Keine Flatrate?

Entega: Flatrate für Strom, Internet und Telefon?

Der hessi­sche Strom­ver­sorger Entega versucht mit Kombi­paketen seine Strom­kunden von seinem Internet- und Tele­fonie-Angebot zu über­zeugen. Bishe­rige Telekom-Kunden surfen schneller, zahlen aber spürbar mehr.
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Der Stromversorger ENTEGA bündelt Strom, Internet und Telefon in Paketen, die er als FLAT bezeichnet, was aber nicht ganz passt. Der Stromversorger ENTEGA bündelt Strom, Internet und Telefon in Paketen, die er als FLAT bezeichnet, was aber nicht ganz passt.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Mit einer 3-in-1-Flat, bestehend aus Ökostrom, High­speed-Internet und Tele­fonie versucht der hessi­sche Ener­gie­ver­sorger Entega seine Kunden zu über­zeugen.

Entega liefert VSDL via Glas­faser im Oden­wald­kreis

Der Stromversorger ENTEGA bündelt Strom, Internet und Telefon in Paketen, die er als FLAT bezeichnet, was aber nicht ganz passt. Der Stromversorger ENTEGA bündelt Strom, Internet und Telefon in Paketen, die er als FLAT bezeichnet, was aber nicht ganz passt.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Im hessi­schen Oden­wald hatte Entega vom Land­kreis Oden­wald­kreis einst den Auftrag bekommen, bis zum letzten Bauernhof Leer­rohre für Glas­faser zu verlegen.

Nicht nur das: In verschie­denen Orts­netzen "gewann" die Entega den Vecto­ring-Ausbau im Nahbe­reich gegen die Deut­sche Telekom. Die ärger­liche Folge: Zufrie­denen Telekom-Kunden mit VSDL 50 flat­terte auf einmal eine Kündi­gung ins Haus, maximal 16 000 kBit/s seien künftig noch möglich.

Mancher Kunde dachte sich "16 000 reicht mir", aber Entega kann an gleiche Stelle jetzt bis zu 100 000er-VDSL anbieten, und das bringt manchen treuen Telekom-Kunden zum Grübeln oder zum Wech­seln.

Mobil­funk nicht im Angebot

Die Geschichte hat einen entschei­denden Haken: Mobil­funk kann Entega nicht anbieten, den Mobil­funk­an­schluss muss man also weiter von Telekom, Voda­fone oder o2 (oder einer Marke in diesen Netzen) nehmen. Und entschei­dend ist: Anrufe zum Mobil­te­lefon sind in den Ange­boten der Entega nicht inklu­sive, sondern müssen entweder extra einzeln oder über eine teure Option gebucht werden. Auch der beliebte Magen­ta­Eins Rabatt fällt für Telekom-Kunden, die ihren Fest­netz­an­schluss "mitnehmen", ersatzlos weg - macht 10 Euro mehr im Monat.

Eigent­lich gar keine echte Flat­rate

Zurück zur Strom-Flat­rate: Was Entega da bietet, sind Strom-Internet-Tele­fonie-Pakete, die sich nach dem Strom­ver­brauch "bis zu" richten und in Stufen von XS bis XL einge­teilt sind. Braucht jemand im Jahr mehr Strom, kommt er in das nächst größere Paket und damit eine höhere Rech­nung.

Fangen wir mit dem größten Paket an. Das heißt "Entega zuhause flat XL" und ist für 5-Personen-Haus­halte gedacht. Im Preis von 183,99 Euro (jeden Monat) sind bis zu 7000 kWh Ökostrom, eine Internet-Flat mit bis zu 100 MBit/s, eine Tele­fonie-Flat, aber nur ins deut­sche Fest­netz (kein Mobil­funk, keine Sonder­ruf­num­mern, kein Ausland) und für Neukunden eine kosten­lose Fritz!Box 7590 enthalten.

3-4-Personen-Haus­halte brau­chen nach Schät­zung der Entega etwa 4950 kWh im Jahr, dann sinkt der Preis auf 143,99 Euro. Wer sich mit weniger als 3000 kWh zufrieden gibt, kommt auf 117,99 Euro, das trifft auf zwei Personen oder spar­same 3-Perso­nen­haus­halte zu. Würde man unter 2400 kWh bleiben, würde das Paket auf 92,99 Euro im Monat sinken, unter 1300 kWh wäre es schon für 69,99 Euro möglich.

In allen Tarifen wird Neukunden ein Samsung Galaxy Tab A oder ein 150-Euro-Best­Choice-Gutschein einmalig dazu gelegt.

Lohnt sich das?

Wir haben einen Entega-Strom-Kunden, der sein Internet und Telefon noch bei der Telekom hat, einmal gebeten, uns seine Rech­nungen zu zeigen: Er braucht (3 Personen) ganz knapp 3000 kWh im Jahr und zahlt dafür derzeit 78 Euro monat­liche Abschlags­zah­lung (sein Tarif: 6 Euro pro Monat Grund­ge­bühr und 26,22 Cent pro kWh brutto). Sein Tele­fon­an­schluss ist ein Telekom "Magen­ta­Zu­hause Hybrid M" (50 MBit/s), der 39,95 Euro kostet, plus 4,95 Euro für den gemie­teten Router, also in Summe 44,90 Euro im Monat. Der Kunde hat auch einen Telekom-Mobil­funk­an­schluss, der mit Magen­ta­EINS -abatt jeden Monat 10 Euro güns­tiger wird und dadurch eine Flat­rate von seinem Fest­netz zu Mobil­funk enthält. Er würde bei Entega 117,99 Euro bezahlen im Vergleich bei der Telekom wären es 122,90 Euro. (Wir rechnen: Internet-Zugang/Telefon plus monat­li­cher Strom-Abschlag)

Dazu kämen noch die 10 Euro Rabatt­ver­lust und schwer abschätz­bare Kosten für Anrufe vom Fest­netz zu Mobil­funk. Selbst ohne ein einziges Fest-Mobil-Gespräch wäre Entega grob 5 Euro teurer.

Was spricht dafür?

Für Entega spräche: Das Fest­netz-Internet wäre gut doppelt so schnell wie bisher und vermut­lich auch stabiler, die Fritz!Box 7590 gibts gratis dazu und einmalig ein Galaxy Tab 8 oder 150 Euro käme als Gutschein.

Was sich wann lohnt, kommt stark auf den Einzel­fall an, man sollte also nicht vorschnell unter­schreiben. Dabei haben wir die Option, viel­leicht vorher nach einem anderen güns­ti­geren Strom­an­bieter zu suchen, nicht weiter über­prüft. Hier besteht auch noch Einspar­po­ten­zial, da die Entega nicht gerade zu den güns­tigsten Strom­an­bie­tern gehört.

Belie­fert Entega die Telekom?

Und noch eins: Mögli­cher­weise schließt die Deut­sche Telekom mit der Entega einen Belie­fe­rungs­ver­trag ab. Dann könnte die Telekom bei der Entega das schnel­lere Internet einkaufen, wo sie selbst nicht mehr bauen kann oder will. Der Telekom-Kunde behielte seinen gewohnten Telekom-Tarif und würde nur für ein paar Stunden oder viel­leicht auch unbe­merkt "umge­schaltet" und hätte fortan eine höhere Geschwin­dig­keit.

Wie der Stand der Verhand­lungen ist, wann ein solcher Vertrag wirksam werden könnte, falls über­haupt, weiß derzeit niemand.

Das Entega-Angebot gilt übri­gens nicht bundes­weit, sondern nur dort, wo Entega die Tele­fon­netze selbst ausge­baut hat, beispiels­weise im südli­chen Hessen.

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