BREKO in Brüssel: Nicht ohne meine Glasfaser
BREKO-Diskussion in Brüssel. Von links: Wegener(Siemens), Whelan (EECC), Sinemus (Land Hessen), Westfal (BREKO), Arcidiacono (EBU), Stolton (Moderation)
Foto: BREKO
Der Glasfaserverband BREKO (Breitbandkommunikation) hat gestern gemeinsam mit der Association of European Journalists (AEJ) zu einer hochkarätigen politischen Abendveranstaltung in Brüssel eingeladen. Unter dem Motto "Europa auf dem Weg zur Gigabit-Gesellschaft? Nicht ohne Glasfaser!" diskutierten hochrangige Teilnehmer aus Politik, Industrie und Telekommunikationsbranche unter der Leitung des Euractiv Redakteurs Samuel Stolton vor ausverkauftem Haus über die Notwendigkeit flächendeckend verfügbarer Glasfasernetze als Basis für eine moderne und nachhaltige Digitalwirtschaft sowie die künftige europäische Gigabit-Gesellschaft und 5G.
Nur Glasfaser ist zukunftssicher
BREKO-Diskussion in Brüssel. Von links: Wegener(Siemens), Whelan (EECC), Sinemus (Land Hessen), Westfal (BREKO), Arcidiacono (EBU), Stolton (Moderation)
Foto: BREKO
Die klare Erkenntnis dieser hochrangigen besetzten Diskussionsrunde mit BREKO-Präsident Norbert Westfal, der hessischen Digitalministerin Kristina Sinemus, Siemens-Vizepräsident Dieter Wegener, dem Direktor für elektronische Kommunikationsnetze und -Dienste bei der EU-Kommission, Anthony Whelan, sowie Antonio Arcidiacono, Direktor bei der European Broadcasting Union (EBU): Damit der Weg zur europäischen Gigabit-Gesellschaft einschließlich einer florierenden Digitalwirtschaft gelingt, braucht es reine Glasfaser als zukunftssichere, nachhaltige digitale Basis-Infrastruktur überall in ganz Europa. Auch die ambitionierten Ziele, die mit der Einführung des künftigen Mobilfunkstandards 5G verknüpft sind, werden sich nur mit flächendeckend verfügbarer Glasfaser erreichen lassen. Hier brauche es "einen synergetischen Rollout" von zukunftssicherer Glasfaser und von 5G.
Ohne Glasfaserverbindungen zu den Mobilfunk-Stationen seien extrem hohe Geschwindigkeiten und niedrige Reaktionszeiten nicht zu machen.
Breitbandziele neu definieren: FTTB für alle?
Europas bisherige Breitbandziele (100 MBit/s für alle Europäer bis 2025) würden relativ bald veraltet sein, stellte Norbert Westfal fest. "Wir brauchen ein neues Infrastruktur-Ziel: Europa braucht zukunftssicherer Glasfaser in jedes Gebäude.” Wenn der europäische elektronische Communications Codex in nationale Gesetze gegossen wäre, bleibe keine Alternative, ein anspruchsvolles Voll-Glasfaser-Ausbau-Ziel in allen 28 Mitgliedsstaaten zu setzen, betonte Westfal.
Dieter Wegener, Vorsitzender „Industrie 4.0“ beim Deutschen Industrieverband ZVEI und Vice-President bei Siemens, stimmte dem uneingeschränkt zu. “Ohne Zweifel braucht die moderne Digital-Industrie hochzuverlässige und ultra-schnelle Breitband-Verbindungen. Diese Werte lassen sich nur durch vollständige Glasfaser-Netze erreichen, die uns Maschine-zu-Maschine-(M2M)-Lösungen und die Verbindung der ganzen Industrie-Standorte mit 5G ermöglichen."
Nächstes Ziel VHC-Netze
Anthony Whelan, EU-Kommissions-Direktor für elektronische Kommunikations-Netze und Dienstleistungen, erklärte, was die Regulierer machen können, um den Aufbau von Netzen mit höchster Kapazität (VHC) voran zu bringen. Er betonte, dass es das Ziel des neuen Europäischen Elektronische Kommunications Kodex (EECC), der Ende 2018 in Kraft trat, sei, Investitionen zu steigern und VHC-Netze zu bauen, um Wettbewerb im Markt zu erreichen.
"Die politischen Ziele für VHC-Netze wurden auf der Basis von Glasfaser-Tests erstellt. Die Migration zu FTTB/FTTH sei eine einzigartige Herausforderung, speziell für Deutschland, wo solche (Glas-)Netze noch vergleichsweise selten seien. Man dürfe nicht vergessen, dass das nicht nur für Festnetzverbindungen, sondern auch für alle anderen Arten von Connectivity gelte, einschließlich der Möglichkeiten, welche durch die künftigen Europäischen Zukunfts-5G-Netze per Mobilfunk möglich werden.
Der europäische Kodex wurde bereits in nationales Recht der 28 Mitgliedsländer überführt. Der BREKO-Verband plädiert dafür, in die Glasfaser-Ziele "FTTB" als "Mindest-Standard" für VHC-Netze in ganz Europa aufzunehmen.
Hessen will sich selbst um 5G-Rollout kümmern
Dr. Kristina Sinemus, neue Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung in Hessen [Link entfernt] , ist sich bewusst, dass in Deutschland noch VHC-Glasfaser-Netze fehlen. Es sei aber die Verfügbarkeit von Glasfaser in der letzten Zeit spürbar gewachsen, wohl in erster Linie durch die Wettbewerber der Deutschen Telekom. Insbesondere die Mitglieder des BREKO seien an vorderster Stelle zu finden gewesen.
"Mobiler Zugriff auf Daten wird immer wichtiger und unsere Gesellschaft umwandeln, wie wir Kommunikation sehen und die Anforderungen an die dazugehörende Infrastruktur. 5G werde der Entwicklung sicher einen signifikanten Anschub geben. "Wir in Hessen haben das verstanden und planen den Aufbau von 5G zu beschleunigen. Die Landesregierung hat den Aufbau und die Unterstützung des 5G-Ausbaus als Schlüsselziel in ihre Gigabit-Strategie für Hessen im Jahre 2018 geschrieben. Wir möchten die Pioniere auf diesem Gebiet in Deutschland sein, genauso wie wir die LTE-Abdeckung verbessern wollen."
5G für und durch den Rundfunk
Antonio Arcidiacono, Technik-Chef bei der Europäischen Rundfunk Union (EBU) unterstrich die Bedeutung der Einführung eines 5G-Rundfunk-Profils, indem bereits bestehende Sendetürme und Satelliten Netze verwendet werden. Glasfaser sei die wichtigste Basis-Infrastruktur, um die 5G-Verteilungs-Inseln zu versorgen.
5G sei für die europäischen Rundfunker wichtig: 5G könne die Medien-Industrie unterstützen und das tägliche Geschäft der Journalisten revolutionieren, z.B. ein Sport-Stadion, worin 5G-Realtime-Kameras mit Glasfaser verbunden sind. In der mobilen Ausspielung könnten Inhalte von höchster Qualität an Millionen von Nutzern zur gleichen Zeit verteilt werden, indem bereits existierende Rundfunk-Sendetürme genutzt würden.
Ohne Glasfaser läuft nichts
Am Ende waren sich alle Teilnehmer einig: Ohne Glasfaser läuft da nix. Das Ziel ist klar: Glasfaser über den ganzen europäischen Kontinent zu spannen, um 5G-Weltmarktführer zu werden.