Gewalt im Netz

Facebook: Mehr Kontrolle gegen Gewaltinhalte

In den letzten Wochen und Monaten sorgten immer wieder Videos und Livestreams von Gewalttaten für Aufsehen und Fassungslosigkeit. Dagegen will der Social-Network-Konzern aktiver vorgehen.
Von Stefan Kirchner mit Material von dpa

Facebook Mark Zuckerberg will Gewaltvideos besser frühzeitig entfernen
Foto: dpa
Facebook will nach dem Schock über Gewaltvideos bei dem Online-Netzwerk 3 000 weitere Mitarbeiter zum Herausfiltern von Inhalten einstellen. Sie sollen im Laufe eines Jahres weltweit dazukommen, schrieb Gründer und Chef Mark Zuckerberg heute. Es ist eine drastische Ausweitung des Teams: Facebook enthüllte bei der Ankündigung auch, dass die "Millionen Hinweise pro Woche" bisher von 4 500 Mitarbeitern geprüft würden.

Das Online-Netzwerk mit rund 1,9 Milliarden Nutzern war in den vergangenen Wochen massiv in die Kritik geraten, nachdem mehrfach Videos mit Gewalttaten stundenlang auf der Plattform blieben. Erst filmte ein Amerikaner, wie er einen Passanten erschoss. Dann übertrug ein Mann in Thailand live bei Facebook, wie er seine Tochter tötete, und brachte sich dann selbst um. Facebook verlässt sich bei verbotenen Inhalten in den meisten Fällen auf Hinweise von Nutzern, die dann von Mitarbeitern geprüft werden. Lediglich bei Kinderpornografie wird Software eingesetzt, die sie automatisch herausfiltert.

Facebook Mark Zuckerberg will Gewaltvideos besser frühzeitig entfernen
Foto: dpa
"Wenn wir eine sichere Gemeinschaft aufbauen wollen, müssen wir schnell reagieren", schrieb Zuckerberg. Die zusätzlichen Prüfer sollen auch Hinweisen auf andere Probleme wie Hassrede nachgehen. In den vergangenen Monaten hatte Facebook bereits zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, auf Nutzer hinzuweisen, die bei Livestreams Anzeichen für Selbstmordgedanken zeigen. Vergangene Woche sei nach einem solchen Hinweis die Polizei alarmiert worden und habe einen Nutzer gestoppt, bevor er sich etwas antun konnte, hob Zuckerberg als positives Beispiel hervor. "In anderen Fällen hatten wir weniger Glück", räumte er ein.

Ambitioniertes Vorhaben

In den ersten Reaktionen wird das Vorhaben von Mark Zuckerberg mit großer Zustimmung begrüßt. Unklar ist jedoch, bis wann die zusätzlichen Mitarbeiter eingestellt werden. Ebenso ist noch offen, wie schnell die Schulung für diese sehr spezielle Aufgabe erfolgt und wie lange die Bewerber überhaupt in der Lage sind, dem psychischen Stress durch gewaltverherrlichende Inhalte zu widerstehen.

Andererseits ist das frühzeitige Auffinden und Entfernen derartiger Videos nicht die einzige Baustelle, mit der sich Facebook aktuell beschäftigt. Unter anderem spielt das Thema Fake-News mit eine zentrale Rolle. Zuletzt hatte der Konzern von Mark Zuckerberg eingeräumt, dass es sehr wohl staatliche Stellen gibt, die versucht hatten, gezielte Desinformation auf dem größten sozialen Netzwerk zu betreiben.

Mehr zum Thema Facebook