Digitalradio

Neues Projektbüro soll DAB+ in Deutschland noch bekannter machen

Das am Anfang des Jahres ins Leben gerufene Digitalradio Board hat weitere Aktionen in die Wege geleitet, um Deutschland langsam auf den Umstieg vom analogen UKW-Radio auf Digitalradio DAB+ vorzubereiten. Unter anderem wurde über die Einrichtung eines Projektbüros beraten.
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Sollen in Europa zur Pflicht werden: Radiogeräte mit DAB Plus Sollen in Europa zur Pflicht werden: Radiogeräte mit DAB Plus
Bild: Muse
Es stehen schon viele Digitalradio-Geräte in deutschen Haushalten, aber noch bei weitem nicht genug um den analogen UKW-Hörfunk in naher Zukunft abschalten zu können. Zehn Prozent der deutschen Haushalte haben derzeit mindestens ein DAB+-taugliches Empfangsgerät. In seiner zweiten Sitzung hat das Digitalradio Board des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) daher erste Beschlüsse zur Transformation der Hörfunkverbreitung in die digitale Zukunft gefasst. Unter Leitung der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), Dorothee Bär, wurde über die Einrichtung eines Projektbüros, die europäische Smart-Radio-Initiative und Finanzierungsfragen beraten. Die Sitzung fand bereits Ende September statt, Ergebnisse wurden jedoch erst jetzt veröffentlicht.

Im ersten Schritt wollen die Landesmedienanstalten gemeinsam mit dem Deutschlandradio ein Konzept für die Einrichtung eines Digitalradio-Projektbüros entwickeln und zur nächsten Sitzung des Boards vorlegen. Das Büro soll die Bevölkerung über die Vorteile von Digitalradio gegenüber dem analogen UKW-Hörfunk informieren und darüber hinaus die Zusammenarbeit der Beteiligten koordinieren.

Verpflichtung: Digitalradio-Chip in allen neuen Radios

Sollen in Europa zur Pflicht werden: Radiogeräte mit DAB Plus Sollen in Europa zur Pflicht werden: Radiogeräte mit DAB Plus
Bild: Muse
Das BMVI wolle die Initiative ergreifen, um auf europäischer Ebene im Rahmen der Diskussion zur Universaldiensterichtlinie ("Smart Radio") eine verpflichtende Ausstattung von Audio-Empfangsgeräten mit Multinorm-Empfangschips zu erreichen. Demnach soll es in Zukunft nur noch Radiogeräte geben, die neben dem analogen UKW-Empfang auch zumindest terrestrisches Digitalradio (DAB/DAB+) oder sogar Internetradio eingebaut haben. Aktuell sind von zehn verkauften Radiogeräten in Deutschland immer noch rund sieben rein analoge Empfänger ohne DAB+ und/oder Internetradio-Funktion.

Da die Kosten der Umstellung auf die digitale Hörfunkübertragung insbesondere kleineren, lokalen Hörfunkveranstaltern große finanzielle Hürden aufbürdet und diese eine zusätzliche Verbreitung zu UKW alleine nicht tragen können, soll darüber hinaus ein Förderszenario entwickelt werden. Dazu wollen die Privatradio-Verbände Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) und Arbeitsgemeinschaft privater Rundfunk (APR) bis zur nächsten Sitzung des Digitalradio Boards gemeinsam mit der Bundesnetzagentur auf Basis konkreter Frequenzplanungen unterschiedliche Szenarien betrachten. Dabei sollen die Verbände untersuchen, wie viele Frequenzen zur Versorgung einer bestimmten Hörfunklandschaft benötigt werden, was die Umstellung kosten wird und welchen Anteil die Beteiligten davon selbst tragen können, beziehungsweise wie viele zusätzliche Mittel benötigt werden.

Radios aus dem Ausland starten über DAB+ in Deutschland

Einen interessanten Neuzugang auf DAB+ gibt es derweil in Berlin: Es handelt sich um Panjab Radio aus Großbritannien, ein Radiosender, der die aus rund 20 000 Personen bestehende indische und pakistanische Gemeinde in der deutschen Hauptstadt erreichen will. Das Programm wird im regionalen Multiplex auf Kanal 7D ausgestrahlt. Das Programm ist in Punjabi und Englisch moderiert und besteht aus indischer und pakistanischer Popmusik sowie Informationen. Es ist nach dem französischen FG Radio der zweite Sender aus dem Ausland, der auf DAB+ in der Hauptstadt zu hören ist.

Dabei wird es aber möglicherweise nicht bleiben. Laut Informationen von teltarif.de möchte Quatar Radio aus dem Emirat Katar in mehreren Bundesländern im Digitalradio senden und hat entsprechende Anfragen bei Medienanstalten und Digitalradio-Gesellschaften gestellt. Zielgruppe ist die in Deutschland lebende arabischsprachige Bevölkerung, zu der auch die für 2015 erwarteten eine Million Flüchtlinge und Asylbewerber gehören.

Bewerber für Bayern stehen fest

Unterdessen hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) bekannt gegeben, wer sich auf ausgeschriebene Kapazitäten für DAB+ in München, Ingolstadt und Augsburg beworben hat. Mit gleich vier Formaten gehört das Pfaffenhofener Unternehnmen PN Medien mit dabei. PN Medien betreibt auf DAB+ bereits das Dance-Radio PN Eins, das zwischen Dezember 2015 und Januar 2016 in den landesweiten Kanal 10D wechseln wird. In den Regionalensembles Ingolstadt und Augsburg ist man ferner mit dem Programm Ilmwelle aktiv. Zu den neuen Programmen, die PN Medien nun noch auf DAB+ starten will, wollte das Unternehmen noch keine Angaben machen.

Zu den Bewerbern gehört auch der Berliner Sender Top 20 Radio, bei dem bekannte Radio-Personalities wie Elmar Hörig oder Margarethe Schreinemakers zu hören sind. Bisher wird das Programm nur im Internet ausgestrahlt. In Ingolstadt gibt es mit dem Kulturkanal Radio 10 einen weiteren Bewerber, ferner wollen das Münchner Kirchenradio und Radio München ihr Kanalsplitting aufgeben und haben sich jeweils um 24 Stunden-Plätze beworben.

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