Reales Europa

5GCroCo: Grenzenloses 5G

17 Millionen Euro hat die EU in ein europäisches, grenzüberschreitendes Projekt gesteckt, um neue Funktionen von 5G in der Praxis zu erproben.
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Das Projekt 5GCroCo erprobt 5G grenzüberschreitend in der Praxis. Das Projekt 5GCroCo erprobt 5G grenzüberschreitend in der Praxis.
Bild: fotofabrika-fotolia.com, Logo: 3GPP, Montage: teltarif.de
5GCroCo ist nicht die große Koalition der 5G-Befürworter in Berlin, sondern ein am 1. November offiziell gestartetes Innovationsprojekt in Höhe von 17 Millionen Euro. Das soll die 5G-Konnektivität mit smarten Straßen im realen Leben erproben.

Grenzüberschreitend

Das Projekt 5GCroCo erprobt 5G grenzüberschreitend in der Praxis. Das Projekt 5GCroCo erprobt 5G grenzüberschreitend in der Praxis.
Bild: fotofabrika-fotolia.com, Logo: 3GPP, Montage: teltarif.de
Dabei wird die 5G-Technologie grenzüberschreitend ausprobiert. Enthalten sind mehrere Kilometer Autobahn, ferner die Städte Metz (Frankreich), Merzig (Deutschland) und die Stadt Luxemburg (Luxembourg), die über eine spezielle Teststrecke miteinander verbunden sind.

Drei Use-Cases

Drei Use-Cases (Anwendungsfälle) werden im Zusammenhang mit der kooperativen, vernetzten und automatisierten Mobilität (CCAM) getestet, die über 5G-Technologien realisiert werden sollen. Das sind eine erwartete kooperative Kollisionsvermeidung (Autos "reden miteinander, bevor es kracht"), die Erzeugung und Verteilung von dynamischen (und damit sehr aktuellen) extrem hochauflösenden Karten für automatisiertes Fahren und das "teleoperierte" Fahren, also die Fernsteuerung von Autos von einem Kontrollzentrum aus.

Dreijähriges Projekt: 24 Partner

Das auf drei Jahre angelegte Projekt, das von der Europäischen Kommission unter dem Dach der 5G Public Private Partnership (5G-PPP) mit knapp 13 Millionen Euro gefördert wurde, wird vom Centre Tecnològic de Telecomunicacions de Catalunya (CTTC, in Castelldefels bei Barcelona, Spanien) koordiniert. Leiter von 5GCroCo wird Dr. Jesus Alonso-Zarate, Leiter der CTTC-Abteilung für Maschine-zu-Maschine-Kommunikation sein.

Am Projekt sind 24 Partner aus sieben europäischen Ländern, darunter namhafte Unternehmen und Institutionen aus der Telekommunikations- und der Automobilwelt beteiligt. 5GCroCo koordiniert Beiträge von führenden Automobilherstellern, Tier-1-Netzbetreibern, Straßenbehörden, Mobilfunknetzbetreibern, Telekommunikationsanbietern und Universitäten.

Transeuropa-Teststrecke

5GCroCo wird seine umfangreichen Versuche auf eine spezielle europäische 5G-Teststrecke konzentrieren, welche Orte in Frankreich, Deutschland und Luxemburg miteinander verbindet. Sie ist Teil eines europaweiten Netzwerks von 5G-Strecken ("Korridoren"), die aufgrund einer Reihe regionaler Vereinbarungen entsteht.

Im Rahmen dieser Vereinbarungen wurden Hunderte von Kilometern europäischer Autobahnen für automatisierte Fahrversuche bereitgestellt. Sie decken Szenarien bis zur dritten Automatisierungsstufe (SAE Automated Driving Level 3) ab, der Stufe, in der ein Auto unter bestimmten Bedingungen mit einem anwesenden Fahrer alleine fahren kann (und darf).

Diese Strecken werden von der Europäischen Kommission im Rahmen ihres 5G-Aktionsplans unterstützt. Damit soll der kommerzielle Einsatz von 5G-Technologien bis zum Ende dieses Jahrzehnts sichergestellt werden. Als ersten Schritt vor dem großflächigen Europa-Einsatz wird 5GCroCo lokale Pilotprojekte in der Münchner Innenstadt, an der deutschen Autobahn A9 und auf der geschlossenen Teststrecke im französischen Montlhéry sowie im Stadtzentrum von Barcelona durchführen. Damit soll ein grenzüberschreitendes Stadtszenario simuliert ("emuliert") werden.

Anspruchsvolles Projekt

5GCroCo wird die 5G-Kerntechnologien in anspruchsvollen Szenarien mit grenzüberschreitenden, herstellerübergreifenden und betreiberübergreifenden Situationen testen ("validieren"), wobei der Schwerpunkt auf neuesten Technologien wie Mobile Edge Computing (MEC), Distributed Computing und 5G New Radio liegt. Ferner soll die Ende-zu-Ende-Servicequalität (QoS) mit Network Slicing, vorhersagender QoS und präziser Positionierung erprobt werden.

Darüber hinaus wird 5GCroCo neue Geschäftsmodelle untersuchen und mithelfen, die notwendigen Vorschriften und Frequenzen bereitstellen zu können, um den Erfolg von 5G für CCAM-Dienste zu gewährleisten. Die Ergebnisse von 5GCroCo werden in die Weiterentwicklung des 5G-Standards für die Telekommunikations- als auch für die Automobilindustrie (3GPP, ISO usw.) haben.

Führende Rolle Europas bei 5G

Die Teilnehmer am 5GCroCo liest sich wie ein WhoIsWho der europäischen TK-Szene Die Teilnehmer am 5GCroCo liest sich wie ein WhoIsWho der europäischen TK-Szene
Grafik: 5gcroco.eu
5GCroCo soll dazu beitragen, so heißt es in einer Erklärung, "die führende Rolle Europas bei der 5G-Technologie zu festigen und den Weg für den kommerziellen Einsatz von 5G für kooperative, vernetzte und automatisierte Mobilität in Europa und weltweit zu ebnen". Darüber soll 5GCroCo dem Endverbraucher neue Anwendungsmöglichkeiten bieten, z.B. das ferngesteuerte Fahren sowie die Erstellung und Nutzung hochauflösender Karten für das automatisierte Fahren in mehrsprachigen oder internationalen Umgebungen, beispielsweise auf Urlaubs- oder Ferienreisen.

Am 5GCroCo sind unter anderem die Deutsche Telekom, Orange (France Telecom), Post Luxembourg, die Netzwerkausrüster Ericsson, Huawei, Nokia, die Autohersteller Volkswagen und PSA (Citroen, Opel, Peugeot), der französische Autobahnbetreiber SANEF oder die HTW-Saar Forschungsgruppe und weitere Unternehmen und Institutionen beteiligt.

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