Anonym surfen

Datenschutz-Browser für Android im Vergleich

Wer mobil mit Android ins Netz geht, nutzt in der Regel Chrome. Doch der kali­forni­sche Internet-Gigant sammelt fleißig Daten seiner Nutzer. Wer mit dem Smart­phone anonym surfen möchte, braucht Alter­nativen. Wir haben uns drei davon ange­schaut.
Von Björn König

Viele Nutzer von Google-Apps umschleicht regel­mäßig ein mulmiges Gefühl. Was genau weiß der Internet-Konzern eigent­lich über mich? Vermut­lich weit mehr, als den meisten Menschen lieb sein dürfte. Wer zum Beispiel ein "kosten­loses" Konto bei Gmail eröffnet hat, bekommt regel­mäßig Werbe­anzeigen in seinem E-Mail-Account ange­zeigt, die ziem­lich genau den eigenen Inter­essen entspre­chen sollen. Google weiß das, weil der Konzern die Mails auto­mati­siert mitliest. Die Rech­nung ist hier einfach: Dienste gegen Daten. Sichere Alternativen zu Google Chrome Wer auch unterwegs im Netz anonym bleiben will, sollte den Smartphone-Browser wechseln.
Fotos: Tomasz Trojanowski/ponsulak - fotolia.com, Montage: teltarif.de
Ein Prinzip, das man auch von anderen Unter­nehmen, wie Face­book oder Amazon kennt. Nun ist es so, dass man als Android-Nutzer Google kaum aus dem Weg gehen kann, aller­dings muss man dem Unter­nehmen deswegen auch nicht frei­willig alles erzählen. Eine Möglich­keit, den Daten­samm­lern im Netz einen Strich durch die Rech­nung zu machen, sind zum Beispiel spezi­elle Daten­schutz-Browser. Sie sind nicht nur in Sachen Tracking eine gute Alter­native zu Chrome, sondern bieten oftmals auch spezi­elle Zusatz­funk­tionen oder verbrau­chen schlicht und einfach nur weniger Spei­cher­platz. Die folgenden drei mobilen Browser werben beson­ders mit dem Thema Daten­schutz.

Firefox Klar

Android-Browser Firefox Klar Android-Browser Firefox Klar
Foto: Mozilla
Mozilla galt mit Firefox seit jeher als größter Konkur­rent von Google. Während die heutige Mozilla Founda­tion mit ihrem Desktop-Browser anfangs den Markt domi­nierte, änderte sich dies mit dem Start von Chrome relativ schnell. Ursäch­lich war hier vor allem der freie HTML-Renderer Blink aus dem Chro­mium-Projekt. Auf mobilen Geräten konnte Mozilla außerdem mit Firefox nicht wirk­lich über­zeugen. Den Fehler hat man aber offen­sicht­lich erkannt und mit Firefox Klar eine wirk­lich über­zeugende Alter­native mit reich­lich Daten­schutz an Bord auf den Markt gebracht. Im Rest der Welt ging der Browser als Firefox Focus an den Start. Man ahnt es schon: Hier gab es in Deutsch­land namens­recht­liche Probleme mit einem großen Nach­rich­tenma­gazin.

Mit über 50 MB Instal­lati­onsgröße ist der Browser trotz seines schlanken Verhal­tens zunächst mal kein Leicht­gewicht. Dafür hat er aber eine ganze Menge zu bieten: Zum Beispiel eine Blockie­rung der Analy­sever­folgung, durch die Tracker unter anderem Akti­vitäten wie Blät­tern oder Tippen zurück­verfolgen. Mit Akti­vieren der Tarnungs­funk­tion kann unter anderem die Aufnahme von Bild­schirm­fotos blockiert und Webseiten beim Wech­seln von Apps versteckt werden. Ein großes Thema bei Firefox Klar ist außerdem, die Auswer­tung von Daten durch soziale Netz­werke einzu­schränken. Dies gilt insbe­sondere auch auf Seiten, in denen Funk­tionen von sozialen Netz­werken einge­bettet sind. Ergän­zend blockiert der mobile Browser Webs­chrift­arten und Java­script.

DuckDuckGo

Android-Browser DuckDuckGo Android-Browser DuckDuckGo
Screenshot: teltarif.de
Vielen ameri­kani­schen Such­maschinen oder sozialen Netz­werken wird schon ganz grund­sätz­lich attes­tiert, dass sie in den Daten ihrer Nutzer schnüf­feln. Ganz beson­ders dann, wenn die Dienste "kostenlos" zur Verfü­gung stehen. Eine löbliche Ausnahme bildet hier DuckDuckGo: Die Such­maschine wirbt sogar explizit damit, dass komplett auf Tracking der Such­eingaben verzichtet wird.

Seit einiger Zeit bietet der Such­maschi­nenbe­treiber unter Android einen eigenen Daten­schutz-Browser an. Mit an Bord sind auch eine ganze Menge nütz­licher Features, beson­ders hervor­zuheben ist aber ganz eindeutig die indi­vidu­elle Sicher­heits­bewer­tung einer jeden Webseite nach einem Buch­staben­prinzip, wobei eine D-Bewer­tung vergleichs­weise unsi­cher und A als sicher einge­stuft wird. Die Bewer­tung besteht aus einer Kombi­nation verschie­dener Faktoren, wie beispiels­weise die Zahl an regis­trierten Trackern oder die Stärke der Verschlüs­selung.

Beson­ders ist, dass DuckDuckGo dann beispiels­weise durch die Blockade von Trackern den Sicher­heits­stan­dard einer Seite erhöht. Wichtig ist zudem, dass der Browser prin­zipiell eine sichere HTTPS-Verbin­dung anfor­dert. Im Praxis­test zeigte sich aller­dings zumin­dest nach unserem Eindruck, dass es durch die Prüfung auf Sicher­heits­lücken zu einem lang­sameren Seiten­aufbau kommt, selbst wenn im Hinter­grund die vergleichs­weise flotte Chrome-Weben­gine läuft.

Cliqz

Android-Browser Cliqz Android-Browser Cliqz
Foto: Cliqz
Die Hubert Burda Media hat sich vor längerer Zeit mit Mozilla einen stra­tegi­schen Partner ins Boot geholt und das Browser-Projekt Cliqz gestartet. Für viele Nutzer dürfte gerade dies durchaus ein wich­tiges Argu­ment sein, denn die eigenen Daten über den Atlantik an einen US-Inter­netkon­zern zu senden mag durchaus ein unbe­hagli­ches Gefühl auslösen, auch wenn alle hier genannten Browser prin­zipiell höchste Daten­schutz­stan­dards verspre­chen. In Sachen Geschwin­digkeit über­zeugte der Browser und lag wenig verwun­derlich auf dem Niveau von Firefox Klar. Neben der auch in anderen Brow­sern verfüg­baren Anti-Tracking-Funk­tion bietet Cliqz ebenso einen "Auto­mati­sches Vergessen Tab" an, das speziell für Besu­cher von nicht jugend­freien Inter­netseiten inter­essant sein soll.

Ob der Cliqz Browser aller­dings als Daten­schutz-Browser taugt, ist an anderen Stellen zwei­felhaft. So werden Tech­nolo­gien wie "Human Web" verwendet, um anony­misiert statis­tische Tracking-Daten auszu­werten. Dabei geht es unter anderem darum, welche Seiten wie lange besucht wurden. Es wirkt paradox, einen Daten­schutz-Browser auf den Markt zu bringen, der jedoch selbst Daten sammelt.

Mozilla über­zeugt nicht

Der Firefox-Browser hatte immer einen guten Ruf, doch das Image ist rampo­niert. Im Werbe­bereich koope­rierte man durchaus mit Google, die Qualität des Brow­sers konnte in den vergan­genen Jahren immer weniger über­zeugen. Sicher, ein Ansatz wie Firefox Klar geht durchaus in die rich­tige Rich­tung, dennoch konnte die Nutzer­erfah­rung am Smart­phone nicht wirk­lich über­zeugen.

Glei­ches gilt für das offen­sicht­lich zwie­späl­tige Geschäfts­modell von Cliqz, welches scheinbar auch nicht so recht ohne Tracking auskommt (zumin­dest aus Sicht des Nutzers). Von den drei hier vorge­stellten Kandi­daten hinter­ließ der DuckDuckGo Browser eindeutig den besten Eindruck. Er ist vergleichs­weise schnell, zeigt Sicher­heits­lücken zuver­lässig an und schaltet sie gleich­zeitig aus. Was der Browser tut, kann man selbst ohne tech­nisches Verständnis leicht nach­voll­ziehen. Einziger Wermuts­tropfen: Eine deut­sche Loka­lisie­rung für die Nutzer­ober­fläche fehlt bislang. Doch die dürfte mit stei­gender Verbrei­tung sicher­lich nach­gelie­fert werden.

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