigte sich allerdings zumindest nach unserem Eindruck, dass es durch die Prüfung auf Sicherheitslücken zu einem langsameren Seitenaufbau kommt, selbst wenn im Hintergrund die vergleichsweise flotte Chrome-Webengine läuft.
Cliqz
Android-Browser Cliqz
Foto: Cliqz
Die Hubert Burda Media hat sich vor längerer Zeit mit Mozilla einen strategischen Partner ins Boot geholt und das Browser-Projekt Cliqz gestartet. Für viele Nutzer dürfte gerade dies durchaus ein wichtiges Argument sein, denn die eigenen Daten über den Atlantik an einen US-Internetkonzern zu senden mag durchaus ein unbehagliches Gefühl auslösen, auch wenn alle hier genannten Browser prinzipiell höchste Datenschutzstandards versprechen. In Sachen Geschwindigkeit überzeugte der Browser und lag wenig verwunderlich auf dem Niveau von Firefox Klar. Neben der auch in anderen Browsern verfügbaren Anti-Tracking-Funktion bietet Cliqz ebenso einen "Automatisches Vergessen Tab" an, das speziell für Besucher von nicht jugendfreien Internetseiten interessant sein soll.
Ob der Cliqz Browser allerdings als Datenschutz-Browser taugt, ist an anderen Stellen zweifelhaft. So werden Technologien wie "Human Web" verwendet, um anonymisiert statistische Tracking-Daten auszuwerten. Dabei geht es unter anderem darum, welche Seiten wie lange besucht wurden. Es wirkt paradox, einen Datenschutz-Browser auf den Markt zu bringen, der jedoch selbst Daten sammelt.
Mozilla überzeugt nicht
Der Firefox-Browser hatte immer einen guten Ruf, doch das Image ist ramponiert. Im Werbebereich kooperierte man durchaus mit Google, die Qualität des Browsers konnte in den vergangenen Jahren immer weniger überzeugen. Sicher, ein Ansatz wie Firefox Klar geht durchaus in die richtige Richtung, dennoch konnte die Nutzererfahrung am Smartphone nicht wirklich überzeugen.
Gleiches gilt für das offensichtlich zwiespältige Geschäftsmodell von Cliqz, welches scheinbar auch nicht so recht ohne Tracking auskommt (zumindest aus Sicht des Nutzers). Von den drei hier vorgestellten Kandidaten hinterließ der DuckDuckGo Browser eindeutig den besten Eindruck. Er ist vergleichsweise schnell, zeigt Sicherheitslücken zuverlässig an und schaltet sie gleichzeitig aus. Was der Browser tut, kann man selbst ohne technisches Verständnis leicht nachvollziehen. Einziger Wermutstropfen: Eine deutsche Lokalisierung für die Nutzeroberfläche fehlt bislang. Doch die dürfte mit steigender Verbreitung sicherlich nachgeliefert werden.