10 Prozent der Haushalte in Deutschland besitzen ein DAB-Gerät
Rückläufige Zahlen für UKW auf hohem Niveau, eine Stagnation beim Internetradio mit nach wie vor leichtem Wachstum bei Mobil-Geräten und deutliche Anstiege beim Verbreitungsweg DAB+, wenn auch immer noch auf geringem Niveau - das sind die ersten Ergebnisse des Digitalisierungsberichtes 2015 der Landesmedienanstalten, die am gestrigen Montag vorab auf der IFA präsentiert wurden.
Die vom Institut für angewandte Kommunikationsforschung (Reichweitenerhebung) und TNS Infratest (Digitalisierungsbericht) erhobenen Daten weisen dabei hohe Zuwachsraten für den digital-terrestrischen Übertragungsstandart DAB+ aus. 10 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügen aktuell über ein DAB+ Empfangsgerät (Vorjahr 7,5 Prozent), das sind etwas mehr als 4 Millionen Haushalte und damit gut eine halbe Million mehr als Mitte 2014. Und: Wer bereits in den Kontakt mit DAB+ gekommen ist, wünscht sich gleich weitere Geräte, denn der Trend geht inzwischen zum Zweitgerät. Durchschnittlich stehen 1,6 DAB+-fähige Radiogeräte in jedem deutschen Haushalt. DAB-Angebote werden inzwischen von 11 Prozent der Bevölkerung genutzt, die Tagesreichweite liegt knapp über 5 Millionen Menschen.
Rückläufige Zahlen für UKW
Bild: sonoro
Radio Energy ist beliebtestes privates Programm über DAB+
Die Reichweitenerhebung ist ein Novum. Laut dieser werden die öffentlich-rechtlichen ARD-Anstalten von rund 2,9 Millionen Hörer von montags bis freitags genutzt, die privaten Sender kommen auf eine Tagesreichweite von 2,2 Millionen Hörer. Das am meisten eingeschaltete Radioprogramm über DAB ist EinsLive (WDR), das beliebteste Privatradio ist - mit Sicherheit auch wegen der Fußballübertragungen - Radio Energy. Mit großem Abstand folgt die Welle für elektronische Musik, sunshine live, an zweiter Stelle.
Zur IFA startete auch die nächste Ausbaurunde beim bundesweiten Multiplex. Nach der Aufschaltung des Senders Löbau in der Lausitz versorgen aktuell 61 Sender knapp 63 Prozent der Fläche der Bundesrepublik mit DAB+. Mit 81 Sendern und einer erhöhten Sendeleistung soll dieser Wert Ende des Jahres auf 79 Prozent steigen. Ende 2016 nähere man sich mit einer Abdeckung von knapp 92 Prozent und 110 Sendern der Vollversorgung, unter anderen gebe es einen 100-prozentigen Ausbau der Autobahnen.
Euphorie beim MDR, Skepsis bei den Privaten
Karola Wille, MDR-Intendantin und Vorsitzende der ARD-Lenkungsgruppe Digitalradio, nahm die Zahlen zur Entwicklung des digitalen Radiomarktes mit Freude zur Kenntnis: "Die Ergebnisse des Digitalisierungsberichts und der ersten Reichweitenerhebung für DAB+ Hörfunkangebote zeigen deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind und DAB+ bei den Menschen ankommt. Schließlich entscheiden die Menschen selbst, über welche Technologie sie unsere Programmangebote empfangen."
Die Branche hatte den neuen Digitalisierungsbericht optimistisch gespannt erwartet. "Die Ergebnisse bestätigen den eingeschlagenen Weg, Digitalradio über DAB+ konsequent einzuführen", so Wille. Der Schulterschluss mit der Politik und das in diesem Zusammenhang von Staatssekretärin Dorothee Bär initiierte Digitalradioboard, die positiven Signale der privaten Programmveranstalter, wachsende Programmvielfalt sowie das Engagement der Endgerätehersteller ließen "ein gutes Jahr für DAB+" erwarten.
Weniger euphorisch zeigte sich in einem anschließenden Panel auf der IFA Hans-Dieter Hillmoth, Geschäftsführer von HitRadio FFH in Hessen. Er mahnte an, dass der Privatfunk ohne eine finanzielle Förderung einen Simulcast UKW-DAB+ nicht stemmen könnte. Sobald dieses Problem gelöst werde, sei der Weg für DAB+ als UKW-Nachfolger jedoch geebnet. Über verschiedene Wege einer solchen finanziellen Förderung diskutierten die Teilnehmer des Panels. Immer wieder kam das Gespräch auf eine teilweise Verwendung der Einnahmen aus der letzten Versteigerung von bisher vom Rundfunk genutzten Frequenzen (Digitale Dividende II) sowie des Überschusses aus dem Rundfunkbeitrag für die Digitalisierung des Hörfunks.
Vor wenigen Tagen läutete ein Privatsender den Start der sukzessiven analogen UKW-Abschaltung in Deutschland ein.