5G-Auktion

Start der 5G-Auktion in Mainz: "Das ist kein Wunderfunk"

Fernsehen und Radio, Wirtschaftszeitungen, Fachpresse: Der Startschuss der Frequenzauktion für 5G-Kapazitätsfrequenzen in Mainz erregt großes Aufsehen.
Aus der Bundesnetzagentur in Mainz berichtet

Mainz, Canisius-Straße 21: Die „Zentrale“ der Bundesnetzagentur in Mainz steht ab heute im Brennpunkt des Medieninteresses. Der große Saal ist bis zum letzten Platz dicht besetzt - Kamerateams, Mikrofone. Im Saal Vertreter der etablierten Netzbetreiber Telefónica, Telekom und Vodafone und (inkognito) 1&1-Drillisch. Dann Aufregung unter den Journalisten: Der für Regulierungsfragen zuständige 1&1-Pressesprecher Brandes hat kurzfristig abgesagt, sein Team ist aber da.

Pünktlich um 10 Uhr erläutert der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, nochmal den Ablauf. Die heute zur Auktion anstehenden Frequenzen sind nicht für die Flächenversorgung geeignet. Ja, es gibt Auflagen für eine bessere Versorgung, eine bessere Flächenversorgung. Es war und ist immer klar, dass es Regionen gibt, die man eigenwirtschaftlich nicht versorgen kann. Hier soll es Ausschreibungen geben.

Warum kein französisches Modell?

Wenige Minuten nach 10 Uhr drückte Präsident Homann (3. v.l.) den entscheidenden Knopf einer vollanalogen Stop-Uhr. Wenige Minuten nach 10 Uhr drückte Präsident Homann (3. v.l.) den entscheidenden Knopf einer vollanalogen Stop-Uhr.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Frequenznachfrage, so Homann, ist größer als das zur Verfügung stehende Angebot, also muss es eine Versteigerung geben. Ein „Beauty Contest“, (wo sich alle zu Wort melden können, die etwas haben möchten und es dann bekommen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen) ist für ihn keine Alternative.

Ein vierter Anbieter spreche für die Konzeption, sorge für guten Wettbewerb. Homann hat bemerkt, dass die Erwartungen an Auktion und Politik gigantisch sind. Wörtlich: „Das ist kein Wunderfunk!“. Die Frequenzen sind für bestimmte Anwendungen geeignet. Erste Anwendungen werde man ganz klar in der Industrie sehen. Geringe Latenz und hohe Datensätze seien nicht für alle Einsatzzwecke notwendig.

Neue Strahlendiskussion?

Nur eine Handvoll Demonstranten äußerten Bedenken gegen 5G, wobei es ihnen neben der Strahlenbelastung um einen Verlust von Demokratie im "Überwachungsstaat" gehe. Nur eine Handvoll Demonstranten äußerten Bedenken gegen 5G, wobei es ihnen neben der Strahlenbelastung um einen Verlust von Demokratie im "Überwachungsstaat" gehe.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Homann sieht auch eine „Strahlenschutzdiskussion“ auf uns zu kommen, ging aber zu den Bedenken der wenigen Demonstranten vor dem Gebäude nicht näher ein.

Ihm war es wichtig, die Auflagen zur Versteigerung möglichst gerichtsfest zu machen. Dem versammelten Fachpublikum riet Homann die Begründungen der Klageabweisungen anzuschauen, darin seien „viele Hinweise für die Zukunft“ enthalten.

Auch die Differenzierung einzelner Anbieter sei richtig. Für den vierten neuen Anbieter gelten andere Anforderungen, da er ja ganz von vorne anfängt. Die Netzagentur habe durchaus Interesse an Kooperationen.

Kein Startschuss, sondern ein laufender Prozess

Das Bieter-Team von Telefónica (o2) Das Bieter-Team von Telefónica (o2)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Den Grundstein für die Versteigerung hatte die Netzagentur schon vor drei Jahren gelegt. Das Verfahren solle nicht als „ein Schuss“ gesehen werden, sondern als laufender Prozess. "Heute wird nicht in ein paar Wochen die 5G-Zukunft versteigert".

Homann konnte sich den Hinweis auf die Schweiz nicht verkneifen: Die Schweiz habe erst jetzt 700 MHz versteigert, was in Deutschland schon 2015 passiert sei. Die Auflagen in der Schweiz sähen 50 Prozent Versorgung bis 2024 vor.

Echte Versteigerung

Bereit fürs Familienalbum in Mainz: Das Bieter-Team der Telekom Bereit fürs Familienalbum in Mainz: Das Bieter-Team der Telekom
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Homann legt Wert darauf, dass die Frequenzen in einer „echten Versteigerung“ vergeben werden. Gegen eine Online-Auktion hatten Sicherheitsgründe gesprochen. Die Bieterteams sitzen voneinander getrennt, in extra abgesicherten abhörsicheren Räumen. Deren Fenster wurden mit Metallfolie beklebt, um ein Abhören - etwa durch geschicktes Anstrahlen einer geöffneten Chips-Tüte, die als „Mikrofon“ dienen könnte - zu verhindern. Dabei hat man sich vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beraten lassen. Private Handys, Computer und so weiter müssen abgegeben werden. Es gibt nur eine Telefonverbindung zur Konzernzentrale.

Um was geht es?

Auch Vodafone ist mit einem Bieter-Team vertreten. Auch Vodafone ist mit einem Bieter-Team vertreten.
Bild: Vodafone
Seit heute geht es um insgesamt 420 MHz in 41 Blöcken (für einen fest verbundenen 20 MHz-Block braucht man zwei Bietrechte). Die Blöcke sind bei 2 GHz gepaart und jeweils 5 MHz („groß“) und bei 3,4 GHz 10 MHz breit. Dort wird TDD (Time Division Duplex) verwendet, quasi eine Art Ping-Pong Verfahren, wie beim Tischtennis.

Wann ist Schluss?

Verpflegung für die Journalisten vor der Bundesnetzagentur: Dieser Citroen HY stammt aus dem Jahre 1956 Verpflegung für die Journalisten vor der Bundesnetzagentur: Dieser Citroen HY stammt aus dem Jahre 1956
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Versteigerung ist zu Ende, wenn keine höheren Angebote abgegeben werden. Homann hat „keine konkrete Idee, wie lange es dauert“. Auf den Fluren der Netzagentur wurden 3-6 Wochen gehandelt, einige vermuteten sogar noch länger.

Die Bundesnetzagentur hat kein eigenes Interesse an Einnahmen, denn die kommen in den im Koalitionsvertrag vereinbarten Breitbandausbau. Diese Einnahmen werden vom Bund dann auf 12 Milliarden aufgefüllt. Die Versteigerung selbst könnte 3-5 Milliarden bringen, vermuten Beobachter. Im Moment ist das aber alles eher Wahrsagerei, als fundierte Fakten.

Recht forsch ist der Auktions-Neuling 1&1 Drillisch in die Auktion gestartet. In einer separaten Meldung berichten wir darüber, dass Telekom, Vodafone und o2 momentan noch zurückhaltend sind.

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