Fernsehen

DVB-T & DVB-T2 : Hintergrund-Infos zur Fernseh-Technologie

Durch DVB-T ergaben sich gegen­über dem früheren analogen Fern­sehen sowohl für den mobilen als auch den statio­nären Empfang neue Einsatz­möglich­keiten. Mit DVB-T2 gibt es einen Nach­folge-Stan­dard, der die bishe­rige Technik bis 2019 abge­löst hat.
Von Ralf Trautmann / Susanne Kirchhoff / Florian Krockert

DVB-T: Details zur Technik DVB-T: Details zur Technik
Bild: teltarif.de
DVB-T ist neben Kabel und Satellit die dritte Möglich­keit, das TV-Programm als Multi­cast zu empfangen. Während sich beispiels­weise beim Fern­sehen übers Internet die Über­tragung als Unicast indi­viduell von Anschluss zu Anschluss unter­scheidet, wird beim Multi­cast ein und dasselbe Signal von der Sende-Anlage ausge­strahlt und bei jedem Empfangs­gerät glei­cher­maßen aufge­fangen. Einige private Sender haben versucht, im Anten­nenfern­sehen ein Pay-TV-Konzept zu etablieren. Während dies bei DVB-T geschei­tert ist, wurde das Bezahl­fern­sehen im Nach­folge-Stan­dard DVB-T2 durch­gesetzt. In geson­derten Arti­keln finden sich die wesent­lichen Details der Umstel­lung, sowie alles Wissens­werte über DVB-T2 und zum Bezahl­fern­sehen freenet TV. DVB-T: Details zur Technik DVB-T: Details zur Technik
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DVB-T: Die Technik

Per DVB-T wurden, je nach Region, zwischen acht und über 30 Fernseh-Programme ausge­strahlt. Die Übertragungs­frequenzen von DVB-T entspra­chen den vom analogen Rund­funk bekannten UHF- und VHF-Kanälen. Mit der digi­talen Ausstrah­lungs­technik ließen sich diese Kanäle effi­zient ausnutzen, da mehrere Sender pro Kanal über­tragen werden konnten. Möglich wurde dies durch das Modu­lati­ons­ver­fahren COFDM, das die Band­breite in mehrere tausend Einzel­träger aufteilt. Jeder dieser Einzel­träger wurde dann per QPSK, 16-QAM oder 64-QAM modu­liert. Dabei wurde gene­rell als Kompres­sions­stan­dard MPEG-2 verwendet. In einigen Regionen und für das Pay-TV-Konzept wurde zusätz­lich das Format H.264/MPEG-4 einge­setzt. Neben einer besseren Bild- und Tonqua­lität wurde die Effi­zienz­stei­gerung genutzt, um Teile des Frequenz­bandes als Digi­tale Divi­dende für die Mobil­funk­netze frei­zugeben. Diese nutzten die zusätz­lichen Frequenzen, um schnelles Breit­band-Internet auszu­bauen. Somit fand quasi eine Umver­teilung der Band­breiten vom Multi­cast des DVB-T zum Unicast durch LTE statt. Im Jahr 2010 wurde die Umwid­mung des 800-Mhz-Bandes durch­geführt und 2015 mit der geplanten Einfüh­rung von DVB-T2 die Verwen­dung des 700-MHz-Bands an die Mobil­funk-Anbieter verkauft.

Auf Seiten des Zuschauers war in der Regel eine Zimmer- oder Dach­antenne notwendig, um das Funk­signal aufzu­fangen sowie ein digi­taler DVB-T-Receiver (Tuner), der die codierten Daten in Bild und Ton über­trug. Nahezu alle neu verkauften Fern­seher besitzen heute einen inte­grierten DVB-T(2)-Tuner. Mit dem eben­falls weit verbrei­teten HbbTV-Stan­dard in neueren Fern­sehge­räten, lässt sich das digital-terres­trische TV-Signal durch ein viel­fältiges und stetig erwei­terbares Online-Angebot, wie Media­theken, Apps, Programm-Guides, Live­streams etc. erwei­tern.

DVB-T2: Die aktu­elle Technik

Per DVB-T2 werden, je nach Region, 40 bis 45 Programme empfangen. Wie beim Vorgänger wird das Modu­lati­ons­ver­fahren COFDM genutzt. Die Einzel­träger können nun aller­dings mit 256-Quam modu­liert werden. Auch beim Kompres­sions­stan­dard gibt es Ände­rungen: Mitt­ler­weile wird das Daten­reduk­tions­ver­fahren H.265 genutzt. Da die meisten anderen Länder früher auf DVB-T2 umge­stiegen sind als Deutsch­land, nutzen sie ältere Stan­dards. Daher können im Ausland gekaufte Receiver, selbst wenn sie DVB-T2-fähig sind, in Deutsch­land nicht genutzt werden.

DVB-T2 kann im Vergleich zu seinem Vorgänger auf dem glei­chen Frequenz­spek­trum die acht­fache Menge an Infor­mationen versenden. Dieser Vorteil wurde für zwei Neue­rungen genutzt: Einer­seits zur Verbes­serung der Bild­qua­lität, sodass der Groß­teil der Sender ihr Programm in Full-HD ausstrahlt. Ande­rer­seits wurden zahl­reiche Frequenzen im Zuge der Digi­talen Divi­dende II an die Mobil­funk-Betreiber über­geben. Dies ist auch der Haupt­grund, weshalb es in der Über­gangs­phase der DVB-T-Abschal­tung keinen Doppel­betrieb gab: Es fehlten schlicht die Frequenz­blöcke dafür.

DVB-T2: Beim Kauf von Fernsehern und Receivern auf dieses Logo achten! DVB-T2: Beim Kauf von Fernsehern und Receivern auf dieses Logo achten!
dvb-t2hd.de
Wie auch für DVB-T werden für den Empfang von DVB-T2 ein Receiver sowie eine Antenne benö­tigt. Während es bei den Antennen keine Einschrän­kungen gibt, sodass jede DVB-T-fähige Antenne weiterhin genutzt werden kann, sind DVB-T-Receiver mit dem neuen Stan­dard inkom­patibel. Geeig­nete Geräte zeichnen sich durch ein grünes Logo aus. Für den Empfang privater Sender sollte der Receiver zusätz­lich über ein inte­griertes Irdeto-Zugangs­kon­troll­system verfügen. Ob dies der Fall ist, zeigt ein weiteres Logo: Diesmal das von freenet TV. Über ein eigens von freenet TV vertrie­benes CI-Plus-Modul kann nach­gerüstet werden. Dieses setzt jedoch einen CI-Plus-Schacht am Receiver oder auf der Rück­seite des Fern­sehers voraus.

Mobiler TV-Empfang mit DVB-T

Die Einfüh­rung von DVB-T hat den TV-Empfang auch unter­wegs möglich gemacht. Trag­bare Mini-DVD-Player mit inte­griertem Bild­schirm und DVB-T-Empfangs­teil waren ebenso zu bekommen wie USB-Empfänger, die Laptop oder Tablet zum trag­baren Fern­seher und Video­rekorder machten. Einige Tablets brachten auch einen inte­grierten DVB-T-Empfänger mit - Handys mit DVB-T konnten sich dagegen auf dem Markt nicht etablieren. Eine konstante Signal­über­tragung war prin­zipiell auch bei höheren Geschwin­digkeiten möglich und sorgte so für eine mobile Nutzung bei der Auto­fahrt. Aller­dings waren hierfür spezi­elle Antennen notwendig, da es sonst zu häufi­geren Bild­ausfällen kommen konnte. Dies hat sich auch bei DVB-T2 nicht geän­dert.

Pay-TV-Vorhaben über DVB-T geschei­tert

Heinrich-Hertz-Turm in Hamburg Neue Sende-Anlagen für die Umstellung auf DVB-T. Dies wird auch für DVB-T2 erforderlich sein.
Foto: NDR

Zahlen und Fakten rund um die Digi­tali­sierung
Durch die Einfüh­rung von DVB-T wurde es möglich, Programme verschlüs­selt zu über­tragen, was beim analogen Anten­nenfern­sehen in der Form nicht möglich war. Verschlüs­selte Pay-TV-Programme gab es daher zuvor nur via TV-Kabel oder Satellit.

Einige Privat­sender wollten die Einfüh­rung von DVB-T nutzen, um Pay-TV via DVB-T zu verbreiten. In den Regionen Stutt­gart und Halle/Leipzig über­trug der Anbieter Viseo+ daher Programme der RTL-Gruppe (RTL, Vox, Super RTL und RTL II) grund­verschlüs­selt, sodass für deren Empfang ein beson­derer Receiver notwendig war. Mit einem kosten­pflich­tigen Abon­nement wurden weitere Programme verfügbar. Dieses Vertriebs­modell konnte aller­dings nur wenige Kunden an sich binden, insbe­sondere da die öffent­lich-recht­lichen Programme weiterhin mit herkömm­lichen DVB-T-Geräten empfangbar waren. Nach einer fünf­jährigen Lauf­zeit wurde dieser Verbrei­tungsweg daher Ende 2014 einge­stellt. Aller­dings wurde mit der Umstel­lung auf DVB-T2 das Pay-TV-Konzept der Privat­sender aber­mals einge­führt.

Unter den Multi­cast TV-Tech­nolo­gien spielte DVB-T eher eine unter­geord­nete und ergän­zende Rolle. Vor allem durch den kosten­losen Empfang wie auch durch die mobile Nutzung abseits des TV via Internet fand DVB-T seine Daseins­berech­tigung. Mitt­ler­weile hat sich der Markt­anteil von DVB-T2 auf unter 7 Prozent einge­pen­delt.

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