Mehr Spielraum: Mit Droniq Drohnen aus der Ferne steuern
Heute noch Zukunftsmusik, bald Realität: Eine Drohne bringt einen Verbandskasten zum Unfallort
Foto: Droniq GmbH
Spricht man von Drohnen meint man in der Regel jene (Hobby-)Fluggeräte, die im Sichtkreis eines Piloten am Boden in die Luft aufsteigen und von oben Bilder aufnehmen. Das kann zur reinen Freude des Besitzers aber auch für Land- und Forstwirtschaft, zur Begutachtung von Unfällen durch Polizei oder Feuerwehr oder für Filmaufnahmen für Kinofilme oder das Fernsehen genutzt werden.
Überschreitet die Drohne eine gewisse Größe, braucht man einen Drohnenpilotenschein. Das Handycap war bisher immer, dass der Bediener (Pilot) die Drohne noch sehen und mit seiner Fernsteuerung auch erreichen musste. Für Fernsteuerungen gibt es (historisch) Frequenzen unterhalb von 50 MHz, verwendet werden heutzutage meistens 433 MHz oder 2,4 GHz, wo es Frequenzbereiche gibt, die ohne weitere Funkgenehmigung genutzt werden dürfen. 2,4 GHz ist übrigens auch der Bereich für heimisches WLAN und Babymonitore. Da aber Drohnen außerhalb von Wohnungen oder weitab von Häusern fliegen (sollten), war das bislang kein Problem.
Drohnen können mehr
Heute noch Zukunftsmusik, bald Realität: Eine Drohne bringt einen Verbandskasten zum Unfallort
Foto: Droniq GmbH
Nun kann man mit Drohnen viel mehr machen. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) und die Deutsche Telekom haben ein Gemeinschaftsunternehmen für den Drohnenmarkt gegründet, das den passenden Namen Droniq trägt. Droniq soll eine technische Plattform zur Ortung von Drohnen zur Verfügung stellen, die künftig Drohnenflüge auch außerhalb der Sichtweite des Piloten ermöglicht.
Sicherheit ausserhalb der Sichtweite?
Wie kann man die Sicherheit von Drohnenflügen gewährleisten, ohne dass der Steuerer seine Drohne stets im Blick haben muss und ohne dass es zu Konflikten mit dem bemannten Flugverkehr kommt? Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) und die Deutsche Telekom AG haben für diese Frage eine Lösung gefunden: Sie haben gemeinsam eine Technologie entwickelt, welche die Ortung von unbemannten Luftfahrtsystemen (im Luftfahrtenglisch Unmanned Aircraft Systems – UAS genannt) über das Mobilfunknetz ermöglicht. Das (theoretisch flächendeckende) Mobilfunknetz reicht auch bis zu den niedrig fliegenden Drohnen, wobei störende Abschattungen zum Funkturm in der Regel entfallen dürften, weil die Drohne ja "von oben" bessere Sicht zum Sender hat.
Damit wurde die zentrale Voraussetzung geschaffen, um Drohnen nicht nur im Nahbereich, sondern auch über größere Distanzen sicher einsetzen zu können – Grundlage für den wirtschaftlichen Betrieb der unbemannten Fluggeräte. „Mit unserer Technik wird es endlich möglich, das volle Potential professionell genutzter Drohnen ausschöpfen zu können. Dazu vereinen wir in Droniq das Luftfahrt-Knowhow der DFS mit der Mobilfunk-Kompetenz der Telekom“, erklärte Tim Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom dazu heute auf einer Pressekonferenz.
„Luftfahrt-Knowhow und Mobilfunk-Kompetenz“ bündeln
Kern des Produktangebots von Droniq ist ein UAS Traffic Management System (UTM), das die Positionsdaten der Drohnen verarbeitet und zusammen mit den Ortungsdaten der bemannten Luftfahrt darstellen kann, damit sich diese Luftraumnutzer nicht mehr gegenseitig in die Quere kommen. Auf diese Weise entsteht ein komplettes Luftlagebild.
Daneben bietet das UTM weitere Funktionen zum sicheren Betrieb von Drohnen im deutschen Luftraum. Dazu zählen die Möglichkeiten zur Registrierung, zur Missionsplanung oder für automatisierte Aufstiegsgenehmigungen. „Droniq bietet einen Einstieg in den kommerziellen Betrieb von unbemannten Fluggeräten, insbesondere für Drohnenflüge außerhalb der Sichtweite des Steuerers.
Dazu führen wir das deutschlandweit erste einsatzfähige UAS Traffic Management System in den Markt ein, um Drohnen sicher und effizient in den Luftraum zu integrieren“, sagt Prof. Klaus-Dieter Scheurle, CEO der DFS. Wer diesen Namen noch im Hinterkopf hat, Prof. Scheurle war einst Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), die später zur Bundesnetzagentur (BNetzA) wurde. Unter der Leitung von Scheurle wurden seinerzeit die UMTS-Frequenzen für rund 50 Milliarden Euro versteigert.
„Erstes einsatzfähiges UTM-System“
Die heute notwendige Hardware besteht aus einem speziellen Modem mit einer integrierten SIM-Karte. Dieses "Hook-on-device" übermittelt per Mobilfunk die Position der Drohne sowie dessen Kennung an das UTM. Über das Mobilfunknetz können außerdem nicht nur Basisdaten, sondern auch zusätzliche Informationen wie Bild- und Messdaten in Echtzeit übertragen werden.
Ziel von Droniq ist es, ihr Produkt zu einer rein digitalen Lösung weiterzuentwickeln. Voraussetzung hierfür ist, dass die Drohnen herstellerseitig standardmäßig mit einem LTE-Modul ausgestattet sind. Dann müssten die Nutzer nur noch die SIM-Karte in der Drohne aktivieren, um das UTM-System nutzen zu können.
Schrittweise Expansion geplant
Zunächst wird sich Droniq auf den deutschen Markt konzentrieren, den Heimatmarkt von DFS und Telekom. Eine spätere schrittweise Expansion ins europäische Ausland ist geplant.
Vorrangige Zielgruppen von Droniq sind vor allem gewerbliche Unternehmen aus den Bereichen Infrastruktur, Vermessung oder Landwirtschaft, die Drohnen außerhalb der Sichtweite fliegen wollen. Daneben kommen Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und des Rettungswesens sowie Nutzer aus dem Umfeld der allgemeinen Luftfahrt in Frage.
Schulungen für die Steuerung von Drohnen sowie individuelle Beratungsangebote gehören bereits heute zum Portfolio der Droniq GmbH.
Droniq: Wer ist wer?
Das Unternehmen Droniq GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein Joint-Venture-Unternehmen der DFS Deutsche Flugsicherung und der Deutschen Telekom AG. Geschäftsziel ist die Erbringung, Vermarktung und der Vertrieb von Dienstleistungen für Drohnen und andere Luftfahrzeuge in Europa. Seitens der DFS hält deren Tochtergesellschaft DFS IBS GmbH 51 Prozent der Anteile, die Deutsche Telekom ist über ihre Tochtergesellschaft "Telekom Innovation Pool GmbH" mit 49 Prozent an Droniq beteiligt.
Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit rund 5400 Mitarbeitern. Die DFS sorgt für den sicheren und (möglichst) pünktlichen Flugverlauf. Rund 2000 Fluglotsen leiten täglich bis zu 10000 Flüge durch den deutschen Luftraum, im Jahr mehr als drei Millionen. Deutschland ist damit das luftverkehrsreichste Land in Europa. Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in Langen, Bremen, Karlsruhe und München sowie Tower an den 16 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland.
Die Tochtergesellschaft "DFS Aviation Services GmbH" vermarktet flugsicherungsnahe Produkte und Dienstleistungen und ist für die Flugverkehrskontrolle an neun deutschen Regionalflughäfen sowie an den Flughäfen London-Gatwick und Edinburgh verantwortlich.
Die Deutsche Telekom AG gehört mit weltweit rund 178 Millionen Mobilfunk-Kunden, 28 Millionen Festnetz- und etwa 120 Millionen Breitband-Anschlüssen zu den - nach eigenen Angaben - "führenden integrierten Telekommunikations-Unternehmen" in mehr als 50 Ländern weltweit.
Im Geschäftsjahr 2017 wurde mit weltweit rund 216 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 75,7 Milliarden Euro erwirtschaftet – rund 66 Prozent davon außerhalb Deutschlands.