ARD/ZDF

Onlinestudie: Linear-TV schlägt On-Demand um Längen

Das lineare Fernsehen steht noch hoch im Kurs. Während 81 Prozent der Befragten der ARD/ZDF-Onlinestudie linear fernsehen, liegt der On-Demand-Anteil nur bei 19 Prozent. Bei Jüngeren hat die non-lineare Nutzung dagegen die Nase vorn.
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On-Demand liegt noch deutlich hinter der linearen TV-Nutzung On-Demand liegt noch deutlich hinter der linearen TV-Nutzung
Bild: ZDF und ZDF Neue Medien
Den Tatort oder das heute-journal live oder doch lieber on demand in der Mediathek? Die jetzt präsentierte ARD/ZDF-Onlinestudie 2018, die im zweiten Jahr im Rahmen der Studienreihe "Medien und ihr Publikum (MiP)" im Auftrag der ARD/ZDF-Medien­kommission durch­geführt wurde, präsentiert hier ein eindeutiges Ergebnis: Wird die gesamte Nutzungsdauer (brutto) für Bewegtbild inklusive linearem Fernsehen zugrunde gelegt, verbringt eine Person ab 14 Jahren täglich 202 Minuten (3 Stunden und 22 Minuten.) mit dem Ansehen von Fernsehsendungen oder Videos. Der Anteil der "Live"-Nutzung – also dem Schauen der Sendung zum Zeitpunkt der Ausstrahlung, unabhängig vom Empfangsweg – beträgt dabei 163 Minuten, während der "On-Demand-Anteil" nur bei 39 Minuten liegt. Dies entspricht einem Verhältnis von 81 zu 19 Prozent. Anders sieht es nur bei den Jüngeren aus: In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen liegt das Verhältnis von "Live"- zu "On-Demand"-Nutzung bei 46 zu 54 Prozent, somit hat das Fernsehen auf Abruf die klassische, lineare TV-Nutzung überholt. Bei den 30- bis 49-Jährigen liegt das Verhältnis dagegen bei 75 zu 25 Prozent zugunsten des linearen Fernsehens.

"Die aktuellen Ergebnisse dokumentieren die hohe Relevanz, unsere Inhalte auf Abruf verfügbar zu machen", sagt der ZDF-Intendant und Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission, Dr. Thomas Bellut. "Wir stehen die nächsten Jahre vor der Herausforderung, unsere vielfältigen Informations- und Unterhaltungsangebote dem jüngeren Publikum bekannt und auffindbar zu machen: – dabei werden wir unser Nachrichtenangebot passgenau für das Netz konfektionieren."

Höhere Nutzungsfrequenz von Audio- und Videoinhalten

On-Demand liegt noch deutlich hinter der linearen TV-Nutzung On-Demand liegt noch deutlich hinter der linearen TV-Nutzung
Bild: ZDF und ZDF Neue Medien
Neben der Nutzungszeit, die naturgemäß begrenzt und deshalb ein guter Indikator für die Verteilung von Aufmerksamkeiten ist, hat auch die Nutzungs­frequenz von Audio- und Video­inhalten weiter zugenommen. Die zumindest wöchentliche Nutzung von Video-online-Angeboten liegt bei 60 Prozent, im Vorjahr lag sie noch bei 52 Prozent. Der Zuwachs basiert auf Nutzungssteigerungen bei Videoportalen (39 Prozent nutzen sie mindestens einmal wöchentlich, plus 8 Prozent­punkte), bei Video-Streaming­diensten (31 Prozent, plus 8 Prozent­punkte) sowie bei Sendungen in den Online­angeboten der Fernsehsender (24 Prozent, plus 6 Prozent­punkte).

Auch die wöchentliche Audionutzung hat weiter zugenommen: Mit 49 Prozent (plus 3 Prozentpunkte) hört rund die Hälfte der deutsch­­­­sprachigen Bevölkerung einmal in der Woche oder häufiger Audioformate im Internet. Dabei werden Musik-Streaming­­­dienste wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music mit dynamischem Wachstum von 27 Prozent wöchentlich oder öfter genutzt. Konstant 14 Prozent hören Radio­pro­gramme live über das im Internet, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 20 Prozent. Die On-demand-Nutzung von Radio­­sendungen und Audio-Podcasts liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres: 4 beziehungsweise 3 Prozent der Menschen nutzen diese Angebote mindestens einmal pro Woche.

Erstmals mehr als 90 Prozent der Deutschen online

Im Vergleich zum vorherigen Jahr sind noch einmal knapp eine Million Internetnutzer hinzugekommen. Erstmals sind über 90 Prozent der Deutschen online. Auch die Nutzungszeit nimmt weiter zu. Der größte Zuwachs entfällt dabei auf das Sehen, Hören und Lesen von Inhalten sowie auf die Kommunikation im Netz.

In diesem Jahr sind demnach 63,3 Millionen Menschen in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren online, dies entspricht einem Anteil von 90,3 Prozent. Die Steigerung liegt bei 0,9 Millionen bzw. 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders deutlich ist die Anzahl der Menschen gestiegen, die das Internet täglich nutzen, das Plus liegt hier bei 3,8 Millionen. Seit 2015 hat sich dieser Personenkreis um knapp 10 Millionen Menschen, von 44,5 auf 54,0 Millionen, erhöht und liegt aktuell bei 77 Prozent. Zum Medienkonsum wird das Internet von 39 Prozent täglich genutzt. Der Rest verteilt sich auf die Indi­vidual­kommu­nikation wie zum Beispiel das Schreiben von Nachrichten mit Messenger-Diensten sowie das Surfen, Shoppen, Suchen und Spielen.

Auch die tägliche Nutzungszeit im Internet steigt weiter. Sie liegt jetzt bei 196 Minuten (3:16 Stunden), das sind im Vergleich zum Vorjahr 47 Minuten mehr. Bei den unter 30-Jährigen beträgt sie knapp sechs Stunden, während die ab 70-Jährigen nicht einmal eine Stunde pro Tag online sind. Differenziert nach den Feldern Sehen, Hören und Lesen von Inhalten, werden 82 Minuten (1:22 Stunden) für Mediennutzung aufgewendet. Rund anderthalb Stunden (87 Minuten) werden mit Indi­vidual­kommuni­kation verbracht, die in vielen Fällen auf Chatdiensten wie WhatsApp basiert.

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